Ultras protestieren gegen die Zerstörung der Fankultur

Stuttgart (dpa) - Dem „Commando Cannstatt“ und anderen Hardcore-Anhängern des VfB Stuttgart geht es ums Prinzip. Sie werten die Ansetzung des Montagsspiels bei Werder Bremen als weitere Missachtung der Faninteressen durch die aus ihrer Sicht abgehobene Deutsche Fußball Liga (DFL).

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Die Ultras rücken von ihrem Boykott nicht ab - selbst angesichts des drohenden Absturzes in die Zweitklassigkeit des Tabellen-15. im Schlüsselspiel beim zwei Zähler weniger aufweisenden Drittletzten. Nur 780 Schwaben kauften sich ein Ticket, die Partie ist trotz der Proteste auf beiden Seiten aber ausverkauft.

Von der Saison 2017/2018 an stehen in der Fußball-Bundesliga fünf Montagabendspiele auf dem Programm. Viele Fans fürchten, dass dies erst der Anfang einer weiteren Zersplitterung des Erstliga-Spielplans aus kommerziellen Gründen sein könnte. Spaniens Primera Divisíon und Englands Premier League sind für die eingefleischten Fußball-Nostalgiker mit ihren ausgefransten Spieltagen abschreckende Beispiele.

In einer gemeinsamen Erklärung „aller Fanclubs und Gruppen“ der legendären Cannstatter Kurve im Stuttgarter Stadion stellten die Ultras vom „Commando Cannstatt“ klar, dass ihnen das Schicksal ihres Lieblingsclubs keinesfalls egal ist, sondern es ausschließlich um ein Zeichen gegen vermeintliche Verbandsbonzen geht: „Lasst uns lautstark gegen die fußballzerstörenden Mörder der Fankultur auf die Straße gehen und unsere Meinung manifestieren.“

Bei einem Protestmarsch am Sonntag (Start: 13.00 Uhr) vom Cannstatter Bahnhof zum VfB-Trainingsgelände wollen die Fans zweierlei ausdrücken: Zum einen massiven Protest gegen diese Partie und Montagsspiele im Allgemeinen, zum anderen ihren VfB vor dem Abflug nach Bremen lautstark unterstützen.

„So bitter es für uns ist, dass viele Fans nicht dabei sind, muss man Verständnis für ihre Entscheidung haben“, sagte VfB-Sportvorstand Robin Dutt. „Es ist super, dass sie am Sonntag vor unserem Abflug kommen wollen. Das ist eine tolle Geste, ein gutes Zeichen. Aber es ist kein Thema, dass wir lieber mit Fans anreisen würden.“ Versuche seitens des Vereins, seine Anhänger angesichts der Brisanz dieser Partie noch umzustimmen, gibt es keine: „Die Entscheidung ist getroffen, das gilt es zu respektieren“, urteilte Dutt und wies darauf hin, dass „die Fans ihre Entscheidung damals in einer anderen Situation getroffen“ hätten.

Aber in der Frage Montagsspiele geht es letztlich um wesentlich mehr als den aktuellen Boykott und Protest der VfB-Anhänger. Es geht um die künftige Spielplangestaltung. „Ich glaube, es gibt keinen, der für eine Zersplitterung der Spieltage groß Freund ist. Ich habe ja noch Zeiten erlebt, als neunmal um 15.30 Uhr am Samstag gespielt wurde“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge. „Das Problem ist: Wir wollen alle viel Geld vom Fernsehen haben, und wenn man viel Geld vom Fernsehen haben will, dann muss wahrscheinlich dem Fernsehen hin und wieder ein Stück mehr Zucker in den Kaffee reinschütten und dementsprechend nützt es nichts, wenn man lamentiert.“

Auch Dutt scheint trotz des aktuellen Nachteils kein grundsätzlicher Gegner dieser Ausweitung zu sein. „Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu Montagsspielen generell zu äußern“, deutete der Manager Flexibilität bei dieser Frage an. Und auch für Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin ist der Terminkalender noch im Rahmen: „Ich bin schon positiv, wir dürfen uns gewissen Dingen nicht verschließen.“