Umbruch beim HSV: Nach Rost geht auch Trochowski
Hamburg (dpa) - Der Umbruch beim Hamburger SV ist in vollem Gang. Frank Rost ist nur der erste einer Reihe von Kandidaten, die den Fußball-Bundesligisten verlassen werden.
Nach dem Torwart-Oldie, dessen Abschied zum Saisonende verkündet worden war, wurde jetzt bekannt, dass in Piotr Trochowski ein zweiter Führungsspieler den Traditionsclub verlässt. Den 27 Jahre alten Nationalspieler zieht es nach Spanien. „Piotr wird in Sevilla einen Vierjahresvertrag unterschreiben“, bestätigte sein Berater Roman Grill der Nachrichtenagentur dpa.
Der Mittelfeldakteur zieht damit die Konsequenzen aus der langen Nicht-Berücksichtigung in der Bundesliga. Die Verbannung auf die Reservebank, die sich in dieser Saison unter Ex-Trainer Armin Veh und dessen Nachfolger Michael Oenning noch verstärkte, hat neben schwachen Leistungen zuletzt sogar dazu geführt, dass Trochowski nicht mehr für die Nationalmannschaft nominiert wurde. Dies will „Troche“, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft und der deshalb ablösefrei ist, nicht länger mitmachen.
So setzt sich der Umbruch in den HSV-Reihen fort. Insgesamt enden acht Verträge in diesem Sommer und sogar rund ein Dutzend im Sommer 2012. Während der langjährige Präsident Bernd Hoffmann im Vorjahr von Charaktertests und einem neuen Gesicht des Teams sprach, dann aber mit Unruheherd Paolo Guerrero verlängerte, macht sein Nachfolger nun Ernst. „Der Gehaltsetat wird in der kommenden Saison weit unter dem bisherigen liegen“, kündigte Carl Jarchow an. Der Bundesliga-Siebte muss zum zweiten Mal nacheinander ohne Europacup-Einnahmen planen und kann die 47 Millionen Euro für die Profi-Abteilung nicht mehr zahlen.
Nicht zuletzt deshalb ist auch der Verbleib von Guerrero und Eljero Elia trotz gültiger Verträge ungewiss. Beide Offensivkräfte könnten bei einem angemessenen Ablöse-Angebot gehen. Guerrero zählt mit 4,5 Millionen Euro Jahresgage zu den Top-Verdienern, lässt aber wie Oranje-Auswahlkicker Elia die Konstanz vermissen.
Unbedingt beim HSV bleiben sollen hingegen Zé Roberto und Mladen Petric. Während der Kontrakt des Brasilianers endet, lauft der des kroatischen Stürmers noch ein weiteres Jahr. In Kürze werde man sich zusammensetzen, denn man wolle auch weiter einige erfahrene Spieler im Kader haben, sagte Jarchow. „Zé Roberto würden wir gern halten.“ Und Interimscoach Oenning ergänzte: „Beide sollen mehr als eine Säule der Mannschaft sein. Zé ist jetzt am Zug, ich würde mich freuen, noch ein Jahr mit ihm zu arbeiten. Und Mladen ist einfach eine Torfabrik“.
Überraschend deutlich lobte Jarchow den Trainer, der das Team vor drei Wochen übernahm und sich nun Hoffnungen auf den Chef-Posten macht. „Er hat seine Chancen eindeutig verbessert, durch die Arbeit mit der Mannschaft und die Ergebnisse“, urteilte Jarchow. Er betonte, dass der designierte Sportvorstand und Chelsea-Sportdirektor Frank Arnesen die Sache genauso sehe. Arnesen hatte dem HSV zwar eine Trainer-Kandidatenliste vorgelegt, die meisten haben jedoch inzwischen abgesagt. Nach dem 6:2 gegen Köln und dem 0:0 gegen Hoffenheim braucht Oenning aber weitere Siege, um für sich zu werben.
„Man neigt dazu, die Arbeit immer ergebnislastig zu bewerten“, sagte Oenning, „was mir gefällt ist, dass die Mannschaft sich gut entwickelt“. In ausgelassener Stimmung unterstrichen die Profis beim Morgentraining die Worte des Ex-Nürnbergers, der sich am Rande des Champions-League-Spiels Chelsea gegen Manchester United erneut mit Arnesen treffen will.