Starke „wie im Länderspiel“ Ungewöhnliche Bayern-Hauptdarsteller

München (dpa) - Nach dieser erstklassigen Leistung waren die Meister-Bayern stolz auf ihre Nummer 3. „Am Ende müssen wir Tom Starke feiern. Jeder freut sich für ihn“, lobte Trainer Carlo Ancelotti den fast vergessenen Torwart-Oldie nach dem mühsamen 1:0 der Münchner gegen Absteiger SV Darmstadt 98.

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„Wir waren glücklich darüber, dass Starke so eine sensationelle Leistung, Qualität und Charakter gezeigt hat. Er hat nie gespielt, aber er war bereit“, sagte Ancelotti. Mit einem parierten Elfmeter des Ex-Bayern Hamit Altintop kurz vor Spielende rettete der 36 Jahre alte Starke den pflichtgemäßen Sieg des deutschen Serienmeisters.

Das überschwängliche Lob des Trainers für den Ersatztorhüter des Ersatztorhüters sagt viel aus. Nachdem sich Manuel-Neuer-Vertreter Sven Ulreich im Training eine Bänderverletzung im Ellenbogen zu gezogen hatte und wie Neuer (Fußbruch) für den Rest der Saison ausfällt, stand der langjährige Tribünenhocker am Samstag plötzlich im Rampenlicht. „So wie das Spiel gelaufen ist, war es wie ein Länderspiel. Besser kann man sich das Spiel nicht malen“, sagte der frühere U21-Auswahlspieler: „Ich habe jede Minute genossen.“

Am Tag der Nebendarsteller war Starke neben Torschütze Juan Bernat der bejubelte Profi. Dagegen konnte der Multi-Millionen-Mann Renato Sanches ebenso wie Flügelspieler Douglas Costa einmal mehr nicht überzeugen. „Ich habe den Spielern, die zuletzt nicht so viel gespielt haben, mehr Einsatzminuten gegeben“, meinte Ancelotti.

Reichlich Weltklasse-Personal hatte der Italiener auf der Bank gelassen; die Weltmeister Mats Hummels und Philipp Lahm hockten dort ebenso wie Thiago, Arjen Robben, Arturo Vidal und der erst in der Schlussphase eingewechselte Xabi Alonso. Für das Liga-Gipfeltreffen am kommenden Samstag in Leipzig und den Ehrentag im rot-weißen Konfettiregen gegen den SC Freiburg eine Woche später wird Ancelotti garantiert eine prominentere Bayern-Formation auf den Platz schicken.

Starke ist im Saisonendspurt in jedem Fall gesetzt. „Nach der Leistung kann mich keiner mehr aus dem Tor nehmen“, flachste der „Mr. Effizienz“. Nur acht Pflichtspiele für die Bayern-Profis in fünf Spielzeiten trugen ihm 13 Titel ein. Darunter sind der Champions-League-Triumph 2013 sowie fünf Meisterschaften.

„Es freut mich riesig, dass er nochmal die Chance bekommen hat und dann mit der Pointe am Schluss“, sagte Kapitänsvertreter Thomas Müller. Die von Müller anvisierte „gute Show“ im vorletzten Heimspiel der Saison blieb beim Empfang des alten und neuen deutschen Meisters vor 75 000 Zuschauern aus. „Wir hätten ihnen gerne mehr Tore gezeigt, leider haben wir die letzte Konsequenz vermissen lassen“, haderte Müller.

Nach schwierigen Bayern-Wochen mit Frusterlebnissen in Champions League und DFB-Pokal blickt der deutsche Meister mit Vorfreude der versöhnlichen Saisonabschluss-Party mit der Schale in zwei Wochen entgegen. Rundum glücklich sind die Single-Münchner aber nicht. „Es war schwer, die richtige Motivation für dieses Spiel zu finden“, räumte Ancelotti eine Woche nach der Meisterkür beim rauschenden 6:0 in Wolfsburg ein. Starke rettete gegen Darmstadt auch die Stimmung des Torschützen, denn Bernat hatte den Strafstoß verursacht. „Ich habe ihm gesagt, vielen Dank“, berichtete der Spanier.

Seit seinem Wechsel von 1899 Hoffenheim im Jahr 2012 ist Starke ein zuverlässiger Reservist bei den Bayern; der Vertrag läuft am Saisonende aus. Der Routinier, der auch schon im Jugendbereich arbeitet, deutete an, dass seine Profizeit durchaus noch ein Jahr weitergehen könnte. „Wir setzen uns nächste Woche zusammen und lassen alles ein bisschen Revue passieren“, sagte Starke. „Da ist noch alles offen.“