Veh will Heynckes' Meisterfeier vertagen

Frankfurt/Main (dpa) - Armin Veh kennt das Gefühl genau. „Es ist ein Traum, deutscher Meister zu sein“, sagte er 2007 noch als Trainer des VfB Stuttgart. Auf genau dieses Gefühl möchte Veh seinen alten Lehrmeister und Förderer Jupp Heynckes nun noch mindestens eine Woche länger warten lassen.

Der von Heynckes trainierte FC Bayern kann sich vorzeitig seine 23. Meisterschaft sichern - bei einem Sieg ist den Münchnern der Titel nicht mehr zu nehmen. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage darf gleichzeitig Dortmund nicht gegen Augsburg gewinnen.

Der Tabellenfünfte Frankfurt muss zwar definitiv ohne Torjäger Alexander Meier und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne Kapitän Pirmin Schwegler auskommen, kann im Kampf um einen Europapokal-Platz aber zurzeit selbst jeden Zähler gebrauchen. Punkte verschenkt hat die Eintracht in dieser Rückrunde der Fußball-Bundesliga schon genug.

Die beiden Trainer verbindet ein ganz besonderes Verhältnis. 1979 holte Heynckes den damals 18-jährigen Veh als Spieler zu Borussia Mönchengladbach. „Jupp Heynckes war der beste Trainer, den ich je hatte“, sagte Veh einmal. Erst in dieser Woche schickte er nach dem Training ein paar weitere Komplimente gen München hinterher. „Wie die Bayern Fußball spielen, das ist seine Riesenleistung“, meinte Veh. Das komme in der öffentlichen Bewertung „viel zu kurz. Jetzt arbeiten alle auch nach hinten mit und spielen viel schneller nach vorn als unter van Gaal. Das hat ihnen der Jupp beigebracht.“

Auch der Vielgelobte sieht mittlerweile gnädig darüber hinweg, dass Veh als Spieler in Gladbach sein großes Talent nur viel zu selten zeigte. „Armin ist ein Guter“, sagte Heynckes. „Er macht jede seiner Mannschaften besser und lässt immer attraktiven, schnellen und erfolgreichen Fußball spielen.“ Sein einziges Manko sei: „Er hätte auch aus seiner aktiven Karriere viel mehr machen können.“

Vehs Frankfurter werden am Samstag zumindest ein unangenehmer Gegner für seine Bayern sein. Die Eintracht ist durch das 3:2 in Fürth wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt - und sie hat sich bislang noch vor keinem Gegner versteckt. Der Aufsteiger attackiert in der Regel früh und schlägt ein hohes Tempo an. Zwischen zwei Champions-League-Spielen gegen Juventus Turin gibt es selbst für eine Übermannschaft wie den FC Bayern deutlich einfachere Aufgaben.

Ob diese besondere zeitliche Konstellation nun ein Nachteil oder sogar eine große Chance sei, weiß Veh selbst nicht so genau. „Das kann man wenden, wie man will“, sagte er. „Man kann sagen: Das ist ein Vorteil für uns, weil die Konzentration vielleicht auf Juventus liegt. Man kann aber auch sagen: Die Bayern müssen ihre Spannung zwischen den Juve-Spielen hochhalten. Dann wird es für uns schwer.“

Definitiv ein Problem ist aus Vehs Sicht, dass die Münchener schon am Samstag in der mit 51 500 Zuschauern ausverkauften Commerzbank-Arena der früheste deutsche Meister der Bundesliga-Geschichte werden können. Das sei „ein Anreiz. Deshalb glaube ich auch, dass sie richtig heiß sein werden“, sagte der 52-Jährige.

Die heikle Personallage kommt für den Frankfurter Coach noch erschwerend hinzu. Kapitän Schwegler, der Stratege seines Teams, leidet an einer Steißbein-Entzündung. „Ich schließe seinen Einsatz nicht zu 100 Prozent aus, aber zu einem hohen Prozentsatz“, erklärte Veh. Zu allem Überfluss zog sich Meier, in dieser Saison schon 13 Mal erfolgreich, im Training eine Oberschenkel-Zerrung zu. „Wir können Schwegler, Meier und auch Kevin Trapp nicht ersetzen, das wissen wir. Das sind wichtige Bausteine“, sagte der Coach.

Schon vor dem Spiel kapitulieren möchte Veh deshalb aber trotzdem nicht. „Ich sitze nicht hier und erstarre in Ehrfurcht“, meinte er. „Wenn wir etwas Außergewöhnliches leisten, dann ist es auch möglich, etwas zu holen. Eine kleine Chance hat man natürlich immer. Obwohl man eigentlich keine haben dürfte.“