Verbal-Duell der Trainer nach Westderby
Leverkusen (dpa) - Nach dem 5:1-Kantersieg von Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Köln lieferten sich die Trainer einen verbalen Schlagabtausch.
„Der Sieg ist zu hoch ausgefallen“, meinte Gäste-Chefcoach Peter Stöger nach dem 55. rheinischen Derby in der Fußball-Bundesliga verärgert. „Das sehe ich anders“, konterte sein Bayer-Kollege Roger Schmidt patzig. „Köln hat ultradefensiv gespielt und nichts für das Spiel getan, deshalb geht der Sieg in dieser Höhe in Ordnung.“
Zornig war Stöger vor allem auf Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer. Er hatte den Kölnern in der 15. Minute den zweiten Elfmeter verweigert: Anthony Ujah war auf Bayer-Torwart Bernd Leno zugelaufen und von diesem im Strafraum zu Fall gebracht worden. „Das war ein klarer Strafstoß. Mit 2:0 und in Überzahl hätten wir uns leichter getan“, schimpfte Stöger. Doppeltes Glück hatte dabei Leno. Er verursachte den ersten Strafstoß an Matthias Lehmann (4.), der ihn selbst verwandelte, und sah Gelb. Hätte Kinhöfer erneut Elfmeter gegeben, wäre das Spiel für Leno zu Ende gewesen.
Während Kölns Manager Jörg Schmadtke erbost von einer „fatalen Fehlentscheidung“ sprach, verweigerte Bayer-Coach Schmidt einen Kommentar zur umstrittenen Szene: „Ich kann es nicht bewerten.“ Eine provokante Meinung hatte er dagegen über die Defensivtaktik Stögers. „So könnte ich nicht Fußball spielen, wie Köln heute gespielt hat“, meinte er in der ARD. „Dann wäre ich kein Trainer.“
Das Konzept der Kölner ging zumindest in der ersten Halbzeit auf. Bis zur Pause gelang nach zähem Bemühen nur der Ausgleich durch Karim Bellarabi (26.). Erst das Freistoß-Traumtor von Hakan Calhanoglu (61.) ebnete den Weg zum hohen Erfolg, da die Kölner nun initiativ werden mussten. Schmidt formulierte es etwas spitzer: „Als wir in Führung gegangen waren, wollten die Kölner am Spiel teilnehmen.“ Die sich dadurch eröffnenden Räume nutzten Josip Drmic (79./88.) und Bellarabi (90.) zu weiteren Treffern.
Besonders glücklich und befreit war der für fast sieben Millionen Euro von Nürnberg an den Rhein gewechselte Drmic, der bisher über die Rolle eines Edelreservisten nicht hinausgekommen war. „Sensationell. Das tut gut“, sagte der Schweizer Nationalstürmer nach dem Doppelpack. In der Euphorie tat er zudem kund, dass nun alles möglich sei - auch den mit zehn Punkten Vorsprung auf Tabellenplatz eins stehenden FC Bayern München noch zu verdrängen.
Starten kann Bayer die Aufholjagd am Samstag an der Isar selbst. „In München hängen die Trauben hoch“, sagte sein Trainer vor dem Topspiel der Liga. „Mit dem Selbstvertrauen aus den letzten beiden Spielen rechnen wir uns da aber Chancen aus.“ Die Leverkusener hatten eine Woche zuvor in Hannover (3:1) gewonnen, sich aber zwischendurch in der Champions League gegen AS Monaco (0:1) blamiert.
„Wir wollten nach der Niederlage gegen Monaco das Spiel unbedingt gewinnen und das Gefühl haben, den Fans etwas zurückzugeben“, sagte Calhanoglu, der mit seinem Zaubertor und als Spielmacher der Matchwinner war. „Bemerkenswert“, meinte Schmidt zum starken Auftritt des Deutsch-Türken.
Während Bayer 04 den Blick nach oben richten kann, muss Köln nun in die andere Richtung schauen. Drei Punkte ist der FC von der Abstiegszone entfernt. „Unser Ziel ist Platz 15“, betonte Stöger und hoffte nach dem 1:5, das es „ein einmaliges Erlebnis“ gewesen ist.