Bundesliga Verroht der Fußball immer weiter?

Frankfurt. Tatort Frankfurt: Beim Frankfurter 3:1-Bundesligasieg gegen den FC Augsburg hängen Zuschauer am Samstag ein Plakat mit der Aufschrift „Für jedes Stadionverbot... Bulle Tod!

Dieses Banner in Frankfurt sorgt für Empörung.

Foto: Witters GmbH

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Tatort Köln: Am vergangenen Freitag schmähen Kölner Anhänger im Spiel des 1. FC Köln gegen 1899 Hoffenheim den Mäzen Dietmar Hopp mit Sprechchören und Plakaten. Vater: Nazi, Mutter: Hure — das ist auf einem überdimensionalen Plakat deutlich zu lesen.

Tatort Hamburg: Beim Spiel des Hamburger SV gegen Darmstadt 98 zündeln Randalierer massiv mit Pyrotechnik und Rauchtöpfen, das Spiel muss drei Minuten lang unterbrochen werden, Rauchschwaden ziehen über den Rasen, keinerlei Sicht mehr.

Es war ein fast prototypisches Wochenende in der Fußball-Bundesliga, in der immer mehr Grenzen zu fallen scheinen — keine zwei Wochen nach dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus. Der Aufruf zum Polizistenmord in Frankfurt — wohl als Racheakt für zuvor ausgesprochene Stadionverbote — sorgt für Empörung. „Bei aller Kritik, die man gegebenenfalls an der Polizei haben kann, aber das ist abgrundtief beschämend“, sagte Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann. Polizei-Gewerkschaftsvertreter forderten, dass die Staatsanwaltschaft aktiv werde.

Der DFB hat alle drei betroffenen Vereine zu Stellungnahmen aufgefordert. Für die massive Schmähung des 76 Jahre alten Milliardärs Hopp geht sein Verein 1899 Hoffenheim noch weiter: Die Kraichgauer ließen ein Schriftstück an den DFB von Anwalt Christoph Schickhardt aufsetzen, Hopp selbst wandte sich an Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Präsident Reinhard Grindel. „Wir erwarten, dass Recht und Gesetz durchgesetzt werden und die Person Dietmar Hopp geschützt wird“, sagte TSG-Geschäftsführer Peter Görlich.

Umstritten ist in der Liga nach wie vor, ob Bestrafung der Täter als Allheilmittel taugt. „Diese doch sehr radikalen Sprüche, das besorgt mich auch“, sagt zwar der Sprecher der Fanorganisation „Pro Fans“, Sig Zelt. Man solle aber „nicht den Fokus auf die Bestrafung legen, sondern mit den Leuten arbeiten“. Das ist ein Ansatz, den viele Clubs lange verfolgt haben, einigen aber ist längst der Geduldsfaden gerissen, weil sie sich in ihren Bemühungen durch immer neue Vorfälle nicht bestätigt sahen.

Hardliner sehen es ohnehin kritisch, dass die Vereine auf ihre Anhänger in vermeintlich falsch verstandener Abhängigkeit immer wieder zugehen. Die Fronten sind verhärtet, bisweilen sogar zwischen den Gruppierungen innerhalb der Fanszene. Vor allem sind sie es aber zwischen Anhängern und ihren Vereinen auf der einen, und den Dachverbänden DFL, DFB und auch noch der Polizei auf der anderen Seite. Ein vielschichtiges Problem, die Emotionen schaukeln sich hoch. „Ich denke, da eskaliert momentan so ein bisschen auf beiden Seiten das ganze System“, sagt Jochen Grotepaß aus dem Sprecherrat der Interessengemeinschaft der Fanorganisation „Unsere Kurve“.

Einige Zuschauer würden ausprobieren: „Wo ist die Schmerzgrenze?“ Eine „Radikalisierung in der Fanszene“, die Grotepaß diagnostiziert, sieht Fan-Anwalt René Lau nicht: „Das ist eine subjektive Wahrnehmung, weil der Umfang der Berichterstattung in den Medien stark zugenommen hat.“ Grotepaß wirbt dafür, „dass man mal wieder runterkommt auf den Boden. Derzeit ist das überhaupt nicht mehr gegeben. Man kann gar nicht mehr miteinander reden.“ dpa/kup