VfL-Mutter VW stützt „Sündenbock“ Hoeneß

Wolfsburg (dpa) - Für die Fans des VfL Wolfsburg ist der Hauptschuldige an der Misere des Fußball-Meisters von 2009 längst gefunden. Seit Wochen ertönt aus der Fankurve immer wieder: „Hoeneß raus!

“ Der Manager steht am Pranger, doch Dieter Hoeneß wird von Mutterkonzern Volkswagen noch gestützt.

„Damit das klar ist: Dieter Hoeneß steht nicht zur Disposition, diese Diskussion wird weder im Aufsichtsrat noch bei Volkswagen geführt“, bekräftigte VfL-Aufsichtsratschef und VW-Vorstand Francisco Garcia Sanz.

Trotz der Rückendeckung wirkt Hoeneß angeschlagen. Der Kampf gegen den Abstieg und die öffentliche Kritik machen dem 58-Jährigen zu schaffen. „Dass mich das nicht kalt lässt, ist klar“, bekannte Hoeneß. Dünnhäutig und längst nicht so gesprächig wie sonst zeigte sich der ehemalige Hertha-Manager in den vergangenen Wochen, in denen der selbst ernannte Europapokal-Aspirant immer tiefer in den Abstiegskampf rutschte.

Vier Trainer in 13 Monaten und zwölf Spieler für rund 53 Millionen Euro: Was auch immer der VfL in der Ära Hoeneß bislang versuchte, Erfolg brachte es nicht. Wolfsburg steht deutlich schlechter da als vor der mit vielen Hoffnungen verbundenen Inthronisierung von Hoeneß im Januar 2010. Der ehemalige Nationalstürmer sollte den Werksclub mindestens in der nationalen Spitze etablieren. „Da, wo VW vorn draufsteht, muss man auch vorn dabei sein“, lautet der von Garcia Sanz formulierte Anspruch der VfL-Mutter. Die Realität lautet jedoch: Existenzkampf statt Champions League.

Noch immer leidet der Club unter den Folgen der überraschenden Meisterschaft 2009 und dem Abgang von „Alleinherrscher“ Felix Magath. „Ich denke, dass wir alle in der Euphorie der Meisterschaft 2009 Fehler gemacht haben. Der Verein war noch nicht so weit, wie wir gedacht hatten“, bekannte Garcia Sanz. Mit Magath war der Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion weg und Nachfolger Armin Veh mit der Aufgabenfülle überfordert. „Mit Dieter Hoeneß wollten wir den Umbruch - und der dauert leider länger und ist schwieriger, als wir alle erwartet haben“, sagte Garcia Sanz.

Dabei hatte sich Hoeneß voller Elan daran gemacht, die Strukturen zu verbessern. Doch eine seiner ersten Amtshandlungen bestand in der Beurlaubung von Trainer Veh. Damals war der VfL Tabellenzehnter. Mehr und mehr zeigte sich zudem, dass die Stars satt waren und in der Meister-Rückrunde am oberen Rand ihrer Möglichkeiten gespielt hatten. „Mit dieser Mannschaft ist in ihrer Zusammensetzung kein dauerhafter Erfolg mehr möglich“, erkannte Hoeneß in der Winterpause nach dem peinlichen Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Cottbus.

Als Konsequenz verkaufte er Top-Torjäger Edin Dzeko für rund 35 Millionen Euro zu Manchester City, holte gleich sechs neue Spieler und feuerte Steve McClaren. Interimstrainer Pierre Littbarski hat nun das Problem, den durcheinandergewirbelten Kader schnell zu einem Team zu formen. Dass dies überhaupt der vormalige Co-Trainer machen muss, liegt auch an Hoeneß' Fehlgriff in der Trainerfrage. Das Experiment mit dem ersten englischen Bundesliga-Trainer ging daneben. Dies nehme er auf seine Kappe, bekannte Hoeneß.