VfL-Posse um Vertrag von Toptorhüter Benaglio

Wolfsburg (dpa) - Eine weitere Hinterlassenschaft der Magath-Ära hat beim VfL Wolfsburg für eine seltsame Posse gesorgt. Geschäftsführer Klaus Allofs musste den Vertrag mit Torhüter Diego Benaglio ein zweites Mal verlängern, obwohl der Keeper bereits bei Felix Magath im Mai unterschrieben hatte.

Das ist die Folge einer kuriosen Vorgeschichte mit einer ganz speziellen Klausel. Die vom damaligen Geschäftsführer Felix Magath verkündete Vertragsverlängerung mit Benaglio war ungültig; der begehrte Torwart hätte den Fußball-Bundesligisten im Sommer ablösefrei verlassen können. „Ja es stimmt, der Vertrag ist aus verschiedenen Gründen nicht von zwei Geschäftsführern unterschrieben“, hatte Magath-Nachfolger Allofs gesagt und damit einen Bericht der „Sportbild“ bestätigt: „Damit ist es rein rechtlich kein gültiger Vertrag.“

Nach Angaben des Magazins enthielt der Vertrag eine sogenannte Magath-Klausel: Danach hätte der Schweizer Nationalspieler für eine Ablöse von sechs Millionen Euro den VfL verlassen dürfen, falls Magath nicht mehr Trainer des Vereins ist. Daher habe Wolfgang Hotze, Sprecher der Geschäftsführung, sich geweigert zuzustimmen und den Vertrag nicht unterschrieben. Unklar bleibt, warum der Aufsichtsrat des VfL, der mehrheitlich aus Volkswagen-Managern besteht, damals nicht eingriff.

Magath hatte am 10. Mai trotz der fehlenden Unterschrift auf der Internetseite des Vereins die Einigung über einen bis 2017 gültigen Vertrag mit dem Toptorwart präsentiert. „Tinte drauf“, lautete die saloppe Überschrift der VfL-Meldung, die durch ein gemeinsames Foto von Magath und Benaglio bei der Unterschrift des Keepers illustriert wurde.

Allofs musste den Schaden nun möglichst klein halten und einen neuen Kontrakt aushandeln. „Wir haben bereits im Dezember mit ihm darüber gesprochen“, berichtete Allofs, der im November die Magath-Nachfolge angetreten hatte. „Wir streben eine schnelle Lösung an“, sagte der neue VfL-Geschäftsführer am Vormittag und meldete am Nachmittag Vollzug.

Der Schweizer Nationalspieler soll nun bis 2016 bleiben. Der 29-Jährige besitzt dabei ebenso wie der Verein eine Option auf eine weitere Verlängerung um ein Jahr. Dem Vernehmen nach haben dieses Mal auch zwei Geschäftsführer des VfL unterschrieben.

Nach einer ebenfalls in „Sportbild“ veröffentlichten Gehaltsliste soll Benaglio bisher monatlich 285 000 Euro brutto verdienen. „Insgesamt ist das bedenklich, egal wo das herkommt“, sagte Allofs zu der Liste, ohne sie zu bestätigen oder zu dementieren. Bereits in der Vorwoche waren Gehälter von VfL-Profis im „Spiegel“ veröffentlicht worden.

Ohne Details zu nennen, sagte Allofs, dass Benaglio „gut bezahlt“ werde. Dennoch war die erneute Einigung nicht selbstverständlich. Immerhin bemühte sich nach Angaben russischer Zeitungen Zenit St. Petersburg mit seinem deutschen Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer seit Wochen intensiv um Benaglio.

Eigentlich sollte Allofs in diesen Tagen den unter Magath und dessen Vorgänger Dieter Hoeneß aufgeblähten Kader reduzieren. Nun muss er aber kurzfristig und durch die Veröffentlichung der peinlichen Panne unter Druck gesetzt einen Vertrag verlängern.

Der Schweizer Keeper wollte sich zu den Wirren nicht äußern. Zu seinem neuen Vertrag zitiert ihn der Club nun mit den Worten: „Ich habe immer gesagt, dass der VfL mein Verein ist und ich langfristig in Wolfsburg bleiben möchte. Ich freue mich sehr, mindestens die nächsten drei Jahre hier zu spielen.“