Völler: Auch Klopp kann mal schlechter Verlierer sein
Nach dem 0:1 gegen Bayer hat der BVB zehn Punkte Rückstand zur Spitze. Die Elf ist vor dem Spiel in Marseille arg angeschlagen.
Dortmund. Selbst der für sein rhetorisches Geschick bekannte Reinhard Rauball verzichtete auf ermutigende Worte. „Ich habe den Spielern in der Kabine gar nichts gesagt und nur die Hand geschüttelt. Niedergeschlagen wie sie waren, hätte alles andere keinen Sinn gemacht“, kommentierte der Dortmunder Präsident nach dem 0:1 gegen Leverkusen. „Die können im Moment nicht mal Trost gebrauchen.“
Nach einem höchst intensiv geführten Spiel notierte der BVB mit Sven Bender (nach einem Foul von Jens Hegeler) und Nuri Sahin (unglücklicher Zweikampf mit Stefan Kießling) zwei weitere Verletzte und kriecht vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel am Mittwoch in der Champions League bei Olympique Marseille personell auf dem Zahnfleisch. Bender fällt mit einer Innenbanddehnung am rechten Sprunggelenk definitiv aus, bei Sahin, der sich einen Außenbandteilriss am rechten Sprunggelenk zuzog, besteht noch Hoffnung. Außerdem fehlen: Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan.
In Frankreich droht das Aus in der Königsklasse. Die Meisterschaft ist wohl schon weg, die erneute Qualifikation für die Champions League steht in Frage. Bleibt noch der DFB-Pokal, wo der BVB zu den letzten acht Teams gehört. Trainer Jürgen Klopp gab zu: „Es gab schon leichtere Momente.“ Torjäger Robert Lewandowski wählte deutliche Worte: „Wir befinden uns in einer Scheiß-Situation.“
Klopp versuchte nicht, seine Enttäuschung zu verbergen: „Wenn man Leverkusen schlagen will, muss man schon richtig gut sein. Das waren wir nicht.“ Vor allem ein Ex-Leverkusener nicht. Ausgerechnet ein katastrophaler Fehlpass von Manuel Friedrich leitete das Tor des Tages durch Dortmund-Schreck Son ein. Der Südkoreaner erzielte schon mit dem HSV in der vergangenen Saison insgesamt vier Treffer gegen den BVB.
Dortmund lief diesem Treffer ohne erkennbares Konzept hinterher. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir mal so viele Zweikämpfe verloren haben“, sagte Klopp. Das Duell der „Vize-Kanzler“ der Bundesliga war auch ein Nervenduell. Als Klopp auf den Sechs-Punkte-Rückstand gegenüber Leverkusen angesprochen wurde, sagte er: „Da sind ja auch die drei Punkte aus dem Hoffenheim-Spiel bei.“
Ein Verweis auf Stefan Kießlings Phantomtor, welches seinerzeit die Gemüter erregte, inzwischen aber als Tatsache der Bundesliga-Tabelle zugeflossen ist. Die Leverkusener Konter saßen: „In der Niederlage zeigt sich die Größe“, sagte Simon Rolfes. Und Sportdirektor Rudi Völler meinte: „Auch Jürgen Klopp hat mal das Recht, ein schlechter Verlierer zu sein.“