Völler will Leverkusens Trainersuche in Ruhe angehen
Leverkusen (dpa) - Die Trennung von Sami Hyypiä nach nur neun Monaten als alleiniger Cheftrainer hat Bayer Leverkusens Sehnsucht nach mehr Kontinuität genährt. Nicht zuletzt deshalb hält Sportchef Rudi Völler rein gar nichts von einem Schnellschuss, sieht keinen Anlass zur Eile.
„Wir werden jetzt in aller Ruhe schauen. Wir brauchen ihn erst zur neuen Saison. Und wir wollen versuchen, im Trainerbereich Kontinuität reinzubekommen“, sagte der 53-Jährige in der TV-Fußball-Talksendung „Doppelpass“ von Sport1. „Wir wollen einen Trainer verpflichten, der langfristig bei uns arbeitet.“
Kandidaten für die Nachfolge des beurlaubten Finnen nannte Völler nicht, bereits in den Medien kursierende Namen mochte er nicht kommentieren. „Das sind doch immer dieselben. Die wurden schon Weihnachten bei Schalke gehandelt.“ Als aussichtsreiche Bayer-Aspiranten gelten zurzeit Thomas Schaaf (vereinslos), Armin Veh (beendet sein Engagement in Frankfurt am Saisonende) und Markus Weinzierl. Der 39 Jahre alte Augsburger Trainer betonte, er habe keine Gespräche mit Bayer geführt. Und FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter verwies auf den langfristigen Vertrag von Weinzierl bis 2017.
An den verbleibenden fünf Spieltagen wird Leverkusens Nachwuchs-Cheftrainer Sascha Lewandowski das Profiteam betreuen. Er bekleidete das Amt gemeinsam mit Hyypiä bereits vom 1. April 2012 bis 30. Juni 2013. Doch zum Ende der Vorsaison harmonierte die Doppelspitze Hyypiä/Lewandowski schon nicht mehr so recht. Lewandowski zog sich auf die Position des Jugend-Koordinators zurück, was ohnehin mehr seiner Passion entspricht. Nun muss er wieder ins Rampenlicht, wird an diesem Montag um 15.00 Uhr das Training leiten.
Dass es mit Hyypiä als Chef trotz überragender Hinrunde und Platz zwei in diesem Jahr nicht mehr klappte, bedauert Völler sehr. Nur ein Sieg in den zurückliegenden neun Bundesligaspielen war jedoch schlicht zu wenig. Dazu kamen das Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Kaiserslautern und die 0:4-Heimklatsche gegen Paris St. Germain im Champions-League-Achtelfinale. „Es tut mir weh. Ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu Sami. Aber die dramatische Entwicklung der jüngsten Wochen ließ uns letztlich keine andere Wahl, als nun die Trennung herbeizuführen.“ Hyypiä verabschiedete sich in einer „emotionalen Rede“ von der Mannschaft.
Man müsse nun „alles versuchen, die Saison noch zu retten“. Dafür sei Lewandowski der richtige Mann, betonte Völler: „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit Sascha unser Ziel noch erreichen.“ Welches lautet: Platz vier, der die Relegationsspiele zur Königsklasse garantiert. Nach dem bitteren 1:2 in Hamburg am Freitag und dem Mönchengladbacher 2:0 in Nürnberg war auch dieser Rang erstmal weg.
Auch Geschäftsführer Michael Schade glaubt fest an die rechtzeitige Wende in der verkorksten Rückrunde. „Sascha Lewandowski kennt die Mannschaft aus dem Effeff, er kennt die Strukturen des Vereins und braucht keine große Eingewöhnungszeit. Wir denken, dass dies ein großer Vorteil in unserer jetzigen Situation ist und dass so schneller geeignete Maßnahmen eingeleitet werden können, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen“, meinte der Bayer-Boss.
Lewandowski ist es indes fast peinlich und unangenehm, dass er nun wieder für seinen einstigen Weggefährten ran muss. „Es ist für mich keine leichte Situation, nun Samis Stelle einzunehmen“, sagte Lewandowski. „Da übernimmt man nicht, ohne zu bedauern, dass der einstige Partner seine Vorstellungen nicht mehr verwirklichen konnte. Aber als Angestellter des Vereins stehe ich auch in der Verantwortung, meinem jetzigen Auftrag gerecht zu werden.“