Bremen begeistert und unzufrieden zugleich
Bremen (dpa) — Es war die beste Leistung in dieser Saison, doch so richtig freuen wollte sich trotzdem niemand. Die Gesichter der Bremer spiegelten stattdessen die ganze Widersprüchlichkeit des Remis gegen Schalke 04 wieder.
„Das war sicher so gut wie nie in dieser Spielzeit in der Stabilität“, kommentierte Werder-Sportdirektor Thomas Eichin das 1:1 (1:1) und fügte mit ernster Miene an: „Das war auch ein Zwei-Punkte-Verlust.“
Werder Bremen kämpfte, kombinierte und begeisterte das eigene Publikum — und verlor im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gleichzeitig an Boden. Vor dem Spieltag betrug der Vorsprung der Bremer auf den Relegationsplatz acht Punkte, nach dem starken Auftritt gegen den Tabellendritten sind es sechs.
Monatelang war das anders, denn Werder trat fast durchgängig wie ein Abstiegskandidat auf und enttäuschte mehr oder weniger durchgängig. Dieses Mal durfte Mittelfeldspieler Aaron Hunt angesichts der Leistungssteigerung und der Mehrzahl von Torchancen unwidersprochen sagen: „So richtig kann keiner zufrieden sein mit dem Punkt. Es war auf jeden Fall mehr drin.“ Während Schalke effektiv die einzige Chance durch Leon Goretzka zum Ausgleich (33. Minute) nutzte, besaßen die Bremer deutlich mehr Möglichkeiten als nur für den Treffer von Franco di Santo (15.).
Trainer Robin Dutt befand sich wie immer eher auf der Seite der Optimisten. „Ich will nicht auf die Tabelle schauen, ich will, dass wir weiter so Fußball spielen wie heute gegen Schalke. Dann müssen wir auch nicht mehr auf die Tabelle gucken“, sagte der Coach. Allerdings machte auch der Coach deutlich, wie sehr die Bremer Gefühle zwischen Euphorie und Ernüchterung schwankten: „Wir haben schon mit weniger guten Leistungen mehr Punkte geholt.“
Dutt sah nach dem guten Spiel beim Derby-Sieg in Hannover gegen Schalke eine weitere Leistungssteigerung - und Fußball, den er sich von seiner Mannschaft wünscht. „Es waren wesentlich mehr Elemente von dem dabei, wie wir uns das vorstellen“, erklärte er. Der Trainer ist freilich gewarnt von einer Saison, die bisher deutlich mehr Tiefen als Höhen hatte: „Die Frage ist, ob das konstant so bleibt.“
Der Abstiegskampf in der Bundesliga spitzt sich fünf Spieltage vor Saisonende zu und könnte angesichts des schweren Restprogramms für Werder eine Zitterpartie bleiben. „In Mainz müssen wir gucken, dass wir uns die zwei verlorenen Punkte wieder zurückholen“, forderte Sportdirektor Eichin.
Woher der späte Leistungsschub in den zurückliegenden zwei Spielen rührt, wusste auch der Werder-Trainer nicht zu erklären. „Es gibt manchmal Schlüsselmomente, die nicht als solche zu erkennen sind“, erklärte Dutt. „Und dann denkst du plötzlich: 'hoppla', es geht ja doch.“