Interview mit Bayer-Stürmer Kevin Volland Volland: Der Wechsel nach Leverkusen wäre schon 2015 eine gute Entscheidung gewesen

Kaprun. Mit Kevin Volland will Bayer Leverkusen seinem Angriff weiteren Schwung verleihen. Der 24-Jährige wiederum möchte nach vier Jahren bei 1899 Hoffenheim den nächsten Entwicklungsschritt seiner Karriere gehen.

Leverkusens Kevin Volland im Testspiel gegen den FC Porto am 27. Juli.

Foto: Marius Becker

Eine vielversprechende Kombination, für die der in Marktoberdorf geborene und von 1860 München ausgebildete Stürmer sich erstmals gen Norden vorwagt. Wir trafen uns mit Kevin Volland im Trainingslager in Kaprun.

Herr Volland, wie wird denn ein Allgäuer im Rheinland zurecht kommen?

Kevin Volland: Das wird eine andere Erfahrung, ein schöner Kontrast. Ich habe gehört, die Menschen in dieser Region sollen sehr offen sein. Ich freue mich auf meinen neuen Lebensabschnitt.

Eine neue Erfahrung wäre auch die Teilnahme an den olympischen Spielen gewesen. Sie haben die U21 im vergangenen Jahr bei der EM in Tschechien zur Qualifikation geführt. Wie enttäuscht sind Sie da, nicht in Brasilien zu sein?

Volland: Frust schiebe ich deswegen nicht. Nach einem Vereinswechsel ist es immer ein Stück weit besser, die Vorbereitung beim neuen Club komplett zu absolvieren. Wäre ich in Hoffenheim geblieben, hätte ich über eine Nicht-Nominierung sicherlich anders gedacht.

Den Schritt nach Leverkusen hätten Sie allerdings auch schon vor einem Jahr machen können...

Volland: Stimmt, wir hatten bereits im vergangenen Sommer gute Gespräche. Damals wollte ich mir aber auch die Vorstellungen von Hoffenheim anhören. Und weil wir ins internationale Geschäft einziehen wollten, bin ich geblieben.

Es folgte jedoch eine Saison zum Vergessen. Auch für Sie persönlich?

Volland: Es war nicht alles schlecht, doch sicher viel mehr möglich gewesen. Selbstkritisch muss ich festhalten, dass auch ich nicht das gezeigt habe, was ich drauf habe. Nach dem schlechten Start sind wir bis zum Winter nicht mehr unten raus gekommen, das Selbstvertrauen schwand und so gerät man dann eben auch persönlich ins Straucheln. Aber wir alle haben Charakter gezeigt und am Ende den Klassenerhalt geschafft.

Zu wenig für Hoffenheim, um Sie halten zu können?

Volland: Ich wäre auch gegangen, wenn wir achter geworden wären.

Warum?

Volland: Weil der Wechsel nach Leverkusen schon 2015 eine gute Entscheidung gewesen wäre. Im Europapokal spielen zu können, ist eine neue Herausforderung für mich. Klasse, dass meine neuen Kollegen dritter geworden sind und mir dadurch diese Herausforderung nun sogar in der Champions League ermöglichen. Damit ist der Wechsel jetzt ein echter Glücksgriff für mich.

Zumal Sie sich so auch bei Bundestrainer Joachim Löw besser ins Schaufenster stellen können...

Volland: Das ist erstmal völlig nebensächlich. Ich muss mich zunächst in Leverkusen beweisen.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie dort wegen der anhaltenden Hüft-Probleme von Stefan Kießling der Nachfolger eines Publikumslieblings werden könnten?

Volland: Erst einmal sollte man festhalten, dass wir unterschiedliche Spielertypen sind. Ich kann zwar auch ganz vorne agieren, komme aber eher über die Seiten. Außerdem hoffe ich, dass "Kieß" noch lange spielen kann. Er geht in seine elfte Saison bei Bayer und war in meinen vier Jahren bei 1899 immer der gefährlichste Leverkusener.

Zumal er wie bei seinem Phantom-Tor just in Hoffenheim manchmal auch Tore trifft, wo gar keine stehen. Sind Sie ihm deswegen eigentlich noch böse?

Volland: Ganz ehrlich... ich glaube, ich hätte mich auch so verhalten. Zumal die Szene auf dem Platz gar nicht so klar war wie am TV-Gerät. Ich stand damals an der Mittellinie und dachte zwar, dass sieht aber komisch aus. Doch genau zu erkennen war es nicht.

Zurück zur Gegenwart. Hertha-Trainer Pal Dardai tippt auf Leverkusen als Meister...

Volland: So weit lehnen wir uns nicht aus dem Fenster. Wir wollen konstanter spielen als es hier vergangene Saison gelungen ist. Die Chancen dafür stehen gut, schließlich ist der Kader noch einmal gezielt verstärkt worden. Wir wollen den Abstand zu Dortmund auf jeden Fall verkürzen.

In Dortmund hat ihr neuer Mannschaftskamerad Karim Bellarabi vor zwei Jahren schon nach neun Sekunden getroffen. Ein Jahr später haben Sie ihm diesen Rekord mit dem Tor zum 1:0 gegen München nach nur 8,7 Sekunden bereits wieder entrissen. Müssen die Gegner jetzt noch wacher sein?

Volland (grinst): Zumindest sollten alle Zuschauer pünktlich im Stadion sein