Vorfreude statt Frust: Fokus auf Babbel und Kraft
Berlin (dpa) - Aller Frust ist vorbei, die Vorfreude ist groß, die Ungewissheit aber bleibt: Bei der Rückkehr von Hertha BSC auf die große Bühne Fußball-Bundesliga werden sich viele Augen auf den ehemaligen Bayern-Keeper Thomas Kraft und Ex-Europameister Markus Babbel richten.
Trainer Babbel (38) will nach dem Kraftakt des sofortigen Wiederaufstiegs den Hauptstadtclub mit weiter „knallharter Arbeit“ wieder in der Beletage etablieren. Der erst 23 Jahre alte Kraft, republikweit durch seine zwischenzeitliche Beförderung zur Nummer 1 des deutschen Rekordmeisters FC Bayern bekannt geworden, soll dafür ein entscheidender Garant sein.
„Man darf nicht träumen“, warnte Babbel vor dem Startschuss am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg nochmals eindringlich. Der Chefcoach kann beim so wichtigen Saisonauftakt mit den ablösefreien Neuzugängen Kraft, Maik Franz - beide meldeten sich am Donnerstag nach Verletzungen wieder einsatzbereit - sowie Andreas Ottl und Tunay Torun planen.
„Wenn er nicht morgen wieder über den Haufen gerannt wird, kann er spielen“, sagte Babbel über Kraft, der das jüngste 4:0 im DFB-Pokal gegen Meuselwitz noch wegen einer Sprunggelenksblessur verpasst hatte. Verletzt fehlen wird gegen Nürnberg dagegen der tschechische Nationalverteidiger Roman Hubnik wegen einer Mittelfußprellung. Für den mit großem Potenzial, aber nicht immer mit dem nötigen Ehrgeiz ausgestatteten Brasilianer Raffael bleibt wohl nur eine Bankrolle.
Ohnehin ist sich der nach dem Mainzer Thomas Tuchel (37) zweitjüngste Bundesliga-Coach und bekennende Rock-Fan nach einer intensiven Vorbereitung noch nicht ganz sicher, ob und wie seine „Band“ nun auf der großen Bühne aufspielen kann. „Wir werden das erst nach fünf, sechs Spielen sehen“, erklärte Babbel, der dann feinjustieren will. Ob auch personell, wird vor allem der eng gesteckte Haushalt entscheiden. „Stand heute sind die Kaderplanungen abgeschlossen“, bemerkte Manager Michael Preetz am Donnerstag deutlich.
„Wir freuen uns, dass wir wieder dabei sein dürfen“, sagte Preetz, der nach einem Jahr 2. Liga trotz der neuen Euphorie um die „alte Dame“ bescheiden bleiben möchte. Mit einem Etat von 57,6 Millionen Euro und rund 31 Millionen Euro Schulden muss sich Hertha in der Bundesliga behaupten. „Nichtabstieg und Pokalsieg“, hat Babbel als durchaus anspruchsvolle Saisonziele ausgegeben.
Dass der erste Comeback-Gegner ausgerechnet Nürnberg ist, soll vor erwarteten 60 000 Fans im Olympiastadion laut Preetz „überhaupt keine Rolle“ spielen. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen den „Club“ im Frühjahr 2010 hatte Hertha nach 13 Jahren Erstklassigkeit die meisten Hoffnungen verspielt; Chaoten hatten den Platz gestürmt und den Berliner Verein in zusätzliche Turbulenzen gestürzt. Für Babbel, Kraft und Co. nur noch Schnee von gestern.