Wagner-Fehlschuss kostet Darmstadt einen Punkt
Darmstadt (dpa) - Der tragische Held wollte nur noch weg. Nach seinem Fehlschuss vom Elfmeterpunkt in der 96. Minute, der Darmstadt 98 beim 2:3 (1:2) im Derby gegen den FSV Mainz 05 einen Punkt kostete, war Sandro Wagner durch nichts und niemanden zu trösten.
„Dass Sandro enttäuscht ist und schlechte Laune hat, ist doch klar. Den müssen wir jetzt erst einmal in Ruhe lassen“, berichtete „Lilien“-Kapitän Aytac Sulu.
Vor zehn Tagen war Wagner nach seinem Doppelpack beim 2:1 gegen Werder Bremen noch als Matchwinner gefeiert worden. Am Freitagabend gab es für ihn Spott vom Gegner. „Der Wagner dachte wohl, er kann mir einen reindrücken. Aber wahrscheinlich hat er sich vor dem Schuss schon in die Hose gemacht“, höhnte Mainz-Keeper Loris Karius.
FSV-Coach Martin Schmidt bekannte: „Zum Schluss ging der Puls ganz schön hoch nach dem Pfiff des Schiedsrichters. Ich dachte, jetzt gehst du rein und musst ein Unentschieden schönreden. Aber dann passiert das Unglaubliche - der Ball geht drüber.“
Was irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit war, denn Luca Caldirola war vor seinem spektakulären Fall im Strafraum nur leicht am Fuß touchiert worden. „Die Schiedsrichter waren unsicher bei der Entscheidung, der Assistent konnte auch keine richtige Begründung geben“, kommentierte der Mainzer Danny Latza den umstrittenen Pfiff.
98-Trainer Dirk Schuster analysierte nach dem rassigen, aber keinesfalls hochklassigen Nachbarschaftsduell, treffend: „Natürlich ärgert man sich mit dem Elfmeter am Ende, durch den wir einen Punkt hätten hierbehalten können. Aber so richtig verdient hatten wir ihn nicht.“
Böse Worte für den Pechvogel gab es deshalb nicht. „Es gibt überhaupt keinen Vorwurf an Sandro. Er war neben Aytac Sulu als Schütze vorgesehen. Es ist ganz normal, dass er sich den Ball genommen hat, schließlich hatte er den letzten gegen Bremen versenkt“, meinte Schuster.
Auch Wagners Mitspieler nahmen es gelassen. „Beim 2:1 gegen Bremen hat er uns den Arsch gerettet, heute hat er den Elfmeter verschossen. Davon geht die Welt nicht unter“, sagte Marco Sailer. Mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 (57.) hatte der Stürmer eine tolle Aufholjagd des Neulings belohnt - allerdings nur für sieben Minuten. Dann schlug Pablo De Blasis zum dritten Mal für die Mainzer zu, nachdem Stefan Bell (15.) und Yunus Malli (24.) mit seinem sechsten Saisontor für eine schnelle 2:0-Führung gesorgt hatten.
„Wir haben die ersten 25 Minuten nicht das gespielt, was wir können, sondern was wir wollen. Ein bisschen Fußball, nicht eng am Mann, nicht so kompakt, nicht aggressiv - wir hatten überhaupt keinen Zugriff“, monierte Schuster. Erst nach dem Anschluss durch Marcel Heller (27.) rief sein Team die gewohnten Tugenden ab. „Da haben wir ein ganz großes Herz gezeigt“, lobte Schuster. Doch das Happy End blieb aus. „Genauso beschissen, wie das Spiel für uns losging, ist es geendet“, sagte Schuster. „Der Elfmeter ging in die Wolken.“