Borussia Dortmund Warum der BVB um Favre kämpft
Dortmund. Die Trainersuche bei Borussia Dortmund gestaltet sich offensichtlich schwieriger als erwartet. Für zusätzliche Unruhe sorgten am Tag nach der Trennung von Thomas Tuchel Berichte über ein angebliches Zerwürfnis zwischen Marco Reus und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sowie der wahrscheinliche Absprung von Toptorjäger Pierre-Emerick Aubameyang zu Paris St. Germain.
Zwar gilt Lucien Favre von OGC Nizza weiter als Wunschkandidat, doch könnte es ein zähes Ringen um dessen Verpflichtung geben. Sport1 berichtete, Favres Club Nizza habe Verhandlungen mit dem BVB abgeblockt, weil man keinen geeigneten Ersatzkandidaten finde. Die L'Equipe schrieb, der BVB sei schlicht zu spät: Rund drei Wochen vor dem Trainingsstart in Nizza am 19. Juni sei die Zeit bis zu Nizzas Qualifikation für die Champions League Ende Juli (25./26.) zu kurz. Favre steht beim französischen Erstligisten noch bis 2019 unter Vertrag. Ob das alles südfranzösischer Poker ist?
Möglich. Laut Informationen unserer Zeitung will der BVB Favre unbedingt, weil der Trainer die größte Garantie auf sportlichen Erfolg ist, den der BVB als Aktiengesellschaft bei hohen Betriebs-Kosten unbedingt braucht. Den nämlich hatte Favre bislang überall, ob bem FC Zürich, Hertha BSC Berlin, Borussia Mönchengladbach oder nun in Nizza. Zumal Watzke gegenüber BVB-Kapitän Reus angekündigt haben soll, um diesen bei Reus extrem beliebten Gladbacher Ex-Trainer - der mit viel Detailarbeit einst aus Reus einen kompletten Spieler gemacht hat - zu kämpfen. Es läuft auf einen harten Ablöse-Poker hinaus, in dem der BVB schlechte Karten hat: In Nizza weiß man, dass Tuchel bereits entlassen ist und Dortmund damit selbst den Druck erhöht hat. Womöglich läuft das auf eine Trainer-Rekordablöse von einigen Millionen Euro hinaus. Ob es das Dortmund am Ende wirklich wert ist?
Alternativen? Der Hoffenheimer Shootingstar Julian Nagelsmann antwortete laut der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung auf die Frage, ob er sich den Job in Dortmund vorstellen könne: „Das ja - aber nicht jetzt.“ Und Kölns Trainer Peter Stöger beteuerte: „Es macht keinen Sinn, sich mit etwas zu beschäftigen, wo nichts dahinter ist." Der vor allem von Bayer Leverkusen umworbene, in Dortmund aber als ehemaliger U23-Coach ebenfalls hochgeschätzte David Wagner, scheint dagegen verhandlungsbereit. „Ich setze mich in den nächsten Tagen mit meinem Besitzer zusammen, weil wir durch den Aufstieg eine ganz andere Situation haben“, sagte der mit Huddersfield in die Premier League gestürmte Coach der „Bild“: „Dann müssen wir schauen, wie er darüber denkt. Danach entscheide ich, wie es weiterläuft.“ Im Fall von Paulo Sousa, der 1997 als Spieler mit dem BVB die Champions League gewann, berichtete Sky Italia von einem bevorstehenden Abgang bei Florenz.
Dass es auch ein Zerwürfnis zwischen Watzke und Spielern gegeben habe, bestritt Reus am Mittwoch energisch. „Aki Watzke und ich hatten und haben keinen Streit, sondern ein gewachsenes Vertrauensverhältnis“, sagte der Nationalspieler der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Eine Meinungsverschiedenheit räumte der Nationalspieler aber ein: „Das beinhaltet, dass man auch mal anderer Meinung sein und offen über gewisse Dinge diskutieren kann.“ Die „Zeit“ hatte von einem Wortwechsel zwischen Reus und Watzke vor dem Champions-League-Spiel des BVB gegen AS Monaco berichtet. Reus habe gesagt, er halte es für falsch, das Spiel am Tag nach dem Sprengstoffanschlag auf den Bus auszutragen. Er soll Unterstützung von Gonzalo Castro und weiteren Spielern erhalten haben. Watzke hatte erklärt, es habe „niemand den Wunsch an mich herangetragen“, das Spiel abzusagen. Die Presseabteilung des BVB konkretisierte dies auf „Zeit“-Anfrage mit den Worten: „Kein Profi aus dem Monaco-Kader“ habe gegenüber Watzke „den Wunsch geäußert, am Abend nicht spielen zu wollen“. Reus und Castro gehörten beim betreffenden Hinspiel nicht im Aufgebot.