Wegen Zwischenfall im Saloniki-Spiel: Polizei zieht sich aus Schalke-Arena zurück

Düsseldorf (dpa) - Ein unerwarteter Präzedenzfall auf Schalke hat die Debatte über die Zusammenarbeit von Polizei und Fußballvereinen verschärft.

Die polizei zieht sich bis auf weiteres aus der Schalker Fußball-Arena weitgehend zurück und wird die Ordnungskräfte des Bundesligisten nicht mehr unterstützen. Das kündigte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Düsseldorf an.

Es sei künftig allein Sache des Vereins, im Stadion für die Sicherheit zu sorgen. Die Polizei werde natürlich weiterhin Straftaten verfolgen, hieß es. Jäger reagierte damit auf die Kritik von Vereinsverantwortlichen an dem umstrittenen Polizeieinsatz beim Playoff-Spiel in der Champions League am 21. August gegen Saloniki. Die Polizei war eingeschritten, um eine Provokation von Schalker Ultras durch das Zeigen einer Flagge mit einem mazedonischen Symbol zu unterbinden und so Ausschreitungen griechischer Fans zu verhindern.

Die Entscheidung stieß bei Rainer Wendt, dem Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, auf Zustimmung. „Ich kann das, was Minister Jäger gesagt hat, zu 100 Prozent unterstützen. Dieser Vorwurf des unrechtmäßigen Einschreitens der Polizei ist ungeheuerlich. Das können wir uns nicht gefallen lassen“, sagte Wendt der Nachrichtenagentur dpa. Insbesondere, dass auf der Schalker Homepage immer noch das Vorgehen der Polizei angeprangert wird, ist für Wendt „ein dauerhaftes Ärgernis“. Das könne sich die Polizei nicht bieten lassen.

Ein Ministeriumssprecher sagte der dpa, dass sich die Bereitschaftspolizei nicht nur aus dem Stadion, sondern sogar vom Gelände der Veltins-Arena zurückziehen werde. Im öffentlichen Raum würden sich die Beamten zur Verfügung halten. Das ist vor den nächsten Heimspielen in der Champions League gegen Steaua Bukarest am kommenden Mittwoch und drei Tage später in der Bundesliga gegen Bayern München brisant.

Horst Heldt zeigte sich total überrascht von der neuesten Entwicklung. „Ich habe darüber noch keine Information. Ich kann mir das nicht vorstellen“, sagte Schalkes Manager zwei Tage vor der Bundesliga-Auswärtspartie beim FSV Mainz 05. Laut Geschäftsführer Peter Peters befinde man sich bereits seit dem Freitag nach dem Spiel gegen Saloniki in „konstruktiven Gesprächen“ mit der Gelsenkirchener Polizei. Clubsprecher Thomas Spiegel erläuterte, man wolle in den Gesprächen eine Basis finden, damit „alle Parteien wieder zusammenarbeiten können“.

Dies scheint angesichts sehr unterschiedlicher Auffassungen derzeit aber unsicherer denn je. Das Vertrauen zur Vereinsführung sei nachhaltig gestört, betonte Jäger. Der Verein sei nicht in der Lage gewesen, für die Sicherheit zu sorgen und das Hausrecht durchzusetzen. Ähnlich sieht es Wendt: „Wir sollen das ausbaden, was andere verursacht haben. Das ist nicht unsere Hausordnung, die wir da durchgesetzt haben.“

Nach dem Spiel hatte es von Schalker Seite schwere Vorwürfe gegen den Polizeieinsatz gegeben. Peters hatte das Vorgehen der Ordnungshüter im Schalker Fanblock harsch kritisiert und als „völlig unverhältnismäßig“ bezeichnet. Laut Jäger sei diese öffentlich geäußerte Kritik ein „nicht tolerabler Umgang“. Die Gelsenkirchener Polizei und Polizeigewerkschaften hatten den Einsatz als „notwendig und rechtmäßig“ bezeichnet und ihrerseits die Äußerungen von Peters und Heldt angeprangert. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollten sich vorerst zu dem Fall nicht äußern.

Kritik am Vorgehen des Innenministers gab es indes vom Mainzer Manager Christian Heidel. „Selbstverständlich muss bei einer Großveranstaltung die Polizei vor Ort sein. Das ist ihr Auftrag“, sagte Heidel dem TV-Sender Sky Sport News.

Muss sie nicht, entgegnet Wendt. Er könne sich sehr gut vorstellen, dass Schalke nun „viel mehr in den professionellen Ordnungsdienst investieren muss“. Laut Wendt sei dies aber ein Einzelfall und nicht auf andere Vereine übertragbar. Die Schalker Führung müsse nun das Gespräch suchen und handeln.

Laut einem Bericht der Landesregierung waren bei dem Einsatz 80 Menschen, darunter auch Unbeteiligte, verletzt worden - überwiegend durch den Einsatz von Pfefferspray. Die Polizisten seien zuvor von Schalke-Fans massiv angegriffen worden, als sie in den Block eindrangen. Alle Aufforderungen, die Fahne zu entfernen, seien ignoriert worden.

Landtagsabgeordnete der Opposition von CDU, FDP und Piraten kritisierten dennoch den Einsatz der Polizei. Innenminister Jäger entgegnete, der Polizeiführer habe einen Platzsturm griechischer Fans und einen Spielabbruch befürchtet. Es sei aus seiner Sicht der geringere Eingriff gewesen, die Fahne einzurollen, zumal die Hausordnung vorsehe, dass Provokationen gegnerischer Fans zu unterlassen seien.