Werder-Coach Dutt: „Herz von mir gehört auf den Platz“

Bremen (dpa) - Robin Dutt tritt beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen die Nachfolge von Thomas Schaaf an. Fragen an den ehemaligen Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB):

Herr Dutt, wie kam die Entscheidung, den DFB zu verlassen, zustande?

Dutt: „Ja, ich bin unwahrscheinlich glücklich. Erstmal darüber, dass ich wieder auf die Trainerbank darf. Deshalb möchte ich mich ganz herzlich beim DFB bedanken. Es war mir eine ganz große Ehre, die Position des Sportdirektors bekleiden zu dürfen. Ich weiß auch, dass es sich eigentlich nicht schickt, schon nach neun Monaten wieder zu gehen. Aber das Herz von mir gehört auf den Trainingsplatz. Vor ein paar Wochen habe ich das noch unterdrückt. Ich habe das noch unter Anlaufschwierigkeiten abgetan. Aber mir ist jetzt klar, wo ich hingehöre. Die Gespräche mit Werder haben mich darin bestärkt. Dass es jetzt auch die Werder-Trainerbank ist, das ist schon ein absolutes Highlight in meinem Leben. Tja, Euphorie pur.“

Warum war der Wunsch denn so groß? War Ihre Zeit beim DFB ein Missverständnis? Was passt nicht am Sportdirektoren-Posten?

Dutt: „Ich glaube schon, dass der Job des Sportdirektors hoch attraktiv ist. Du solltest nur vorher keine 18 Jahre Trainer gewesen sein. Ich habe für mich gemerkt, dass mir in meinem Leben eine elementare Facette fehlt: Mit einer Mannschaft zu arbeiten und auf dem Platz zu stehen. Als Sportdirektor gibt es schon mehr strategische Aufgaben, die wichtig sind für den deutschen Fußball. Du hast aber kein unmittelbares Team. Du hast viele Teams zu betreuen. Das hat mir schon gefehlt. Den Job des Sportdirektors sollte jemand ausführen, der mit Leib und Seele Sportfunktionär sein möchte und nicht einer, in dem der Trainer schlummert.“

Können Sie die Verärgerung beim DFB verstehen?

Dutt: „Da habe ich totales Verständnis. Ich habe den DFB in keine schöne Situation gebracht. Auf der Position brauchst du Kontinuität. Ein Stück weit verstehe ich die Verärgerung aber auch als Kompliment. Wenn man nicht verärgert wäre, wäre das auch irritierend. Ich habe Wolfgang Niersbach in den letzten Monaten auch an meinem Seelenleben teilhaben lassen. Aber manche Dinge kann man eben nicht vorhersehen. Ich lerne auch nicht aus.“

Wieso sind Sie denn bei Werder so euphorisiert?

Dutt: „Ich bin ja ein 65er. Das ist zufällig auch das Jahr von Werders erster Meisterschaft. Darüber hinaus löst Werder in meiner Generation noch eine gewisse Begeisterung aus, weil Werder für eine bestimmte Art und Weise steht: für offensiven Fußball und immer geprägt von Persönlichkeit. Ob das früher auf dem Spielfeld Rudi Völler war oder auch die Trainerkollegen Otto Rehhagel und Thomas Schaaf. Werder ist einfach eine positive Marke.“

Wie ist es für Sie, einen Trainer zu beerben, der so lange hier war wie Thomas Schaaf?

Dutt: „Ich habe die Tage mit Thomas telefoniert. Der Thomas ist bei uns Kollegen sehr beliebt. Nach dem Gespräch war mir einmal mehr klar, warum er so beliebt ist. Weil er ein unheimlich authentischer Typ ist. Er ist Werder durch und durch und er hat Werder geprägt. Nach Thomas Schaafs 14 Jahren muss man eine Sensibilität haben, wie man gewisse Themen angeht. Ich versuche erst gar nicht, in seine Fußstapfen zu treten. Es wird mir nicht gelingen, weil er hier sehr gute Arbeit geleistet hat. Ich hoffe, dass ich so ganz zarte eigene Spuren hinterlassen kann.“

Welchen Stil wollen Sie prägen?

Dutt: „Es ist wichtig, dass wir uns jetzt erstmal untereinander kennenlernen. Die nächsten Monaten müssen erstmal darauf ausgerichtet sein, ein Wir-Gefühl zu erzielen. Wir sollten jetzt noch keine hochtrabenden Ziele raushauen.“

Welche Veränderungen wollen Sie im Kader vornehmen?

Dutt: „Eine gewisse Kontinuität wollen wir natürlich im Kader haben. Jeder will natürlich durch junge Spieler aus der Region auch eine hohe Identifikation haben. Wir brauchen aber auch Stützen in der Mannschaft. Ein paar Abgänge geben uns auch automatisch Aufträge. Sokratis verlässt uns, de Bruyne ist nicht zu halten. Da werden wir was tun müssen.“

Inwieweit haben Sie aus ihrer misslungenen Zeit in Leverkusen gelernt?

Dutt: „Leverkusen war sicher nicht meine beste Performance. Da habe ich gerade in der ersten Zeit zu viele Fehler gemacht. Das hat sich durch das Jahr durchgezogen. Es hat nicht gepasst in Leverkusen. Ich glaube, das passiert mal als Trainer. Ich versuche, aus diesen Dingen zu lernen und eine bessere Performance zu zeigen.“