Werder gegen HSV: Nord-Derby als Risiko-Spiel

Bremen (dpa) - Alarmstufe rot beim Nord-Klassiker: Zum 103. Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV sind die Sicherheitskräfte besonders wachsam.

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Der zweite Spieltag nach den Terroranschlägen in Paris bietet im Bremer Weserstadion sportlich ein interessantes Duell der Erzrivalen: Verliert der Tabellen-14. Bremen nach dem 0:6 in Wolfsburg auch gegen den verletzungsgeplagten HSV, hat die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik Abstiegskampf pur. Der HSV hätte dagegen vorerst mit den bedrohten Plätzen nichts zu tun.

Vor der Partie am Samstag appellierte der HSV-Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer an die Vernunft der Anhänger: „Unsere Fans können uns am meisten unterstützen, wenn sie friedlich bleiben.“ Die Situation sei nicht einfach und verlange den Sicherheitskräften alles ab. Das Stadion steht seit Tagen unter Beobachtung, Polizei und Ordnungsdienste werden mehr Personal im Einsatz haben. Alkohol wird nicht ausgeschenkt, Randalierer im Metronom sofort aus den Zügen verwiesen.

Werder ist seit acht Heimspielen gegen den HSV unbesiegt, seit fünf sogar ohne Punktverlust. Und im ersten Spiel mit den Hamburgern kassierte Coach Bruno Labbadia im April eine empfindliche 0:1-Schlappe. Aber nach dem Wolfsburg-Debakel und nur 13 Punkten werden die Bremer im mit 42 100 Besuchern ausverkauften Weserstadion mit dem Rücken zur Wand kämpfen.

„Fußball für Ästheten wird es im Weserstadion nicht geben. Rennen, kämpfen, beißen, kratzen - das werden wir im Derby sehen. Wer es spielerisch nicht lösen kann, muss eben doppelt so viel laufen“, sagte Werders Ex-Torhüter Tim Wiese der „Bild“-Zeitung. Während es früher um den Einzug in die Champions League ging, spiele derzeit „Not gegen Elend“.

Sätze, die bei Sportchef Thomas Eichin gar nicht gut ankommen. „Den Blödsinn muss ich mir nicht mehr anhören. Wir müssen nicht über früher reden, was früher war. Wir leben im Heute, nicht im Gestern“, sagte der Bremer Geschäftsführer.

Typen wie Wiese, die schon im Vorfeld Giftpfeile in Richtung des ungeliebten Nachbarn schickten, gibt es nicht mehr. Im Gegenteil: In Aaron Hunt wechselte ein Ex-Bremer sogar überraschend die Seiten. Der Regisseur fällt jedoch wegen einer Mandelentzündung ebenso wie Gojko Kacar (Innenbandanriss) aus.

„Beim Derby spielt es keine große Rolle, was war vorher - und was nachher. Es ist immer ein besonderes, cooles Spiel“, betonte HSV-Coach Labbadia, der seine Siegerelf von Dortmund (3:1) umbauen muss.

„Ich glaube, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind, das gilt es zu unterstreichen. Deswegen ist es ein ganz wichtiges Spiel“, ergänzte Beiersdorfer, der wie Labbadia für beide Clubs gespielt hat.

Viktor Skripnik, der sein letztes Bundesliga-Tor am 1. Mai 2004 per Elfmeter zum 6:0-Endstand gegen den HSV schoss, liebäugelt mit dem Startelfeinsatz von HSV-Schreck Claudio Pizarro. 19-Mal traf der Peruaner in 24 Partien gegen die Hamburger. „Jeder Sieg gegen den HSV ist der Wahnsinn - egal ob mit den Profis oder der U16 um 11 Uhr. Es geht um alles, es geht ums Prestige“, sagte der ukrainische Coach.

„Diese Spiele sind etwas ganz Besondres, da müssen die Spieler kämpfen, damit es erhalten bleibt“, appellierten der Bremer Max Lorenz und HSVer Uwe Seeler in einem Beitrag des NDR.