„SZ“: Rummenigge-Vorstoß bei Kartellamt wegen Vermarktung
München (dpa) - Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ beim Bundeskartellamt Möglichkeiten für eine andere Vergabe der Fernsehrechte an der Bundesliga ausgelotet.
Der Chef des deutschen Fußball-Rekordmeisters will nach Informationen der Zeitung eine eigenständigere Vermarktung der TV-Rechte durch die Vereine erreichen. „Es wurde diskutiert, was für den FC Bayern möglich ist“, hieß es. Der Besuch habe vor gut drei Wochen stattgefunden. „Im Laufe der Prüfung werden auch Gespräche mit einzelnen Marktteilnehmern geführt“, zitierte die „SZ“ das Kartellamt. Die Wettbewerbshüter in Bonn befassen sich derzeit mit dem Vergabeverfahren der Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga, da die 36 Proficlubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga die Rechte über die Deutsche Fußball Liga (DFL) zentral vermarkten. Daher ist eine Prüfung notwendig.
Der laufende Vierjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Euro endet 2017. In dieser Saison verteilt die DFL aus der zentralen Vermarktung insgesamt 850 Millionen Euro, 170 Millionen davon (20 Prozent) gehen an die 2. Liga.
Rummenigge soll laut „SZ“ beim Kartellamt nicht die Abschaffung der bestehenden Zentralvermarktung gefordert haben. Es sei aber über die derzeitige Rechtslage gesprochen worden. Denkbar seien etwa mehr Freiheiten bei der Vermarktung außerhalb Deutschlands oder im Internet.
Die Bayern erhalten derzeit jährlich gut 50 Millionen Euro aus dem Verkauf der Fernsehrechte und deutlich weniger als etwa die britischen oder spanischen Spitzenvereine. Nach Meinung des Bundesliga-Primus würde er aus der Direktvermarktung der TV-Rechte bis zu 200 Millionen Euro erlösen können, also das Vierfache.
„Wir müssen dazu kommen, dass wir - und das ist eine große Aufgabe der Deutschen Fußball Liga - die Bundesliga speziell in der Spitze auch international wettbewerbsfähig halten“, hatte Rummenigge nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Olympiakos Piräus am Dienstagabend in München.
Zuletzt hatte der Zweitligist FC St. Pauli mit einem Antrag für die DFL-Mitgliederversammlung am kommenden Mittwoch für Aufregung gesorgt. Darin fordern die Hamburger, Werksvereine wie Bayer Leverkusen (Bayer) und VfL Wolfsburg (VW), aber auch 1899 Hoffenheim (Mäzen Dietmar Hopp) und künftig möglicherweise Hannover 96, die sich nicht der sogenannten 50+1-Regel über die Stimmenmehrheit bei den Profivereinen unterwerfen müssen, in Zukunft von der Gruppenvermarktung auch der Fernsehrechte auszuschließen.
Am Donnerstagabend hatte der FC St. Pauli in einer Stellungnahme seine Motive noch einmal erläutert. „Der Antrag hat mit der gemeinsamen zentralen Vermarktung der medialen Rechte ebenso wenig zu tun wie mit der Forderung nach Einzelvermarktung oder mit der Aufkündigung der Solidargemeinschaft. Das bestehende System steht nicht zur Disposition und wird vom FC St. Pauli ausdrücklich unterstützt. Es geht um Chancengleichheit und die Integrität des Wettbewerbs“, hieß es auf der Webseite des Clubs.
Rummenigge hatte die Diskussion als „überfällig“ bezeichnet, zugleich aber die vom Antrag betroffenen Clubs unterstützt. „Ich bin im Geiste bei den Clubs, die sich da jetzt zurecht wehren: Leverkusen, Wolfsburg, Hannover und Hoffenheim. Ich glaube, dass wir als Bayern München uns mit denen sehr solidarisch zeigen werden“, hatte er gesagt.