Interimscoach Kramny will Neustart beim VfB einleiten
Stuttgart (dpa) - Selbstbewusst, aber ohne die großen Sprüche seines geschassten Vorgängers Alexander Zorniger will Interimstrainer Jürgen Kramny beim krisengeschüttelten VfB Stuttgart eine sportliche Trendwende einleiten.
„Wir müssen versuchen, ein paar Dinge in den Köpfen der Spieler zu verändern“, forderte der bisherige U23-Coach angesichts des „gewissen Neustarts“ beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten. Er sieht sich stark als Psychologe und Aufbauhelfer der völlig verunsicherten Mannschaft gefordert. „Es ist eine schwere, aber auch reizvolle Aufgabe.“
Kramny kennt den VfB aus dem Effeff, was in der verfahrenen Situation des Tabellendrittletzten ein großer Vorteil sein könnte. Seit Juli 2010 arbeitet der ehemalige VfB-Profi bei den „Roten“ als Trainer: U19, Co-Trainer der Bundesligamannschaft und dann seit 2011 verantwortlich für das Drittligateam. „Ich sehe die Jungs nicht zum ersten Mal“, wies Kramny darauf hin, dass er einige Spieler seit Jahren kennt und teilweise zu den Profis hochgebracht hat.
Nach der ersten Trainingseinheit unter seiner Leitung am Vormittag hatte er einen positiven Eindruck. „Alle waren gut dabei.“ Mit seinem Assistenten Kai Oswald, früher ebenfalls VfB-Profi, und Torwarttrainer Marco Langner will und muss er seine schwächelnden Schützlinge nun schnellstmöglich in Form bringen.
Sportvorstand Robin Dutt räumte seiner Übergangslösung „allen Raum und alle Freiheiten“ ein. „Er kennt die Leitplanken, in denen wir uns bewegen wollen.“ Zugleich ließ sich der nach der Zorniger-Entlassung sichtlich mitgenommen wirkende Manager nicht darauf festlegen, wie lange Kramny die Bundesligaprofis trainieren könne. „Wir werden mit allem Nachdruck an einer langfristigen Lösung arbeiten. Es gibt aber keinen unnötigen Zeitdruck“, betonte Dutt bei der Präsentation des Hoffnungsträgers. „Wir werden nicht jeden Tag Wasserstandsmeldungen vermelden.“
Kramny stört seine offene Zukunft keineswegs. Der 44-Jährige bezeichnete seinen Aufstieg „natürlich als Chance“. Zugleich sprach er von einer „Riesenverantwortung für den Verein“. Kramny ließ durchblicken, dass er nichts gegen eine ähnliche Entwicklung wie bei André Schubert hätte. Schubert überzeugte bei der zuvor in fünf Partien punktlosen Mönchengladbacher Borussia als Interimscoach mit sieben Spielen in Serie ohne Niederlage (sechs Siege und ein Remis). Danach beförderte ihn Gladbach-Manager Max Eberl zum Cheftrainer.
„Sieben Spiele ohne Niederlage am Stück ist natürlich eine tolle Leistung“, sagte Kramny. Dieses Beispiel könne helfen, habe aber letztlich keine Aussagekraft für seine Situation. Hoffnung auf eine Dauerlösung mit ihm hat aber auch er: „Es gibt kein zeitliches Limit.“
Am Sonntag steht Kramny beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund gleich vor einer Bewährungsprobe. Obwohl der VfB krasser Außenseiter ist, forderte Kramny Punkte. „Ich habe richtig Lust darauf.“ Schließlich hat der Interimcoach zumindest teilweise gute Erinnerungen an den BVB. „Im Westfalenstadion habe ich gegen Dortmund mein erstes Bundesligator geschossen“, erzählte er. Allerdings habe der VfB 2:3 verloren. „Aber das muss nichts heißen“, schob er sofort selbstbewusst hinterher.