Neu-Trainer optimistisch Werder-Manager Baumann: Gab bessere als Kohfeldt
Bremen (dpa) - Frank Baumanns überraschende Aussagen lassen mehrere Interpretationen zu. Dass es bessere Trainer als Florian Kohfeldt gebe, sagte der Werder-Manager nur einen Tag nach der Verlängerung des Übungsleiter-Engagements bis zur Winterpause.
Kohfeldt ist für den abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten also nicht die erste Wahl gewesen, heißt das. Das kann als ungeschickt oder unprofessionell interpretiert werden - oder einfach als ungewohnt ehrlich.
Ungewöhnlich waren Baumanns Erklärungen zu seiner Trainersuche nach der Trennung von Alexander Nouri allemal. „Natürlich kann man durchaus sagen, dass es bessere Möglichkeiten gegeben hat, vielleicht bessere Trainer für uns interessant gewesen wären“, gab Baumann zu. Via Twitter legte er noch einmal nach: „Für uns bedeutet Professionalität, dass wir alle Optionen prüfen - auch in der Kategorie Thomas Tuchel“, schrieb Baumann. „Professionalität bedeutet aber auch, dann die bestmögliche Konstellation zu finden. Und die haben wir mit Florian Kohfeldt präsentiert. Das habe ich deutlich kommuniziert und stehe zu meinen Aussagen. Eine Schwächung des Trainers kann ich nicht erkennen.“
Dass Kohfeldt nicht erste Wahl war, „ist nicht schlimm“, hatte der Werder-Manager schon am Samstag gesagt und erklärte seine Sicht anhand der Torwart-Suche vor der Saison. „Wenn man das auf andere Positionen übertragen würde, dann ist es so, dass Jiri Pavlenka auch nur unsere vierte Wahl war, weil wir Neuer, ter Stegen und Leno nicht bekommen haben. Insofern kann man das etwas damit vergleichen.“
Marcel Reif bezeichnete die Aussagen bei Sport1 als „Realsatire“. Der ehemalige Chef-Kommentator von Sky kritisierte Baumanns Auftritt als unprofessionell: „Das ist ja Irrsinn! Wenn ich Kohfeldt wäre, würde ich spätestens nach dieser Pressekonferenz sagen: „Ich danke für das ausgesprochene Vertrauen, nehme es aber hiermit nicht an.““
Kohfeldt stört die vorläufige Begrenzung seines Trainerjobs nicht. Es spiele „keine Rolle, ob ich für sechs Wochen arbeite oder einen Vertrag für mehrere Jahre unterzeichnet hätte“, sagte der 35-Jährige auf der Werder-Internetseite. „Am Ende müssen wir uns alle an Ergebnissen messen lassen, egal wer hier sitzt. Wer drei-, vier- oder fünfmal hintereinander verliert, der hat keine Argumente“, sagte Kohfeldt. „Das werden wir aber nicht. Wir werden Sonntag gewinnen.“ Dann ist Hannover 96 zu Gast in Bremen.
Kohfeldt hat in sechs Punktspielen die Chance, sich für ein noch längeres Engagement zu empfehlen. Der bisherige Coach der U23 hatte nach der Trennung von Nouri das Erstligateam zunächst für das Spiel bei Eintracht Frankfurt (1:2) übernommen und erhielt am Freitagabend eine Verlängerung der Probezeit.
Bei der Trainersuche hatte Werder nach Baumanns Angaben zunächst „eine sehr, sehr große Liste - das ging bis nach Südamerika. Wir haben den Kreis immer enger gezurrt.“ Der Manager erklärte weiter: „Wir hatten auch zwei, drei Toplösungen, die wir angefragt haben in dem Wissen, dass das sehr schwer wird, sie loszueisen.“ Es habe „Absagen in Anführungszeichen“ gegeben.
„Darüber hinaus haben wir noch mit zwei, drei anderen Trainern gesprochen, die in der engeren Auswahl waren“, sagte Baumann. „Unter diesen Kandidaten haben wir uns dann im Endeffekt für Florian entschieden.“
Das Sechs-Spiele-Engagement birgt für den jungen Trainer „ein gewisses Risiko“, gibt Baumann zu. Das gilt aber auch für den Manager selbst. Gelingt Kohfeldt bis zur Winterpause keine Wende, dann geht nicht nur die Trainersuche von vorne los. Dann wird auch die Kritik an Baumann größer.