Winterpausen-Transfers sind oft kein Gewinn

Hamburg (dpa) - Fußball-Weltmeister Kevin Großkreutz ist einer von vielen unter den unglücklichen Bundesliga-Wintereinkäufen.

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Nach einem verpatzten Halbjahres-Abstecher zu Galatasaray Istanbul ging der Nationalspieler, mit Borussia Dortmund immerhin zweimaliger deutscher Meister, zu Jahresbeginn mit großen Hoffnungen nach Stuttgart. Bei den VfB-Fans ist der einsatzfreudige Abwehr- und Mittelfeldakteur beliebt, sportlich ist er ein Gewinn, doch letztlich konnte auch der Routinier nicht verhindern, dass der VfB dicht vor dem ersten Abstieg in die 2. Liga seit 41 Jahren steht. Mit Tränen in den Augen kündigte der Profi auf dem Platz immerhin sein Bleiben auch in Liga 2 an.

„Ich habe noch nie erlebt, dass man im Winter richtig gute Transfers tätigt“, sagte einst Jupp Heynckes, einer der erfolgreichsten deutschen Spieler und Trainer mit der Erfahrung von 50 Jahren Fußball auf allerhöchstem Niveau. „Notkäufe bleiben, was sie sind“, ergänzte Clubchef Karl-Heinz Rummenigge. Da sein FC Bayern München aber in der Abwehr diverse Ausfälle beklagte, lieh man Ex-Nationalspieler Serdar Tasci aus. Er füllte den Luxuskader aber nur als teurer Lückenbüßer auf: Denn jede seiner 220 Spielminuten kostete bei geschätzten 2,5 Millionen Leihgebühr rund 11 000 Euro. Kaufoption - bleibt ungenutzt.

Besonders hektisch und dabei äußerst unglücklich agierte Hannover 96 auf dem Winter-Transfermarkt. Gleich sechs Neue kamen, der Rest ist bekannt: Die meisten, allen voran die international erfahrenen Hugo Almeida und Adam Szalai, floppten, und 96 steht lange als Absteiger fest. Kaum verwunderlich, dass auch die weiteren Abstiegskandidaten Eintracht Frankfurt (6) und Werder Bremen (5) trotz erheblichen Nachbesserns nicht wirklich besser dastehen als zum Jahreswechsel.

Es gibt aber wie immer auch Ausnahmen von der Regel. Eine ist Alfred Finnbogason, den der FC Augsburg in der Winterpause von Real Sociedad San Sebastian ausgeliehen hat. Mit bisher sechs Rückrunden-Toren war der isländische Stürmer maßgeblich beteiligt am vorzeitig gesicherten Augsburger Klassenverbleib. Oder auch Hoffenheims Leihspieler Andrej Kramaric (14 Spiele/5 Treffer) fiel als Torschütze positiv auf.

Insgesamt hielt sich die Liga finanziell zurück. 48 Millionen Euro wurden in feste oder Leih-Transfers gesteckt - Peanuts im Vergleich zu den wahnwitzigen Ausgaben der Premier League (171 Millionen Euro) und besonders der wachsenden Super-League in China (202). „Wir sind nicht bereit, Mondpreise zu zahlen“, sagte Manager Michael Zorc.

Sein Verein Borussia Dortmund ist einer von drei Clubs, die personell zur Saison-Halbzeit gar nicht nachbesserten. Im Gegenteil: Mit Jonas Hofmanns Transfer machte der BVB den teuersten Winter-Deal perfekt. Allerdings kam das für 7,5 Millionen Euro abgegebene Toptalent bei Borussia Mönchengladbach (7 Einsätze, 0 Tore) zumindest bisher nur sporadisch zum Zuge. Zweitteuerster Neuer war Alessandro Schöpf, für den Schalke 04 rund sechs Millionen an den Zweitligisten Nürnberg überwies. Und der 22 Jahre alte Österreicher (12/3) hat immerhin angedeutet, dass er eine gute Investition in die Zukunft sein kann.