WM kein Vorbild: Bundesliga-Referees gehen eigenen Weg
Frankfurt/Main (dpa) - Bei einem viertägigen Lehrgang am Chiemsee haben sich die Bundesliga-Schiedsrichter das Rüstzeug für die bevorstehende Saison geholt.
Neben einem Leistungstest wurde vor allem die Fußball-Weltmeisterschaft intensiv aufgearbeitet und die klare Richtlinie ausgegeben: Keine Nachsicht bei schweren Fouls.
Welche Lehren haben die deutschen Schiedsrichter aus der WM gezogen?
Bei der WM hätten die Unparteiischen zu nachsichtig agiert, kritisierte DFB-Schiedsrichterboss Herbert Fandel. Diese Leitlinie soll nicht auf die Bundesliga übertragen werden. Er hat deshalb die Marschroute ausgegeben, härter durchzugreifen als bei der WM. Rücksichtsloses Verhalten gegen den Gegner soll mit Gelb bestraft werden. Wer die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet, muss vom Platz. „Da wo getreten und geschlagen wird, muss ein Schiedsrichter Grenzen setzen“, erklärte Fandel. Die Unparteiischen sollen in der neuen Saison „weiterhin konsequent und gradlinig handeln“.
Wird das bei der WM eingesetzte Freistoßspray zur Anwendung kommen?
Ja, allerdings noch nicht zum Saisonstart. Der vom Ligavorstand favorisierte Termin scheiterte am Votum der Unparteiischen, die mehr Zeit für die Vorbereitung einforderten. Die Schiedsrichter-Kommission wird in den kommenden Tagen und Wochen intensiv daran arbeiten, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um das Freistoßspray zum frühestmöglichen Zeitpunkt einzuführen. Ein exaktes Datum lässt sich noch nicht definieren. Spätestens zur Rückrunde kommt das Spray, mit dem die Referees bei Freistößen den genauen Ausführungsort und den korrekten Abstand der gegnerischen Abwehrmauer markieren können.
Wünschen sich die Schiedsrichter eine baldige Einführung der Torlinientechnologie?
Ja. Am liebsten hätten sie darauf schon in dieser Spielzeit zurückgegriffen. „Die Schiedsrichter sagen: Her damit! Aber sie bezahlen das nicht, die Clubs bezahlen. Also müssen es die Clubs entscheiden“, meinte DFL-Schiedsrichterexperte Hellmut Krug. Nach der Ablehnung im ersten Anlauf steht auf Initiative des deutschen Rekordmeisters Bayern München im Dezember eine erneute Abstimmung der Bundesligavereine an. Demnächst soll es eine Ausschreibung durch die Deutsche Fußball Liga geben.
Gibt es Neuerungen in der Regelauslegung?
Nein. Beim Handspiel sollen die bisherigen Kriterien wie die bewusste Vergrößerung der Körperfläche, eine aktive Bewegung zum Ball oder die Distanz zum Schützen berücksichtigt werden. Ellbogenchecks werden weiterhin anhand der Wucht des Armeinsatzes und der Frage „Vorsatz oder nicht“ bewertet und geahndet. Auch beim Abseits ändert sich nichts.
Kommen neue Schiedsrichter in der Bundesliga zum Einsatz?
Sascha Stegemann wird seine Premiere feiern. Der 29 Jahre alte Diplom-Verwaltungswirt aus Niederkassel wurde als 23. Unparteiischer für die Spiele im Oberhaus berufen.
Bundesliga-Schiedsrichter in der Saison 2014/15: