Bundesligisten bessern nach Wolfsburg ist der Wintertransferkönig
Düsseldorf (dpa) - Ergänzen, nachbessern, optimieren - fast alle Vereine der Fußball-Bundesliga sind auf dem Wintertransfermarkt aktiv geworden.
Bis drei Tage vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes mit der Partie des SC Freiburg gegen Spitzenreiter Bayern München am Freitag (20.30 Uhr) setzten die 18 Eliteclubs zusammen bereits mehr als 110 Millionen Euro an der Wechselbörse um.
Wie eine Erhebung der Deutschen Presse-Agentur ergab, investierten die Vereine mehr als 56 Millionen Euro in 17 neue Spieler. Auf der Einnahmenseite stehen über 66 Millionen Euro für 23 Profis. Da die Transferperiode erst am 31. Januar endet, kann sich noch einiges tun. Ohnehin ist die Bundesliga - die Ausgaben im vorigen Sommer eingerechnet - mit insgesamt fast 600 Millionen Euro Ausgaben bereits in neue Transferdimensionen vorgestoßen.
Weit überproportional beteiligt am Winter-Umsatz ist der VfL Wolfsburg. Nachdem die Niedersachsen in den ersten 16 Partien nur vier Siege feiern konnten, sahen sie großen Optimierungsbedarf und holten gleich vier neue Spieler. In Yunus Malli vom FSV Mainz 05 (12,5 Millionen Euro) und dem niederländischen Talent Riechedly Bazoer von Ajax Amsterdam (12,0) verpflichteten die Wölfe die beiden teuersten Neuzugänge. Dazu bekam VfL-Cheftrainer Valérien Ismaël in Paul-Georges Ntep (Stade Rennes/5,0) und Victor Osimhen (Ultimate Strikers Academy zwei weitere Alternativen.
Klaus Allofs' Nachfolger Olaf Rebbe wickelte die Transfers schnell ab, so dass Ismaël mit den Neuen zum Teil schon im Trainingslager in La Manga arbeiten konnte. „Es war für uns alle eine intensive Woche, sogar für Olaf. Es ist einfach super, dass der Trainer schon am Ende des Trainingslagers seine Wunschspieler hat“, lobte Ismaël und gestand: „Er hatte wirklich Druck, auch von mir. Teilweise habe ich alle drei Stunden bei ihm auf der Matte gestanden und gefragt, was jetzt nun mit den Spielern ist.“
Schließlich muss Wolfsburg auch einen namhaften Abgang verkraften. Den unzufriedenen Nationalspieler Julian Draxler ließ der VfL zum französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain ziehen. Immerhin kassierten die Niedersachsen dafür eine Ablösesumme von 42,0 Millionen Euro. Nationalstürmer Mario Gomez äußerte sich zufrieden und versprach: „Wir werden in der Rückrunde besser sein.“
Das ist das Ziel aller Konkurrenten, vor allem derer, die wie Wolfsburg hinter den Erwartungen und Möglichkeiten zurückblieben. Auch wegen der Verletzungsproblematik sah sich der Tabellen-Elfte FC Schalke 04 zum Handeln gezwungen. Der Revierclub ist überzeugt, mit dem vom FC Bayern bis zum Sommer ausgeliehenen Abwehr-Ass Holger Badstuber sowie dem Topstürmer der Zweitliga-Hinrunde, Guido Burgstaller (1. FC Nürnberg), die dringendsten Probleme zu lösen.
Borussia Mönchengladbach ist auf der Suche nach einem Ersatz für den Sportinvaliden Alvaro Dominguez beim FC Sevilla fündig geworden und gab 7,5 Millionen Euro für Abwehrspieler Timothée Kolodziejczak aus. Auch beim abstiegsbedrohten Hamburger SV herrschte hinten die größte Not: Neben Innenverteidiger Mergim Mavraj (1. FC Köln/1,8) soll Leihspieler Kyriakos Papadopoulos helfen, die marode Defensive zu festigen. Und Bayern-Verfolger RB Leipzig leistete sich das von vielen europäischen Spitzenclubs umworbene französische Abwehrtalent Dayot Upamecano (RB Salzburg) für zehn Millionen Euro.
Von solchen Summen können andere nur träumen. So ist es kein Wunder, dass wieder zahlreiche Leihgeschäfte getätigt wurden. Davon können alle Parteien profitieren, wie nicht nur im Fall Sidney Sam erhofft wird. Der bei Schalke chancenlose Angreifer könnte Schlusslicht Darmstadt 98 durchaus helfen und womöglich selbst die Chance nutzen, sich wieder ins Rampenlicht zu spielen.
Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund dagegen verzichteten trotz bisher nicht optimaler Punkteausbeute als einzige Clubs der Bundesliga im Winter zunächst auf Zu- und Abgänge. Dabei wird es jedoch beim BVB nicht bleiben. Ersatzstürmer Adrian Ramos wird den Club noch in diesem Winter Richtung China verlassen.