Wolfsburg „überheblich“ im Abstiegskampf

Leverkusen (dpa) - So hatte sich Dieter Hoeneß das nicht vorgestellt. Statt sich mit Macht gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu stemmen, leistete sein VfL Wolfsburg in Leverkusen wieder einmal wenig Gegenwehr.

„In den letzten zwei Wochen hatte ich das Gefühl, die Mannschaft hat begriffen, um was es geht. Heute hatte ich nicht den Eindruck“, schimpfte der VfL-Manager nach dem 0:3 (0:3) in der BayArena. „Über 90 Minuten müssen wir uns fast nichts vorwerfen, aber in den entscheidenden Momenten haben wir fast überheblich gespielt. Das können wir uns überhaupt nicht leisten, das ärgert mich.“

Der Meister von 2009 und ehemalige Champions-League-Vertreter hatte in Leverkusen das Aufbäumen vermissen lassen. „Wir können es uns nicht leisten, im Abstiegskampf Spiele so herzuschenken“, sagte Hoeneß. Die Niederlage sei unnötig gewesen. „Dieses Spiel musst du nicht verlieren. Das Ergebnis spiegelt das Spiel nicht wieder, wir waren zu leichtfertig.“

Lars Bender (21.), Renato Augusto (29.) und Stefan Kießling (45.+1) hatten gegen die brüchige Wolfsburger Defensive keine Mühe, ihre Konter mit sehenswerten Toren abzuschließen. Vorausgegangen waren jeweils leichte Ballverluste der Gäste im Mittelfeld. „Es hat an allen Ecken gefehlt“, sagte VfL-Verteidiger Arne Friedrich. „Das war eine katastrophale Leistung.“

Lediglich ein Punkt trennt die „Wölfe“ noch von Tabellenplatz 16. Der Gang in die Relegation ist ein realistisches (Horror-) Szenario. „Man hat nicht gemerkt, dass wir kämpfen bis zum Umfallen“, beschwerte sich Nationalspieler Marcel Schäfer nach dem Spiel.

Nach zuletzt zielstrebigen Aktionen in Freiburg (1:2) und gegen Mönchengladbach (2:1) gelang Wolfsburg in Leverkusen kaum etwas nach vorne. Lediglich drei Torchancen standen am Ende auf der Habenseite. Immer wieder verlor die Elf von Pierre Littbarski den Ball und versäumte es dann, energisch nachzusetzen. „Wir haben den Anfängerfehler gemacht, Fußball spielen zu wollen und nicht den Kampf gegen den Abstieg anzunehmen“, sagte Littbarski. „Durch einfache und taktische Fehler haben wir einen Rückschritt gemacht.“

Aus der Meisterelf von einst ist ein Haufen Spieler geworden, der den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterherläuft. „Vom Potenzial her gehört diese Mannschaft viel, viel weiter nach oben“, sagte der ehemalige Leverkusener Patrick Helmes nach seiner farblosen Rückkehr in die BayArena. Weder der Nationalstürmer noch die später eingewechselten Dieumerci Mbokani oder Ex-Torschützenkönig Grafite sorgten für Torgefahr.

Neun Spiele hat der VfL noch Zeit, aus einer Pannen-Saison keinen Totalschaden werden zu lassen. „Wir werden zurecht kritisiert“, sagte Schäfer, „aber gegen Nürnberg werden wir das Heimspiel gewinnen und dann weiter machen.“