Bundesligaauftakt Als in Bremen die Lichter ausgingen

Düsseldorf · Seit 2002 wird das Eröffnungsspiel der Fußball-Bundesliga offiziell an einem Freitag ausgetragen. Seitdem gab es nicht nur Tore zu sehen, sondern auch reichlich Gesprächsstoff.

 6. August 2004, Weserstadion: Schiedsrichter und Vereins-Verantwortliche, unter ihnen Schalke-Manager Rudi Assauer (4.v.l.) warten im dunklen Stadion auf den Spielbeginn, der sich wegen eines Stromausfalls verzögerte.

6. August 2004, Weserstadion: Schiedsrichter und Vereins-Verantwortliche, unter ihnen Schalke-Manager Rudi Assauer (4.v.l.) warten im dunklen Stadion auf den Spielbeginn, der sich wegen eines Stromausfalls verzögerte.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/Gero Breloer

Würde es rein nach der Statistik gehen, dann könnte sich Hertha BSC Berlin die heutige Auftaktpartie (20.30 Uhr/ZDF) der neuen Bundesliga-Saison in der Münchener Allianz-Arena eigentlich schenken. Elf Mal durfte der Rekordmeister bislang die Spielzeit eröffnen, nur ein einziges Mal verließ er dabei nicht den Rasen als Sieger. Aber dazu später mehr.

Ohnehin liegt den amtierenden Meistern offensichtlich das Eröffnungsspiel, das seit der Saison 2002/03 offiziell ausgetragen wird. In 15 von 18 Fällen gewann der Titelträger den Auftakt, die restlichen drei Begegnungen endeten Remis. So auch die Premiere 2002 zwischen Borussia Dortmund und – Sie ahnen es sicher – Hertha BSC (2:2). Vielleicht ja ein gutes Omen für den Hauptstadtklub. Doch auch so bot das erste von insgesamt 306 Bundesligaspielen nicht nur immer zuverlässig Tore, sondern auch viel Gesprächsstoff. Wir blicken auf drei Partien zurück.

Bremen und die kaputte Starkstrommuffe

Wenige Monate nach dem sensationellen Gewinn der Meisterschale empfing Werder Bremen im Weserstadion den FC Schalke 04. Mit dabei: Bremens Ex-Torjäger Ailton, der in der Sommerpause zu den Königsblauen gewechselt war. Doch die Schlagzeilen gehörten an diesem Augustabend im Jahr 2004 nicht dem „Kugelblitz“. Vier Minuten vor dem Anpfiff ging plötzlich ein lauter Knall durch das Rund und wenige Augenblicke später das Licht aus. Verwirrung bei den 42 500 Fans im Stadion und den Millionen Zuschauern am TV-Gerät, die zunächst auf einen schwarzen Bildschirm starrten und dann statt Fußball eine Schlagershow zu sehen bekamen.

Des Rätsels Lösung war ein Stromausfall in unmittelbarer Nähe des Stadions. Zunächst hieß es, dass bei Bauarbeiten versehentlich ein Stromkabel durchtrennt worden sei. Später meldeten sich die Bremer Stadtwerke zu Wort und berichteten, dass eine durchgebrannte Starkstrommuffe als Verursacher identifiziert worden sei. In der Zwischenzeit hatte sich auf dem Rasen ein Beratungsgremium aus Vereinsverantwortlichen, den Schiedsrichtern sowie Mitgliedern der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zusammengefunden und diskutierten das weitere Vorgehen.

Da die Flutlichtmasten noch funktionierten und für die Zuschauer im Stadion keine Gefahr bestand, beschloß man, zunächst ohne TV-Bilder das Spiel anzupfeiffen. Als Schiedsrichter Stefan Trautmann dann zur Tat schreiten wollte, gaben auf einmal drei der insgesamt vier Masten den Geist auf. Erst die Notfallstromversorgung konnte den Spuk beenden. Und tatsächlich wurde nach 66 langen Minuten doch noch gegen den Ball getreten – mit dem besseren Ende für die Bremer, die in einer insgesamt schwachen Begegnung dank eines Tores von Nelson Valdez in der 83. Minute mit 1:0 gewannen. Es war überdies der späteste Treffer der Ligageschichte. 23.15 Uhr zeigte die Stadionuhr an. Von Ailton war da schon gar nicht mehr die Rede.

Klinsmanns misslungenes Debüt

Es sollte ein Coup werden, entpuppte sich nach wenigen Monaten jedoch als kolossales Missverständnis. Das Wirken von Jürgen Klinsmann in München beschränkte sich im Rückblick auf das Aufstellen von Buddha-Figuren auf der Terrasse des Trainingszentrums an der Säbener Straße, Yoga-Kurse für die Spieler sowie die vollmundige Ankündigung, jedes Kader-Mitglied, jeden Tag ein bisschen besser machen zu wollen. Dabei ließ sich der Beginn des ehemaligen Bundestrainers noch gut an. Zum Auftakt in die Spielzeit 2008/09 empfingen die Bayern den Hamburger SV in der Arena – und schon nach 16 Minuten legten die Hausherren einen Start nach Maß hin und führten nach Treffern von Bastian Schweinsteiger (12.) und Lukas Podolski (16./Elfmeter) scheinbar sicher mit 2:0. Allerdings trat danach ein Phlegma zu Tage, das die Münchner die gesamte Saison durchhin begleiten sollte. Der HSV kämpfte sich zurück, holte den Zwei-Tore-Rückstand durch die Ex-Bayern-Spieler Paolo Guerrero (26.) und Piotr Trochowski (57./Elfmeter) noch auf und entführte am Ende einen Punkt aus der bayrischen Landeshauptstadt. Der Rest ist bekannt: Nach Monaten mit mehr Tiefen als Höhen wurde Klinsmann nach einem 1:5 gegen den späteren Meister VfL Wolfsburg im April 2009 beurlaubt und durch Jupp Heynckes ersetzt.

Armin Veh ärgert den VfB Stuttgart

Apropos Wolfsburg. Eine Spielzeit später fand zum bislang einzigsten Mal das Eröffnungsspiel in der Autostadt statt. Damals nicht nur ein besonderes Erlebnis für den VfL, sondern auch für ihren Trainer Armin Veh, der in der Sommerpause Meistermacher Felix Magath an der Seitenlinie ablöste. Der Grund lag beim Gegner VfB Stuttgart, mit dem Veh zwei Jahre zuvor selbst noch die Meisterschale holte. Eine gewisse Brisanz war also vorhanden.

Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte mit offenem Visir, konzentrierte sich Stuttgart nach dem Seitenwechsel zu sehr auf die Defensive. Die Strafe folgte in den letzten 20 Minuten, als die „Schwaben“ auch noch verletzungsbedingt in Unterzahl gerieten. Zvjezdan Misimovic (71.) sowie Grafite (82.) sorgten mit ihren Toren für den perfekten Wolfsburger Start. Passenderweise trifft Veh, der mittlerweile seine Trainerlaufbahn beendet hat und seit Dezember 2017 Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln ist, am Samstag ausgerechnet mit dem „Effzeh“ auf die „Wölfe“. Mal schauen, wie dieses Mal das Wiedersehen mit dem Ex ausgehen wird.