Fortuna und Graffiti Graffiti und Aufkleber: Wie Fortunas Ultras ihr Revier markieren

Düsseldorf · Vor allem in der Nähe der Arena und auf den Anfahrtswegen der gegnerischen Fans zeigen die Ultras, auf wessen Territorium man sich befindet. Intern hoch im Kurs steht, wer Fortuna-Logos in „Feindesland“ platziert.

Nicht schön und nicht kreativ: Die Ultras grüßen von einer Mauer an der Beckbuschstraße in Stockum.

Foto: Schulte, Alexander/Schulte, A.

Wenn man gezielt darauf achtet, sieht man sie überall: Kleine Fortuna-Aufkleber und Sticker in den verschiedensten Formen, die an hunderten Ampeln, Mülleimern oder Straßenschildern kleben und vor allem eins deutlich machen sollen: Hier ist Fortuna-Gebiet. Seit Jahren markieren Ultra-Gruppen in der ganzen Republik ihr Territorium, im Urlaub an der Ostsee sieht man zum Beispiel gerade, wie die Fans von Hansa Rostock praktisch die ganze Küste von Lübeck bis Stettin mit ihrer Hansa-Kogge zugeklebt oder besprüht haben. Natürlich sind diese Symbole auch in Düsseldorf weit verbreitet, verfügt Fortuna doch über eine sehr große und sehr rege Ultraszene.

Grob unterschieden werden kann zwischen größeren Graffiti und den kleineren Aufklebern. Letztere sind vor allem für Insider, der Fanforscher Harald Lange von der Uni Würzburg hat sie in der „WAZ“ als „Grenzsteine zur Markierung des eigenen Reviers“ bezeichnet. Ultras anderer, vor allem verfeindeter Klubs signalisieren Sie: Ihr seid hier in Feindesland; den eigenen oder befreundeten Fans dagegen versichern sie, zu Hause beziehungsweise willkommen zu sein. „Natürlich spielt das alles eine große Rolle“, sagt Torsten Ziegs, vom beim Düsseldorfer Jugendring angesiedelten Fortuna Fan-Projekt. Gegnerische Vereine wie Köln, Essen oder Gladbach werden da durchaus aufs Korn genommen, aber, so Ziegs, „auf kreative und witzige Weise, nicht dumpf oder verletzend“. Aktuell gehe es in Düsseldorf vor allem darum, Nachwuchs für „unsere bunte und kreative Ultraszene zu gewinnen“, betont Ziegs. So rufen große Aufkleber mit dem Text „Jugend der Stadt, auf in die Kurve“ zum Einstieg auf.

Passend zum rot-weißen Straßenschild wurde der Aufkleber am Fürstenwall platziert.

Foto: ale

Eher auf eine möglichst breite Außenwirkung bedacht sind Graffiti. Je näher man der Arena in Stockum kommt, desto mehr finden sich auf Stromkästen, Haltestellenhäuschen, aber auch auf privaten Grundstücksmauern, so zum Beispiel an der Beckbuschstraße, wo auf einer weißen Wand riesig „Fortuna Düsseldorf“ prangt. Hier hat den Schaden der Hausbesitzer. Und dann sprayen und kleben Ultras ihren Verein oder die Schmähung eines anderen natürlich bevorzugt dort hin, wo möglichst viele gegnerische Fans auf dem Weg ins Stadion vorbeikommen. Also an den Autobahnen rings um Düsseldorf, an Raststätten, an den Zugstrecken und auf Bahnhöfen. Reichlich F95-Propaganda findet sich dementsprechend zwischen dem Flughafen-Fernbahnhof, zu dem die Gästefans ja meistens in Bussen eskortiert werden, und der Arena. Da werden auch mal Tags nur für ein spezielles Spiel gesprayt.

„Gladbachers not welcome – Fortuna Area“. Der Aufkleber hängt am Spichernplatz in Derendorf und stellt den Nachbarn vom Niederrhein als Bauern dar.

Foto: Joachim Hennig

Doch die Fans kleben und sprayen natürlich auch bei Auswärtsspielen. In der Szene besonders angesehen sind Guerilla-Aktionen von „Dissidenti Ultra“ und Co. im „Feindesland“, also wenn Fortuna-Fans ihre Spuren mitten in Köln oder Essen hinterlassen. Umgekehrt suchen sie in Düsseldorf Tags von verfeindeten Ultras – und beseitigen sie, so schnell es geht.