Theateratelier Takelgarn „Kinder sind die Theater-Zuschauer von morgen“
Düsseldorf · Das Theater Takelgarn wird im Oktober 40 Jahren alt, seit 33 Jahren sitzt es an der Philipp-Reis-Straße. Ein Porträt des Theatermachers Helge Neuber.
Der Name „Takelgarn“ erinnert an die Zeiten, da das kleine Theater an der Philipp-Reis-Straße vorwiegend mit Marionetten arbeitete und noch keine feste Spielstätte hatte. Im Oktober hat das „Takelgarn“ sein 40-jähriges Bestehen. „Das groß zu feiern ist nicht so mein Ding“, gibt Theaterleiter Helge Neuber ehrlich zu. Viel lieber hat er es, wenn das im September startende neue Programm nach der Sommerpause gut angenommen wird. „Aber im nächsten Jahr werden wir bei der ersten Düsseldorfer Theater-Nacht mit dabei sein“, verspricht er.
In den letzten drei Jahren hat sich einiges getan. Wie Helge Neuber bei einem kleinen Rundgang durch sein Reich beschreibt: „Wir haben bei der Sanierung eine Wand rausgenommen, um das Foyer zu erweitern.“ Die ehemalige Künstlergarderobe sei viel zu groß gewesen. „Den Raum können wir jetzt als kleine Bühne nutzen, für Vorstellungen mit bis zu 30 Zuschauern“, freut sich der Theaterleiter. Die Künstler haben aber immer noch reichlich Platz, um sich in Ruhe auf ihren Auftritt vorzubereiten. Dafür steht ihnen neben dem obligatorischen Schminktisch mit beleuchtetem Spiegel auch ein bequemes Sofa zur Verfügung.
Im großen Saal, mit rund 70 Plätzen, wurden die Stühle beiseite geräumt. „Wir nutzen die Sommerpause für kleinere Reparaturen und für die Grundreinigung“, so Neuber.
Zeit, zurückzublicken. Wie war es denn damals in den Anfängen, immerhin schon vier Jahrzehnte her?
„Seit 33 Jahren sind wir an diesem festen Standort. Davor waren wir ein reines Tourneetheater“, erinnert sich Helge Neuber. Ursprünglich seien die Räumlichkeiten an der Philipp-Reis-Straße das Atelier der Puppenspieler gewesen. Dort waren die Proben- und Arbeitsräume untergebraucht. Aber es gab auch schon erste Vorführungen. Dort, wo jetzt die kleine Bühne steht, wurden ursprünglich Figuren bemalt. „Das ist heute so nicht mehr vorstellbar. Wir haben sehr viele Auflagen, allein wegen des Brandschutzes, bekommen“, berichtet Neuber weiter und verrät, dass aber das Hauptproblem, die Parkplätze gewesen seien.
„Zwei Jahre haben wir dafür gekämpft“, erinnert sich der 61-Jährige. Inzwischen können Gäste sogar ihre Eintrittskarte mit einem VRR-Ticket kombinieren. Die Takelgarner gehen halt mit der Zeit. Apropos, worauf genau bezieht sich eigentlich der Name des Theaters? „Marionetten müssen schwer sein, damit sie funktionieren. Das bedeutet eine besondere Anforderung an die Fäden“, plaudert Neuber aus dem Backstagebereich. Als Kind habe er sich immer geärgert, dass man die Fäden der Marionetten bei den Vorführungen der „Augsburger Puppenkiste“ sehen konnte. Das muss auch anders gehen, sagte sich der passionierte Segler und tauschte die Fäden gegen dünnes, aber reißfestes stabiles Garn aus, das in der Schifffahrt für Takelagen verwendet wird. Siehe da, schon war ein einprägsamer Name für das Figurentheater gefunden.
Später wurden die Marionetten gegen so genannte Tisch-Wankel-Figuren ausgetauscht. Die Bühne ist bei dieser Form des Puppenspiels ein Tisch und die Figuren werden von hinten mit einem Holzstock bewegt. „Da wir ohnehin immer offen gespielt hatten, war das fürs Publikum keine große Umstellung. Aber für die Spieler war es gesünder und es hat auch sehr viel mehr Spaß gemacht, weil wir mehr improvisieren mussten“, so Neuber.
Mit den Jahren kamen immer mehr Gastspiele aus den Bereichen Comedy, Musik, Kabarett, Zauberei, Clownerie und Kindertheater dazu. „Vor drei Jahren haben wir dann das Figurenspiel ganz eingestellt“, gibt Helge Neuber zu.
Das Konzept des „Takelgarn“ lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Wir zeigen fast alles, was man auf 20 Quadratmetern Bühne machen kann“, fasst Neuber zusammen und fügt hinzu: „Und das ist eine Menge.“ Ein wichtiges Anliegen ist dem Düsseldorfer das Kindertheater. „Kinder sind die Zuschauer von morgen“, ist er überzeugt und hat für die Kleinen immer kostenlose Angebote im Programm. „Geld sollte da keine Rolle spielen, damit Kinder Theater erleben können“, stellt er klar.
Los geht es nach der Sommerpause am 12. September mit dem Düsseldorfer Improtheater „Phoenixallee“.
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