Was wird das Publikum erwarten?
Musik Mit „Per Elisa“ wurde sie bekannt, jetzt singt Alice in der Tonhalle
Düsseldorf · Interview Die italienische Sängerin spricht über ihr Programm, das deutsche Publikum und das Musikgeschäft.
„Per Elisa“, ein Ohrwurm der Alice 1981, schlagartig international bekannt machte. Die Sängerin war Teil der Welle italienischer Künstler, die in dieser Zeit die deutschen Charts dominierten, wie Al Bano und Romina Power, Gianna Nannini oder Eros Ramazotti. Was allerdings nur wenige wissen, Alice ist eine herausragende Interpretin großer italienischer Komponisten. Am 5. Oktober kommt die 64-jährige, die bislang 22 Alben veröffentlicht hat, in die Tonhalle, um ihr aktuelles Programm „Viaggio in Italia“ vorzustellen. Bei einer Stippvisite in Düsseldorf zur Vorbereitung ihrer Tournee verriet Alice mehr darüber, was sie sich für diesen besonderen Abend vorgenommen hat.
Alice: Wir werden eine Reise durch die Geschichte der großen italienischen Cantautori, wie Franco Battiato, Lucio Dalla, Fabrizio De Andrè, Francesco De Gregori, Giorgio Gaber und Giuni Russo unternehmen. Mir liegt sehr viel daran, die Bedeutung ihrer Texte dem Publikum näher zu bringen. Denn ich glaube, dass sie bis heute nichts von ihrer Kraft eingebüßt haben und immer noch wichtig sind.“
War die Bedeutung der Texte für ein Publikum heute, ein Kriterium für Sie, die Lieder für diesen Abend auszuwählen?
Alice: Unbedingt. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns mit dem auseinandersetzen sollten, was sie uns zu sagen haben. Ich freue mich schon darauf, das mit meinem Publikum teilen zu können.
Glauben Sie, dass ein deutsches Publikum die Bedeutung der Texte voll erfassen kann?
Alice: Wissen Sie, in Italien habe ich großartige Erfahrungen damit gemacht. Natürlich ist mir bewusst, dass es eine Sprachbarriere gibt. Aber ich vertraue auf die universelle Kraft der Musik und hoffe, dass sie sich auch auf das deutsche Publikum überträgt. Ich wünschte, ich könnte all die Lieder auf Deutsch singen (lacht).
Sie haben doch schon auf Deutsch gesungen, mit Stefan Waggershausen im Duett.
Alice: Stimmt und es hat mir großen Spass gemacht. Aber ich fürchte, mein Deutsch reicht nicht aus, um einen ganzen Abend mit Liedern in Ihrer Sprache zu bestreiten.
Sie werden mit einem Trio auf der Bühne stehen. Minimalistisch reduziert statt opulent?
Alice: Ich habe wunderbare Musiker, die mich bei diesem Projekt unterstützten. Sie begleiten mich auf dieser Reise durch die Musik. Es ist mir sehr wichtig, dass wir dafür einen intimeren Rahmen haben, als es mit einem großen Orchester möglich wäre.
Die Tonhalle bietet dafür optimale Bedingungen.
Alice: Ich bin schon einmal dort aufgetreten und erinnere mich an diese ganz besondere Atmosphäre und Akustik. Es soll ja ein sehr intimes Konzert werden, bei dem ich den Kontakt zum Publikum suche. Allerdings werden wir auch ein wenig Technik einsetzen, um noch mehr Klangfülle zu haben. So wird es während des Konzerts sehr zurückgenommene minimalistische Momente geben und andere, in denen wir sehr opulente Klänge präsentieren werden. Denn wir haben auch Lieder im Repertoire, die aus den 1980er Jahren kamen. Eine Ära, in der die Elektronik in der Musik besonders beliebt war. Diesen Sound wollen wir natürlich auch wiederbeleben. Lassen Sie sich überraschen.
Sie sind schon viele Jahre im Musikgeschäft. Hat sich da Ihre Sicht auf und die Arbeit mit Musik geändert?
Alice: Alles hat sich gewandelt, seit ich in den 1970ern angefangen habe. Die Wertigkeit ist eine andere geworden. Denken Sie nur an die Streamingdienste. Plattenfirmen sind vom Markt verschwunden oder haben fusioniert. Aber ich sehe das als Prozess. Es muss einen Wandel geben, sonst würden wir immer auf der Stelle treten und uns nicht weiterentwickeln. Ich sehe es als Herausforderung, die ich gerne annehme.