Klimaschutz im Kunstmuseum Photovoltaik auf der Kunsthalle erweist sich als Hürdenlauf

Düsseldorf · Die Energie lässt sich derzeit am Grabbeplatz nur sparen, indem die Klimaanlage abgeschaltet wird.

Jörg Schlürscheid, der Ausstellungstechniker der Kunsthalle, schreitet über das Sheddach. Trägt es eine Photovoltaik-Anlage?

Foto: Bernd Schaller

Die Kunsthalle ist ein idealer Ort für die Kunst. Überall gibt es dank der Sheddächer natürliches Licht. Aber eben diese Dächer machen beim Klimaschutz Probleme. Während sich Photovoltaik bei den Schulbauten zum Erfolgskonzept entwickelt, mit derzeit 38 Anlagen bei Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien, gibt es bei den Kulturbauten Schwierigkeiten. Beim Kunstpalast stellt sich der Denkmalschutz quer, und bei der Kunsthalle am Grabbeplatz geht es um die Statik. Auch hier gibt es die Sheddächer.

Zur Information: Ein Sheddach hat einen satteldachartigen Aufbau, den man auch als Reiter bezeichnet. Die Kunsthalle hat fünf Reiter-Reihen. Der jeweilige Reiter besteht aus einer abgeschrägten Dachfläche, die wie bei alten Kirchen mit Kupfer bedeckt ist, und einer steileren Fensterfläche, die das wunderbare Tageslicht in den Kinosaal, den Emporensaal und den langgestreckten Ausstellungsraum des Kunstvereins bringt. „Wir haben tolle Sheddächer, die nach Süden ausgerichtet sind und nach Norden Licht bringen“, sagt Kunsthallenchef Gregor Jansen. Das heißt, das Tageslicht fällt aus Norden (Richtung Grabbeplatz) blendfrei und ohne Schlagschatten auf die Kunst. Bei den nach Süden ausgerichteten Reiterflächen (zur Mutter-Ey-Straße) könnte eine energetische Optimierung erfolgen. Bislang allerdings ohne Erfolg.

Ein Kunstprojekt brachte die Diskussion ins Rollen

Im Jahr 2016 stellten der Schmidt-Rottluff-Stipendiat Pablo Wendel aus und stieß die Diskussion um Solarstrom an. Er benutzte ausgesonderte Module, um auf der Südseite der Sheddächer den Strom aus der Sonne zu ziehen und ins Netz der Kunsthalle einzuspeisen. Als Kunstprojekt war das erlaubt, ansonsten wäre es Strompiraterie und mithin verboten. Wie aber kommt eine Photovoltaik-Anlage auf legalem Weg auf das Dach der Kunsthalle?

Nun sind die Stadtwerke Partner des Hauses. Gregor Jansen schaltete die Grünwerke ein, eine Tochter der Stadtwerke, die sich um regenerative Energie kümmern. Deren Mitarbeiter stiegen aufs Dach und prüften, ob sich das überhaupt lohnt. Nach dem positiven Bescheid stellte Jansen das Projekt dem Aufsichtsrat der Kunsthalle vor, und Kulturdezernent, Stadtkämmerin, Bürgermeister und Ratsmitglieder fanden es toll.

Aber plötzlich gab es Bedenken bei der Statik, denn das Haus wie der Aufbau stammen aus den 1960er Jahren. Niemand kann derzeit sagen, ob das alte Dach eine neue Photovoltaik-Anlage überhaupt trägt. Gregor Jansen: „Die Dächer müssen statisch so sicher sein, dass bei einem Sturm nichts davonfliegt. Die Frage kann nur ein Gutachter lösen.“

Vor zwei Monaten gab es eine Begehung. Hierzu Gregor Jansen: „Die Stadt würde gern das komplette Dach renovieren, restaurieren oder instandsetzen.“ Dabei wunderten sich die Fachleute über die altmodische Praxis am Haus: Bei Ausstellungen mit Filmen oder Videos pflegt nämlich der Ausstellungstechniker Jörg Schlürscheid aufs Dach zu klettern und Silo-Folien auf die Kupferbleche zu legen. Das sei die günstigste Art der Abdeckung, damit der Raum absolut lichtdicht ist.“ Vielleicht, so die Fachleute, wäre eine Markise einfacher zu bedienen.

Gregor Jansen: „Das dauert alles sehr lange. Da vergeht schnell ein Jahr, ohne dass etwas geschieht. Die Photovoltaik ist erst einmal auf Eis gelegt, was mir nicht gefällt.“ Der Kunsthallenchef hat sich zwischenzeitlich ausrechnen lassen, wann sich die neue Anlage amortisiert hat. Er sagt: „Derzeit geht man von einer Investition von einer Million Euro aus, die sich mit dem Gewinn von Ökostrom in zehn bis zwölf Jahren amortisiert hat.“ Hört sich gut an. Der Haken liegt allerdings im Problem der Statik.

Dem Hausherrn ist natürlich daran gelegen, die hohen Energiekosten von rund 120 000 Euro im Jahr um 80 bis 90 Prozent einzusparen. Aber das dauert. Bis dahin wenden die Ausstellungsmacher Methoden an, bei denen ein Museum nur die Nase rümpfen würde: Sie schalten einfach die Klimaanlage aus. Jansen erklärt: „Die meisten Ausstellungen bei uns sind klimatechnisch unproblematisch. Bei den Wandarbeiten von Megan Rooney brauchen wir keine Klimaanlage. Die Wände werden anschließend sowieso überstrichen.“ Natürlich gebe es Ausnahmen bei Ausstellungen mit den vielen Papierarbeiten.

Ausstellungstechniker Jörg Schlürscheid fasst zusammen: „Wir fragen uns bei jeder Ausstellung, ob die Klimaanlage überhaupt notwendig ist. Wir können jeden einzelnen Raum gesondert steuern.“ Auch nachts wird gespart. Wenn niemand im Haus sei, brauche man keine Frischluft und schalte sie ab.

Ein zusätzliches Problem: Die Anlagen sind alt, die Klimatechnik wie die Lichtanlagen müssten erneuert werden. Im Gegensatz zum Kunstpalast gibt es keine einzige LEG-Beleuchtung im Haus. Jansen: „Klimaschutz ist eine tolle Sache, aber auch ein Fass ohne Boden.“