30-Minuten-Messi rettet Barça
Barcelona (dpa) - Er konnte nicht sprinten wie sonst, mit Dribblings und Zweikämpfen hielt er sich zurück. Aber trotz seiner Verletzung verhalf Lionel Messi dem FC Barcelona zum Einzug ins Halbfinale der Champions League.
Der Weltfußballer leitete im Viertelfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain kurz nach seiner Einwechselung den Angriff ein, den Pedro Rodríguez zum 1:1-Ausgleich nutzte.
Nach dem 2:2 im Hinspiel reichte das Remis den Katalanen aufgrund der auswärts erzielten Treffer zu einem Eintrag in die Fußball-Annalen: Barça steht als erster Club sechsmal nacheinander in der Runde der besten Vier der Meisterklasse. Selbst dem legendären Team von Real Madrid um Alfredo di Stéfano war dieses Kunststück in den 50er Jahren nur fünfmal gelungen. Inter Mailand schaffte es in den 60er Jahren viermal in Serie ins Halbfinale, ebenso wie Juventus Turin in den 90er Jahren.
Barcelona machte indes des halbe Dutzend voll. Dem Messias im Fußball-Trikot sei dank. Dabei litt der Argentinier in der ersten Halbzeit auf der Ersatzbank Höllenqualen. Messi musste mitansehen, wie ein PSG-Angriff nach dem anderen auf das Tor der Katalanen zurollte und Barça-Torwart Víctor Valdés mit Glanzparaden einen frühen Rückstand verhinderte. Nervös kaute er an seinen Fingernägeln. Messi glich einem Raubtier im Käfig. Trainer Tito Vilanova hatte ihn auf die Ersatzbank gesetzt, weil seine Oberschenkelverletzung noch nicht ausgeheilt hatte. Messi war die letzte Trumpfkarte.
In der 50. Minute trat der Fall der Fälle ein. Javier Pastore schoss die Franzosen auf Zuspiel des früheren Barça-Stürmers Zlatan Ibrahimovic in Führung. Vilanova wies Messi an, sich warmzulaufen. Durch das Camp-Nou-Stadion ging einen Raunen: Neue Hoffnung für ein Barça-Team, bei dem kaum etwas zusammenlief und Kurzpass-Künstler wie Xavi oder Sergi Busquets nur Schatten ihrer selbst waren.
Messi stach: Als der Argentinier ins Spiel kam, fassten die Katalanen neuen Mut. Nun wurden die bis dahin dominierenden Franzosen plötzlich von der Angst gepackt. Fast sah es so aus, als würden sie sich schon beim Anblick des Weltfußballers ergeben. „Messi reicht notfalls auch ein Bein“, witzelte die Zeitung „El País“. „Nie zuvor hatte man im Camp-Nou-Stadion einen Fußballer erlebt, der ein Spiel entschied, fast ohne den Ball zu berühren.“
Neun Minuten nach seiner Einwechselung leitete Messi das Ausgleichstor durch Pedro (71.) ein, den die Zeitung „El Periódico“ daraufhin als „Heiligen Petrus“ titulierte. Der Argentinier schaltete einen Gang zurück, um kein neues Aufbrechen seiner Verletzung zu riskieren. Er war gegen PSG mehr Talisman als Torjäger. Die spanische Presse beschwor den „Geist von Messi“, der Barça vor dem drohenden Aus in der europäischen Elite-Liga bewahrt habe. „El Mundo“ sah in dem Argentinier einen „hinkenden Gott“.
Nach dem Abpfiff verspürte Messi erneut Schmerzen im verletzten Oberschenkel. Nach Informationen des Fachblatts „Sport“ ist sein Einsatz im Halbfinale aber nicht gefährdet. „Das Leben ist ein Risiko, und ohne Risiko gibt es keinen Gewinn“, meinte Sportdirektor Andoni Zubizarreta. Verteidiger Gerard Piqué ergänzte: „Wenn man den besten Fußballer der Welt im Team hat, muss man ihn auch einsetzen - egal wie.“ Am Donnerstag teilte der FC Barcelona mit, dass sich die Verletzung nicht verschlimmert habe. Der Verlauf der Heilung werde zeigen, ob Messi in den nächsten Spielen eingesetzt werden könne.
PSG-Trainer Carlo Ancelotti räumte ein: „Messi flößte seinem Team und den Fans neuen Mut ein.“ Die PSG-Elf habe bewiesen, dass sie in der europäischen Spitze mithalten könne. „In der nächsten Saison werden wir noch besser sein“, versprach der Coach. Das Sportblatt „L'Equipe“ resümierte: „Als Messi kam, verflog die Hoffnung.“