Barça nicht mehr Weltspitze - Messi als Spaziergänger
Madrid (dpa) - Der Einzug ins Halbfinale der Champions League stand auf dem Spiel. Lionel Messi aber stiefelte gemächlichen Schritts über den Platz. Keine Dribblings, keine Sprints und eine Laufleistung nur knapp über der des eigenen Torwarts.
Der Argentinier und sein Team vom FC Barcelona ließen es bei der 0:1-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel bei Atlético Madrid an Siegeswillen und bedingungslosem Kampfgeist vermissen. Nach dem 1:1 im Hinspiel schied der spanische Fußballmeister aus und steht erstmals seit sieben Jahren nicht im Halbfinale.
„Barça sagt Adiós auf die denkbar schlechteste Weise“, titelte die Zeitung „El Periódico de Catalunya“. „Es verlässt die Champions League durch die Hintertür.“ Das Team um Messi & Co ist nur noch ein Schatten jener Elf, die vor wenigen Jahren den Fußball in Europa dominierte und von Fans in aller Welt bewundert wurde. Barças große Ära ging vor einem Jahr mit den 0:4- und 0:3-Niederlagen im Halbfinale gegen Bayern München zu Ende. „Nun entfernte sich das Team eine weitere Stufe von der Spitze“, konstatierte das Sportblatt „As“.
Die Katalanen scheiterten an einer Atlético-Elf, die all das aufwies, was Barça fehlte. Die Rot-Weißen bildeten eine kompakte Einheit, rannten bis zum Umfallen und kämpften um jeden Meter Boden. „In den Schlachten gewinnt häufig nicht der Bessere, sondern der mit der besseren Strategie“, dozierte Atlético-Trainer Diego Simeone - nicht ganz ohne Eigenlob.
Die Madrilenen stehen erstmals seit 40 Jahren wieder in der Runde der letzten Vier des wichtigsten Europacups. Sie sind unter den Halbfinalisten das einzige Team, das in dieser Saison noch kein Champions-League-Spiel verlor. „Ein Atlético für die Ewigkeit“, titelte das Sportblatt „Marca“. Die Rot-Weißen hätten die Partie schon nach 20 Minuten entscheiden können. Koke erzielte bereits in der 5. Minute den Siegtreffer, David Villa und Adrián scheiterten insgesamt dreimal an der Latte des Barça-Tores.
In der Abwehr der Katalanen herrschte zeitweise Chaos. Dies war jedoch nicht neu. Nun kam allerdings hinzu, dass Messi mit seinem „Spaziergang im Calderón-Stadion“ („Marca“) die Fans vor Rätsel stellte. Als das Barça-Team den Star am meisten brauchte, hatte der viermalige Weltfußballer sich praktisch abgemeldet. In Barcelona ist vom „missing Messi“ (vermissten Messi) die Rede. Die Statistik unterstreicht die Teilnahmslosigkeit des Argentiniers: Er legte in der Partie nur 6,8 Kilometer zurück, kaum mehr als Torwart José Manuel Pinto (5,4) und nur gut halb so viel wie der Atlético-Mittelfeldspieler Koke (12,3).
Das Aus brachte neben Messi auch dessen Landsmann Gerardo Martino in die Kritik. „Die Wenigen, die den Barça-Trainer noch unterstützten, werfen ihm nun vor, in allen fünf Spielen gegen Atlético im strategischen Duell mit Simeone den Kürzeren gezogen zu haben“, schreibt das Fachblatt „Sport“. Martino räumte ein, dass das Ausscheiden im Viertelfinale auch ein „persönliches Scheitern“ bedeute. Er wies aber darauf hin, dass Barça an seinem Stil festhalten und nie so spielen werde wie Atlético.
Der Argentinier hatte bei seinem Amtsantritt im Sommer eigentlich einen Neuaufbau einleiten sollen. Dieser blieb aber aus. Abgesehen von der Verpflichtung von Neymar blieb die Stammelf praktisch unverändert. „Barças Haltbarkeitsdatum in Europa ist abgelaufen“, meint die Zeitung „El País“. Bei der anstehenden Erneuerung stehen die Katalanen nun vor einem zusätzlichen Problem: Nach einer Entscheidung des Weltverbandes FIFA dürfen sie bis 2015 keine neuen Spieler unter Vertrag nehmen. „Die nächste Saison wird ein Drama“, befürchtet „Sport“.