Bayer mit BVB-Schwung ins „Finale“ gegen San Sebastian
San Sebastian (dpa) - Rudi Völler blieb auf dem Weg zum Flughafen im Stau stecken. Im Kampf um den Achtelfinal-Einzug in der Champions League soll es das einzige Hindernis sein.
„Wenn man so einen Rückenwind hat, sollte man ihn nutzen“, sagte der Leverkusener Sportchef nach dem Sieg bei Borussia Dortmund und vor dem „Endspiel“ bei Real Sociedad San Sebastian.
„Wir gehen nun mit einem guten Gefühl in diese Woche“, sagte auch Nationalspieler Lars Bender. Die Fußball-Werkself, nach der 0:5-Demütigung gegen Manchester United am Boden, strotzt nach dem Weiterkommen im Pokal und zwei Bundesliga-Erfolgen in Serie vor Selbstbewusstsein.
„Wir sind hier, um gut zu spielen und zu gewinnen“, sagte Bayer-Trainer Sami Hyypiä. „Erst dann sehen wir, was in Manchester passiert.“ Um über die Partie in Manchester auf dem Laufenden zu bleiben, will er „ein Handy mitnehmen, um das andere Spiel mitverfolgen zu können“. Nach der Wiedergutmachungs-Trilogie hofft Bayer auch in der „Königsklasse“ auf ein Happy End. Dabei werden aber Nationalspieler Sidney Sam, Stefan Reinartz und Sebastian Boenisch fehlen.
„Die Konstellation ist nicht ungünstig“, meinte Kapitän Simon Rolfes zur Ausgangslage. Allerdings ist Bayer selbst bei einem Sieg auf fremde Hilfe angewiesen. Nur wenn Schachtjor Donezk im Parallelspiel bei Manchester United seinen Ein-Punkte-Vorsprung auf Leverkusen einbüßt, wäre der Achtelfinaleinzug perfekt. „Ich gehe felsenfest davon aus, dass Manchester alles dafür tun wird, um Gruppensieger zu werden“, meinte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. „Denn auch ein Club wie ManUnited hat kein Interesse, in der K.o.-Runde gegen Bayern München oder andere ähnliche Kaliber zu spielen.“
Keine Zweifel hegt er, dass seine Angestellten diesmal mit der richtigen Einstellungen an die Arbeit gehen. „Die Jungs wissen, um was es geht“, sagte Schade - auch um weitere Millionen-Einnahmen. Gelingt der 13. Einzug in ein Achtelfinale wären mindestens 21,5 Millionen Euro sicher und Sponsoren wieder vermehrt an Werbung mit Bayer interessiert. Nach dem Manchester-Debakel sprangen solvente Neukunden wieder ab. „Es fehlte nur der finale Kick, doch auch unsere Kunden waren enttäuscht und konnten sich nicht zu einem Abschluss entschließen“, berichtete Schade. „Das hat uns viel Geld gekostet.“
Im DFB-Pokal und in der Champions League zu überwintern und den Liga-Spitzenplatz weiter zu festigen, ist beste Imagepolitur, kann aber die Blamage gegen Manchester nicht so schnell wettmachen. „Ein Sieg gegen Nürnberg ist nach 14 Tagen Vergangenheit, das 0:5 erst nach zwei, drei Jahren“, ergänzte Schade. Die Pokal-Auslosung verbesserte die Laune des Clubchefs zusätzlich: Bayer spielt erstmals nach Jahren wieder als Gastgeber gegen den 1. FC Kaiserslautern um den Einzug ins Halbfinale. „Das ist ein Glücksbonbon“, sagte Schade.
Völler hofft, dass der Sieg in Dortmund seine Spieler im Anoeta-Stadion beflügeln wird. „Nach einer schwierigen Woche sind wir super zurückgekommen. Und schließlich haben wir internationale Klasse bewiesen, da der BVB ja Champions-League-Finalist war“, betonte er. Torjäger Stefan Kießling warnt allerdings vor Übermut: „Das wird in San Sebastian eine riesen Herausforderung. Über den Sieg in Dortmund können wir uns deshalb nicht lange freuen.“
Mittelfeldspieler Rolfes hätte nichts dagegen, wenn Bayer 04 beim spanischen Erstlisten ebenso stark wie beim BVB auftreten würde. „Wenn wir so spielen wie in Dortmund - sehr beweglich und aggressiv in den Zweikämpfen -, dann haben wir auch in San Sebastian gute Chancen“, sagte er. „Wir müssen den Zug nach vorn haben, ohne zu viel ins Risiko zu gehen.“ Ein Selbstläufer ist das auch gegen den Gruppenletzten nicht. „Real Sociedad will sicher noch mal zeigen, dass sie in die Champions League gehören“, erwartet Bayer-Spiellenker Gonzalo Castro. Auch Sportdirektor Völler warnte: „Die Spanier sind gut. Das 2:1 im Hinspiel hat sich wie ein Unentschieden angefühlt.“
Voraussichtliche Aufstellungen:
Real Sociedad San Sebastian: Bravo - Carlos Martinez, Mikel Gonzalez, Ansotegi, José Angel - Bergara, Javi Ros - Vela, Xabi Prieto, Griezmann - Seferovic
Bayer Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Can - Bender, Rolfes, Castro - Hegeler, Kießling, Son
Schiedsrichter: Tom Harald Hagen (Norwegen)