Bayern besteigen Fußball-Thron - 2:1-Sieg gegen BVB
London (dpa) - Zwölf Monate nach der Final-Schmach „dahoam“ hat der FC Bayern München dank Arjen Robbens Last-Minute-Tor Europas Fußball-Thron endlich erobert. Im Champions League-Finale besiegte der deutsche Meister ein hartnäckig kämpfendes Borussia Dortmund mit 2:1 (0:0).
Die Bayern krönten eine Saison der Superlative mit dem zweiten Gewinn der Königsklasse nach 2001. Nach dem Trauma der Final-Niederlagen von 2010 und 2012 stillten Treffer von Mario Mandzukic (60. Minute) und Robben (89.) vor 86 298 Zuschauern im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion die Sehnsucht der Münchner nach einem internationalen Titel.
Um 22.54 Uhr nahm Kapitän Philipp Lahm den „Henkelpott“ aus den Händen von UEFA-Präsident Michael Platini in Empfang und reckte die Trophäe stolz in den Londoner Abendhimmel. „Ich gönne es vor allem Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Es war ganz wichtig diese Saison zu krönen, damit das Gerede mal aufhört“, sagte Sportchef Matthias Sammer, während ein sichtlich bewegter Clubpräsident Uli Hoeneß fast jeden Spieler herzte. „Das ist ein überragendes Gefühl. Nach dem 1:1 ist mir der Arsch auf Grundeis gegangen“, bekannte Torhüter Manuel Neuer, der mehr zu tun bekam als in den meisten Saisonspielen zuvor.
Der Final-Sieg in Wembley war zugleich krönender Abschluss für Jupp Heynckes, der als vierter Trainer nach Ernst Happel, Ottmar Hitzfeld und Jose Mourinho mit zwei Clubs die wertvollste europäische Club-Trophäe gewann. „Für diesen Erfolg haben wir unheimlich hart gearbeitet“, betonte der Coach, der telefonische Glückwünsche von Bundestrainer Joachim Löw entgegennahm.
„Wer dreimal innerhalb von vier Jahren in einem Champions League Finale steht, der hat es auch verdient, den Titel zu holen. Vielleicht waren die Bayern in diesem Jahr einfach an der Reihe“, gratulierte Löw aus dem fernen Florida. Mit einem Sieg am kommenden Samstag im DFB-Pokal-Finale in Berlin gegen den VfB Stuttgart winkt den Münchnern nun als erstem deutschen Club das Triple.
Dagegen verließen die ohne den verletzten Regisseur Mario Götze spielenden Dortmunder 16 Jahre nach dem Final-Triumph gegen Juventus Turin als Verlierer den Rasen, weil sie nach starker erster halber Stunde nichts mehr zuzusetzen hatten. Ilkay Gündogan war für den BVB mit einem verwandelten Foulelfmeter (68.) der Ausgleich gelungen. „Man hat gesehen, dass wir ein verdienter Finalist waren. Wir waren nahe genug dran zu gewinnen“, sagte BVB-Coach Jürgen Klopp, der den Münchnern einen verdienten Sieg bescheinigte.
Drei Wochen nach dem Duell um Bundesliga-Punkte in Dortmund, bei dem auf und neben dem Rasen die Emotionen hochgekocht waren, sahen die Fans in der ausverkauften Arena und geschätzte 300 Millionen vor dem TV diesmal eine fair geführte Partie. Dabei war vom Münchner Dominanz-Fußball der vergangenen Wochen allerdings zunächst wenig zu sehen, den verkrampft beginnenden Bayern war vielmehr der enorme Druck nach den zuletzt verlorenen Finals anzumerken. Neuer musste nach Gündogans Strafstoß erstmals nach 432 Minuten in der Königsklasse wieder einen Ball aus dem Netz holen.
Erst nach knapp einer halben Stunde bekamen Bastian Schweinsteiger und Co. das Geschehen gegen die zuvor in vier Pflichtspielen sieglosen Dortmunder in den Griff. In den letzten 20 Minuten dominierten die Bayern gegen körperlich abbauende Dortmunder sogar fast nach Belieben. Mit einer spektakulären Rettungstat verhinderte Dortmunds Neven Subotic das sicher scheinende 2:1 für die Bayern durch Thomas Müller (72.), dann traf Mandzukic das Außennetz (78.). Drei Minuten vor dem Ende hielt BVB-Keeper Roman Weidenfeller einen knallharten Schweinsteiger-Schuss, ehe Robben die Münchner 120 Sekunden später in den Fußball-Himmel schoss.
Im vierten Finalduell zwischen zwei Clubs aus einem Land blieb für langes Abtasten keine Zeit. Die Borussia attackierte früh und ließ den Münchnern kaum Raum für einen kontrollierten Spielaufbau. Während der leicht favorisierte Meister Probleme hatte, in die Partie zu finden, setzte der Vize die ersten Akzente vor Manuel Neuer. In der 14. Minute lenkte der Nationaltorhüter einen 18 Meter-Schuss von Robert Lewandowski mit den Fingerspitzen über die Latte.
Bis zum ersten Achtungszeichen des deutschen Rekord-Champions mussten sich die Bayern-Anhänger lange gedulden. In der 26. Minute gab es für Weidenfeller beim Kopfball von Mandzukic erstmals Arbeit. Danach verschoben sich die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen allmählich. Als Arjen Robben auf der rechten Seite davonzog, erwies sich Weidenfeller wie schon in der gesamten Champions League-Saison als überragender Rückhalt seines Teams und blockte den Lupfer des Niederländers mit dem Körper ab (30.).
Lewandowski vergab zehn Minuten vor der Pause noch eine gute Gelegenheit für die Klopp-Elf, doch dies änderte nichts daran, dass der FC Bayern auf dem „heiligen Rasen“ das Kommando übernommen hatte. In der 43. Minute blieb Weidenfeller auch in der zweiten Eins-gegen-Eins-Situation gegen Robben Sieger, als er den Schuss des Flügelflitzers mit dem Gesicht abwehrte.
Die bis dahin beste Aktion des schwachen Franck Ribéry sorgte für die Führung der Münchner. Robben nahm den Pass des Franzosen auf und spielte an Weidenfeller vorbei in die Mitte, wo Mandzukic keine Mühe hatte zu vollenden. Beim BVB kam nun vor allem über die Außen Blaszczykowski und Kevin Großkreutz zu wenig, doch dann brachte ein Tritt von Dante gegen Reus im Strafraum Schwarz-Gelb nochmal in die Partie zurück. Gündogan ließ Neuer vom Elfmeterpunkt keine Chance.