Bayern-Gewinner Rafinha lebt seinen WM-Traum
London (dpa) - Verheißungsvoller hätte das WM-Jahr für Marcio Rafael Ferreira de Souza, kurz Rafinha, nicht beginnen können. Der Brasilianer bleibt beim FC Bayern München auch nach der Winterpause der große Profiteur der anhaltenden Versetzung von Kapitän Philipp Lahm ins Mittelfeld.
Und nun könnte sich am Saisonende sogar ein Lebenstraum des Fußballers Rafinha erfüllen - die WM-Teilnahme.
Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari hat den Außenverteidiger in der vergangenen Woche für das Länderspiel des Rekordweltmeisters am 5. März im Soccer-City-Stadion von Johannesburg gegen Südafrika nominiert. Das Comeback in der Seleção, sechs Jahre nach seinem ersten und bislang einzigen Länderspiel, beflügelt Rafinha. „Eine WM im eigenen Land zu spielen, mehr geht nicht“, sagte der 28-Jährige.
Vom Bayern-Bankdrücker zum WM-Kandidaten - die rasante Wende des nur 1,72 Meter großen Abwehrspielers lässt sich bestens am erneuten Champions-League-Duell des Triple-Siegers mit dem FC Arsenal ablesen. Vor einem Jahr spielte Rafinha in beiden Achtelfinal-Partien keine Rolle. Sowohl beim 3:1-Sieg in London als auch beim 0:2 im Rückspiel in München saß der Brasilianer 90 Minuten auf der Ersatzbank.
Zwölf Monate später, bei der Rückkehr der Bayern nach London, ist alles anders. Der Trainerwechsel von Jupp Heynckes zu Pep Guardiola im vergangenen Sommer hat sich für Rafinha als Glücksfall erwiesen. Denn der Spanier hatte die überraschende Idee, Kapitän Lahm ins Mittelfeld zu verschieben. „Das war gut für mich“, sagte Rafinha.
Er weiß genau, dass er Lahm im direkten Konkurrenzkampf nicht ausstechen könnte. „Philipp ist der beste Rechtsverteidiger der Welt“, sagte Rafinha im Vereinsmagazin: „Aber Pep hat gesehen, dass ich mich bei meinen Einsätzen gut präsentiert habe und dass er sich auf mich verlassen kann.“ Guardiola erwartet jedoch keinen Dank des Spielers: „Ich bedanke mich bei ihm für das, was er bis jetzt geleistet hat“, sagte der Trainer. „Rafinha macht seine Sache gut“, urteilte auch Lahm: „Für ihn wäre die Heim-WM etwas ganz Großes.
Der Arbeitgeber reagierte schon kurz vor Weihnachten auf die veränderte Situation. Der FC Bayern belohnte Rafinha während der Club-WM in Marokko mit einem neuen Dreijahresvertrag bis 2017. „Es ist sehr wichtig für mich, meine Karriere und meine Familie, dass ich bei einem der besten Vereine der Welt weiterarbeiten darf“, lauteten Rafinhas Dankesworte.
In der vergangenen Triple-Saison zählte der frühere Schalker, den die Bayern 2011 für 5,5 Millionen Euro vom FC Genua holten, bei nur acht Pflichtspielen zur Startelf. In dieser Spielzeit stand er bis zur Champions-League-Partie am Mittwochabend in London gegen Arsenal in 31 der insgesamt 35 Pflichtspiele des FC Bayern auf dem Platz.
Rafinha weiß, dass der FC Bayern seine Eintrittskarte in den WM-Kader sein könnte. „Ich muss spielen und gute Arbeit leisten.“ Vor fast sechs Jahren, am 26. März 2008, debütierte er beim 1:0 im Freundschaftsspiel gegen Schweden in der Seleçao - übrigens auch in London. Damals war er spät im Spiel für Dani Alves eingewechselt worden. Der 30-Jährige, den Guardiola beim FC Barcelona trainierte, ist im Nationalteam die Nummer 1 als rechter Verteidiger und damit ein direkter Konkurrent. Guardiola drückt Rafinha die Daumen: „Ich kann mir vorstellen, wie wichtig es für brasilianische Spieler ist, eine Heim-WM zu spielen. Ich hoffe, Dani Alves und er sind dabei.“