Kein Drama Philipp Lahm bekommt ein Theaterstück
München (dpa) - Philipp Lahm ist ein Promi, mit dem man nichts falsch machen kann. Menschlich so einwandfrei, dass selbst das Skandälchen, das er vor einigen Jahren erzeugte, als er in seiner Biografie Fußballinterna ausplauderte, sofort seinem Berater zugeschrieben wurde.
Dass der 34-Jährige nun auch Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft ist, ist da nicht verwunderlich. Schon ein bisschen irritierender ist aber, dass es nun auch ein Theaterstück über ihn gibt. Premiere feiert das Stück am Samstag (20.00 Uhr) im Münchner Residenztheater.
Doch wie schreibt man über jemanden, der scheinbar keine Ecken und Kanten hat? Für Michel Decar, den Autor des Stückes, liegt gerade darin die Faszination. „Keiner will ausgewogen sein oder gar langweilig“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Dabei ist das doch absolut erstrebenswert! Langeweile ist ein völlig zu Unrecht negativ aufgeladener Begriff.“ Im Stück ist Philipp Lahm vor allem eine Figur, die sich dadurch auszeichnet, was sie alles nicht macht. Im Auto rast er nicht, in Clubs geht er nicht, beschweren würde er sich nie. Sehr untypisch für einen Fußballer.
Zwischendurch trifft sich Lahm mit Journalisten, die verzweifelt versuchen, Spannendes aus ihm herauszukitzeln. Manchmal spielt er dieses Spiel mit, breitet waghalsige Anekdoten aus - um sie im nächsten Moment als Scherz abzutun.
„Philipp Lahm“ ist ein Spiel mit den Erwartungshaltungen der Öffentlichkeit. „Es geht darum, den Nicht-Skandal zu ertragen“, sagt Decar. „Die Langeweile, das Glück, die Beständigkeit.“
Eine Figur ohne Konflikte, ein Theater ohne Drama: Es gehört schon einiges an Mut dazu, so einen Stoff auf die Bühne zu bringen. Doch vielleicht liegt gerade darin der Reiz eines Stückes, das viel über unsere jetzige Zeit aussagen soll.
„Philipp Lahm steht natürlich auch für das Prinzip Merkel“, meint der Autor. „Für das Prinzip GroKo.“ Nicht zuletzt gehört der 30-jährige Decar selbst zu jener Generation, der immer wieder vorgeworfen wird, zu angepasst zu sein.
„Ich glaube, das Drama findet eher beim Zuschauer statt“, sagt er. „Dadurch, dass auf der Bühne demonstrativ keines stattfindet, wird man auf sich zurückgeworfen. Auf diesen Wunsch nach Drama, nach einem Konflikt, der in uns allen ist. Man trägt das Drama dann vielleicht mit sich selbst aus.“