Das Smartphone spielt in diesem Theaterstück eine Hauptrolle
„Die Mitwisser“ von Philipp Löhle wird am 28. April im Düsseldorfer Central uraufgeführt. Der Autor erzählt, was er an Big Data gefährlich findet.
Das Smartphone — dein täglicher Begleiter, der so viele Bequemlichkeiten beschert. „Ist doch nicht gefährlich, wenn Google oder sonst jemand mein Bewegungsprofil nachvollziehen kann“, denken viele. Auch Theo Glass, die Hauptfigur im neuen Stück „Die Mitwisser“ von Philipp Löhle, das am kommenden Samstag im Central uraufgeführt wird. Der Clou: Löhle, der seit 13 Jahren in Berlin lebt, macht in „Die Mitwisser“ das Smartphone zu einer zentralen Figur. Namens Herr Kwant. Er ist immer dabei.
Herr Löhle, seit 2004 sind über 20 Stücke von Ihnen uraufgeführt worden. Sind Sie ein Vielschreiber?
Philipp Löhle: Das weiß ich nicht. Ich schreibe einfach, wenn ich eine Idee habe. Aus einer Lust heraus. 2014, lange vor Beginn der Flüchtlingskrise, schrieb ich „Wir sind keine Barbaren“ über die Angst der Mittelschicht vor Überfremdung (seit 2016 auch in Düsseldorf zu sehen). Bei dem aktuellen Stück habe ich quasi aus einem Smartphone eine Figur gemacht. Drei Jahre habe ich Material gesammelt, Filme geschaut, Bücher gelesen — all das, was irgendwie mit Big Data zu tun hat, über Google, Facebook oder auch wie und ob man von der Smartphone- und Internet-Sucht wegkommen kann.
Welche Fragen konkret interessieren Sie bei diesem Thema?
Löhle: Beispielsweise: Wann oder warum ist denn die Privatsphäre so schützenswert? Kann es mir nicht egal sein, wenn zum Beispiel „Alexa“, der Sprachassistent von Amazon, alles aufnimmt und archiviert, was ich sage? Oder wenn google mein Bewegungsprofil speichert. Was nützen denn diese Informationen? Wem nützen Sie? Klar, das sind Stasi-Methoden, aber in einem sehr freundlichen, scheinbar ungefährlichen Gewand.
Ist das Sammeln von Daten und Fotos auf dem Handy gefährlich?
Löhle: Das Paradoxe ist: Erstmal nicht. Aber es kann zu einer Gefahr werden. Und ich kann mich kaum dagegen wehren. Ich habe mal auf meinem Smartphone die Verlaufsspeicherung ausgeschaltet. Und als ich sie wieder eingeschaltet habe, musste ich feststellen, dass Google weiter gesammelt hat. Sie haben es mir nur nicht mehr angezeigt.
Deshalb haben Sie in dem neuen Stück Herrn Kwant erfunden, der spricht und immer daneben sitzt, ob beim Schlafen oder Frühstücken?
Löhle: Ja, vergleichbar mit einem Navigations-System, mit dem man ja auch sprechen kann.
Ist das eine Komödie?
Löhle: Das Stück lebt von Überspitzung und Übertreibung, was teilweise zu komischen Szenen führt. Für mich ist das eine große Qualität des Theaters, modellhaft, kondensiert gesellschaftliche Umstände durchzuspielen. Der Humor ist dabei eine gute Möglichkeit, nicht zu moralisierend zu werden.
Kein Platz für Weltschmerz?
Löhle: Das ist schwierig im gesättigten Deutschland. Ernsthaft darüber zu klagen, dass man so furchtbar viel Auswahl und Möglichkeiten hat - das sind First World Problems.
Was macht Philipp Löhle, wenn er nicht fürs Theater schreibt?
Löhle: Ich gehe ins Kino oder ins Theater, denn ich habe ja mein Hobby zum Beruf gemacht. Aber wenn Sie Hobbys meinen? Ich mache gerne Musik. Zur Zeit viel Klavier und Schlagzeug. Außerdem spiele ich Fußball oder kümmere mich um meine Tochter.
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