Bayern obenauf - Rummenigge stichelt gegen den BVB
Zürich (dpa) - Zur Feier des Tages gönnte sich Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge beim Mitternachtsbankett einen Seitenhieb auf Borussia Dortmund.
„In der Gruppenphase ist Bayern München in Topf eins gesetzt. Es gibt da einen Club aus Westdeutschland, der in Topf vier stattfinden wird, auch da haben wir gewisse Vorteile“, stichelte der Vorstandsvorsitzende am Dienstagabend gegen den BVB in seiner Rede im Ballsaal des Luxushotels „Dolder Grand“ oberhalb des Zürichsees.
Der 1:0-Erfolg beim Leichtgewicht FC Zürich nach einem Blitztor von Mario Gomez (7. Minute) war zwar kein Ereignis, das als besonderes Kapitel in die Vereinschronik eingehen wird. Aber es war laut Sportdirektor Christian Nerlinger ein „großer Zwischenschritt“ - hin zu neuen Ruhmestaten. Die bajuwarische Fußballwelt ist nach dem erfolgreichen Nachsitzen in der Qualifikation wieder im Lot. Mag der neue Erzrivale Dortmund auch national zur Nummer 1 aufgestiegen sein - in Europa bleibt der „FC Ruhmreich“ Deutschlands Vorzeigeclub.
Im Topf der Besten wird sich am Donnerstag im Fürstentum Monaco neben den Favoriten FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United und FC Chelsea auch das Kärtchen mit dem Schriftzug „FC Bayern“ befinden. Der Alptraum Europa League ist überwunden, der Traum vom Champions-League-Finale 2012 im eigenen Stadion lebt. „Es gibt immer fünf, sechs Mannschaften, die den Titel gewinnen können. Dazu gehören wir, denke ich, auch“, sagte Bastian Schweinsteiger.
Als Saisonziel wollte Rummenigge die Sehnsucht aller im Club nach dem „hoffentlich großen, großen Höhepunkt Finale 2012 in München“ aber nicht formulieren. „Wir sollten step by step denken, nicht heute Abend schon an dieses Finale denken. Das wird unglaublich schwer, und ich sehe Mannschaften aus Spanien und England in der Favoritenrolle. Unsere Mannschaft hat bewiesen, dass wir die ganz Großen an einem guten Tag ärgern können, sogar sehr ärgern“, sagte der Boss.
Der FC Zürich war nicht einmal ein mittelgroßer Gegner, die richtigen Kaliber kommen erst noch. Im Letzigrund konnten die Bayern ihre 15. Champions-League-Teilnahme im Schongang perfekt machen und damit Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro sichern.
„Dem Gegner hat das frühe 1:0 den Stecker rausgenommen“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Nur Spaßkicker Franck Ribéry sorgte danach noch für Unterhaltung. „Was wir erledigen mussten, haben wir erledigt“, erklärte Torschütze Gomez nach dem Weiterkommen im Sparmodus.
Jetzt geht der Blick nach Monaco. „Ich hoffe, dass das Losglück Bayern München hold bleibt“, sagte Trainer Jupp Heynckes nach dem ersten kleinen Drucktest der Saison. Auch die topgesetzten Münchner könnten eine unangenehme Gruppe erwischen, zum Beispiel mit dem FC Valencia, Manchester City und SSC Neapel. „Es gibt keinen Wunschgegner. Wir nehmen es, wie es kommt“, sagte Lahm gelassen.
Mehr beunruhigen müssen die Bayern die ständigen gesundheitlichen Probleme von Arjen Robben und die Frage, ob sie nach dem wochenlangen Ausfall von Ivica Olic im Sturm ausreichend besetzt sind. Vorstand und sportliche Leitung sind da zuversichtlich und erteilten am Mittwoch einen Spielerverpflichtung eine endgültige Absage. „Wir alle, Vorstand, Sportdirektor und Trainer, sind sicher, dass wir mit unserer jetzigen Mannschaft die in dieser Saison anvisierten Ziele erreichen können“, betonte Rummenigge.
Immerhin musste Gomez in Zürich mit einem „Ziehen“ im Oberschenkel zur Pause vom Platz - eine Warnung. „Es gibt jetzt eine Situation, die ich nicht haben wollte“, gestand Heynckes, der einem Transfer unter Zeitdruck von Anfang an skeptisch gegenüber gestanden hatte. „Wo kriegen Sie jetzt einen Stürmer her, der annähernd die Qualität eines Mario Gomez hat?“ Beim Gastspiel in Kaiserslautern soll Gomez aber dabei sein.
Dafür wird Robben von einer Schambeinentzündung geplagt. „Die Frist bis zu seiner Genesung kann derzeit nicht definiert werden“, erklärte Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt auf der Bayern-Homepage. Robben befinde sich in „Intensivbehandlung“.
Mitte September beginnt die Europatour der Bayern so richtig. Rummenigge freut sich auf „mindestens drei schöne Reisen“ - die womöglich siebte und letzte soll am 19. Mai 2012 erfolgen und die kürzeste sein: Zielort Allianz Arena.