Bayern und BVB wollen Spaniens Regentschaft brechen
Düsseldorf (dpa) - Ist die Zeit reif für einen Machtwechsel im europäischen Vereinsfußball? Oder können die iberischen Ballzauberer den Angriff auf ihre Regentschaft noch einmal abwehren?
In den deutsch-spanischen Halbfinal-Duellen der Champions League können Bayern München und Borussia Dortmund die jahrelange Dominanz der Vorzeigeclubs FC Barcelona und Real Madrid brechen.
Mats Hummels sieht nicht zuletzt wegen der Vielzahl an Nationalspielern auch einen Vergleich der Nationen. „Es ist ein kleiner Länderkampf. Ich hoffe natürlich, dass sich die beiden deutschen Vertreter durchsetzten“, sagte der BVB-Verteidiger.
Als Maßstab für intelligenten und erfolgreichen Fußball auf allerhöchstem Niveau gilt seit Jahren der FC Barcelona um Weltfußballer Lionel Messi. Warum sonst verpflichteten die Bayern Barças ehemaligen Startrainer Pep Guardiola zur neuen Saison? Und das Los wollte es, dass die beiden Vereine zuvor um den Einzug ins Finale am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion kämpfen.
Unabhängig vom Ausgang der Spiele am Dienstag und am 1. Mai in Barcelona spricht Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer voller Hochachtung von den Katalanen: „Die jüngste Geschichte von Barça bleibt vorbildhaft. In zwei Duellen ist das nicht auszuwischen.“ Auch in punkto Nachwuchsausbildung und -förderung sei Spanien schon zu seiner Zeit als DFB-Sportdirektor ein Vorbild gewesen. „Man kann das nicht kopieren, aber sich daran orientieren.“
Sehr gespannt ist auch Joachim Löw auf den Halbfinal-Showdown. Wie Bayern-Coach Jupp Heynckes („Unter den letzten Vier sehe ich keinen Favoriten“) mag auch der DFB-Coach, dessen Auswahl sich Spaniens Elite sowohl im EM-Endspiel 2008 als auch im WM-Halbfinale 2010 jeweils knapp 0:1 beugen musste, keine Prognose zum Ausgang wagen: „Keines dieser Teams ist als der schwächste Club auszumachen. Jetzt kommt es auf Kleinigkeiten an“, sagte Löw der „Welt am Sonntag“.
Eine generelle Tendenz leitet Löw aus dem Treffen der jeweils besten beiden Vereine der Länder nicht ab. Er spricht von „Momentaufnahme“ - egal, wie der binationale Vergleich endet. „Ich bin sicher, dass die Engländer mit Vereinen wie Manchester United und FC Chelsea bald wieder ganz vorne mit dabei sein werden. Und auch die Italiener sind in den vergangenen zwei, drei Jahren wieder besser geworden“, betonte der 53-Jährige. Auch auf Länderebene rechnet Löw künftig nicht mit einer alleinigen Dominanz der Deutschen und Iberer.
Was der DFB-Elf und der Bundesliga zuletzt fehlte, um als gleichwertige Fußball-Macht angesehen zu werden, waren große Titel. Seit dem Champions-League-Gewinn 2001 des FC Bayern hat kein deutsches Team eine bedeutende internationale Trophäe gewonnen - inklusive der DFB-Elf, die letztmalig bei der EM 1996 triumphierte. Die Südeuropäer hingegen setzten sich zwischen ihren EM-Titeln (2008/2012) auch die WM-Krone 2010 auf. Zudem kommen seit dem Triumph des FC Bayern 2001 insgesamt vier Sieger-Pokale in der Königsklasse durch Real Madrid (2002) und Barcelona (2006/2009/2011) hinzu.
Deutsche Erfolge in der Vorschlussrunde könnten nun als Zeichen einer Wachablösung gewertet werden. Eine Annäherung spanischer und deutscher Clubs wurde jahrelang auch verzögert durch ein finanzielles Ungleichgewicht. Während Real und Barça fast ideale finanzielle Rahmenbedingungen durch horrende TV-Gelder sowie durch Steuererleichterungen des Staates genossen und so ihre Vormachtstellung zementierten, bemühten sich die Bundesligisten um seriöses Wirtschaften mit Augenmaß. Mit dem Financial Fairplay in Europa dürfte sich die Schere künftig weiter schließen.
Der Durchbruch könnte schon jetzt erfolgen. „Das ist eine wunderbare Gelegenheit zu zeigen, dass wir besser geworden sind“, sagte Bayerns Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge. Trainer Ottmar Hitzfeld, mit dem BVB 1997 und mit den Bayern 2011 Champions-League-Sieger, geht im „Kicker“ sogar noch einen kleinen Schritt weiter: „Die beiden deutschen Mannschaften befinden sich in Hochform und haben gegen diese zwei Topteams aus Spanien realistische Chancen. (...) Ich tippe auf ein deutsches Finale.“