Bayern versöhnt zu Real - Heynckes fordert 110 Prozent
München (dpa) - Franck Ribéry und Arjen Robben geben sich versöhnt, als geschlossene Einheit und „voll mit Adrenalin“ wollen die Bayern nun in der Festung Bernabéu das Rückspiel im Halbfinale der Champions League bestehen.
„Für diese Spiele lieben wir alle den Fußball“, erklärte Torjäger Gomez in München voller Vorfreude auf die Entscheidung gegen Real Madrid. „Wenn wir so eine Leistung wie im Hinspiel bringen, werden wir ins Finale einziehen.“
Nach dem 2:1-Erfolg in München soll nun an diesem Mittwoch die letzte „ganz große Herausforderung“ bei der Mission Heim-Finale bewältigt werden, wie Trainer Jupp Heynckes sagte. „Historisch hat es noch keine Mannschaft geschafft, im eigenen Stadion im Finale dabei zu sein. Wir werden nach Madrid gehen, um diesen Traum wahr werden zu lassen“, kündigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spanien-Trip an.
„Ich erwarte ein dramatisches Spiel. Wir müssen hochkonzentriert zu Werke gehen und mit Demut ins Bernabéu-Stadion, das ein Monument im internationalen Fußball darstellt“, verkündete der Bayern-Chef. Man werde nicht mauern, sondern offensiv spielen, versicherten alle Münchner. „Wir werden angreifen, genauso wie es Real tun wird“, sagte Gomez. Er versprach ein „schönes, interessantes, packendes Spiel für die Zuschauer“. 80 000 werden das Stadion in Madrid füllen.
Keine weiteren Ausfälle hatte Heynckes, der am Montag geheim trainieren ließ, zu vermelden. „Am Sonntag haben wir überragend, heute sehr gut trainiert. Alle Spieler stehen zur Verfügung und sind motiviert, konzentriert und fokussiert auf Mittwoch“, sagte Heynckes. „Für meine Mannschaft ist es ganz wichtig, dass wir unser gesamtes Potenzial abrufen. Wir müssen 100 beziehungsweise 110 Prozent abliefern. Die letzten zehn Prozent sind Emotionen. Dann haben wir eine große Chance, ins Endspiel einzuziehen.“
Die Startelf aus dem Hinspiel wird sich wohl auch bei den Rekordtorjägern von Real beweisen dürfen. Vereint wollen dann die in der Vorwoche aneinandergerasselten Stars Ribéry und Robben das insgesamt elfte Europapokal-Finale des FC Bayern klarmachen. „Wichtig ist, dass die Mannschaft das intern geklärt hat. Damit ist die Sache vorbei. Jeder hat gesehen, was am Wochenende los war und deswegen ist die Sache gegessen“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Zuletzt standen die Münchner 2010 im Endspiel: 0:2 hieß es ausgerechnet in Madrid, damals gegen Inter Mailand.
Während Reals Mesut Özil ankündigte, „wie gegen Barça“ weitermachen zu wollen, sieht Lahm die Madrilenen nach dem bemerkenswerten 2:1 beim FC Barcelona nicht in der besseren Position. „Das sind zwei verschiedene Wettbewerbe“, betonte der Außenverteidiger, der mit Hilfe seiner Teamkollegen wieder Angriffsmaschine Cristiano Ronaldo stoppen will. „Wir müssen alle zusammenarbeiten“, betonte der Kapitän.
Mit Spaß verfolgte Gomez beim spanischen Gipfeltreffen, dass Kumpel Sami Khedira mit seinem 1:0 gegen Barcelona mit dem 108. Saisontreffer Madrids Liga-Torrekord besiegelte. „Ich habe ihm gratuliert“, verriet der deutsche Toptorjäger, „aber am Mittwoch sind wir wieder Gegner.“ Reals Zauberfußballer sind nach dem Sieg über den FC Barcelona mit Selbstvertrauen beseelt, der FC Bayern konnte dafür beim 2:1 in Bremen Kräfte schonen. Alles Vergangenheit, glaubt Gomez. Am Mittwoch entscheide der Wille: „In so einem Spiel bist du voll mit Adrenalin. Da willst du unbedingt ins Finale.“
Weder Lahm noch Gomez erwarten, dass die vielen drohenden Gelb-Sperren für den FC Bayern in einem möglichen Finale am 19. Mai in München zu einem Problem werden könnten. Holger Badstuber, David Alaba, Thomas Müller, Luiz Gustavo, Toni Kroos, Jérome Boateng und Lahm müssten bei einer weiteren Verwarnung im Falle eines Final-Einzugs zuschauen. „Es ist nicht so, dass man im Hinterkopf hat, ich lass' ihn mal laufen“, betonte Gomez.
Lahm setzt zudem darauf, dass der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai sich über die Vorbelastungen informiert hat und nur dann Gelb zückt, wenn es gar nicht anders geht. Bei seinem letzten Bayern-Spiel kam der Referee ohne Gelbe Karte für die Münchner aus.