Rekordtor durch Khedira - Real für Bayern gerüstet
Madrid (dpa) - Sami Khedira gilt nicht gerade als Torjäger, doch sein Treffer bei Real Madrids 2:1-Triumph beim FC Barcelona wird in Spaniens Fußball-Annalen eingehen.
Das Tor des Ex-Stuttgarters in der 17. Minute war der 108. Liga-Treffer für den Rekordmeister, der mit dem Sieg beim Erzrivalen dem Titelgewinn in der Primera Division ganz nahe kommt. „Der Erfolg stärkt uns für das Spiel gegen den FC Bayern, denn er gibt uns viel Selbstvertrauen“, sagte der deutsche Nationalspieler dem Sportblatt „Marca“ mit Blick auf den zweiten Champions League-Gipfel. „In der Partie am Mittwoch dürfen wir uns keine Schwäche erlauben.“
Nach Cristiano Ronaldos Siegtor (73.) kommt Real insgesamt auf 109 Treffer und überbot den 22 Jahre alten Rekord (107), den die Madrilenen in der Saison 1989/90 unter Trainer John Toshack aufgestellt hatten um zwei Tore. Vier Spieltage vor Saisonschluss baute Real (88 Punkte) seinen Vorsprung vor Barça (81) auf sieben Zähler aus. Der Titelverteidiger gab die Hoffnung auf, den Rückstand noch aufholen zu können. „Ich gratuliere Real zum Titelgewinn“, sagte Barça-Trainer Josep Guardiola.
Das Sportblatt „Marca“ wunderte sich: „Es ist kaum zu glauben, dass ausgerechnet einem Spieler wie Khedira dieses historische Tor gelang.“ Khediras Rekordtreffer war zugleich das erste Punktspieltor der Madrilenen im Camp-Nou-Stadion seit mehr als vier Jahren. Er war kein schönes, sondern eher kurioses Tor: Barça-Torwart Víctor Valdés hatte den Ball mit einer Hand abgewehrt, Carles Puyol wollte klären, aber Khedira war einen Tick schneller und drückte das Leder aus drei Metern über die Torlinie.
Alexis Sánchez (70.) glich zwischenzeitlich für Barça zum 1:1 aus, aber die Hoffnungen der Katalanen währten nur drei Minuten. Mesut Özil leitete einen Konter ein und gab Cristiano Ronaldo die Vorlage zum 2:1-Siegtreffer. Damit gewann der portugiesische Superstar auch sein privates Duell gegen Lionel Messi. Der Weltfußballer, der zuvor in 18 Clásicos 13 Treffer erzielt hatte, schoss nicht einmal auf das Tor von Iker Casillas. Im Kampf um die Torjägerkrone übernahm Ronaldo mit 42 Saisontreffern wieder die Führung vor dem Argentinier (41).
Nach dem Abpfiff des Schlagerspiels strömten in Madrid etwa 4000 Real-Fans auf dem Cibeles-Platz zusammen und feierten vorzeitig den Titelgewinn. Viele Madrilenen sehen in dem Erfolg das Ende der Dominanz des FC Barcelona und den Beginn einer neuen Ära. „Real Madrid vollzog einen Machtwechsel im spanischen Fußball“, meinte die Zeitung „El Mundo“.
Aber auch in anderer Hinsicht scheint eine neue Zeit angebrochen zu sein. Anders als bei den vorigen Clásicos blieb das Spiel - trotz aller Härte - überwiegend sportlich und fair. Der zur Provokation neigende Real-Trainer José Mourinho hielt sich merklich zurück und bejubelte nicht einmal Khediras Führungstor. Seine Spieler kämpften im Mittelfeld um jeden Meter, unterbanden das Kurzpass-Spiel der Weltmeister Xavi und Andrés Iniesta und nutzten ihre Konterchancen.
Spielerisch bot die Partie weniger als die letzten Clásicos. Bei Barça blieben die sonst so starken Flügelstürmer weitgehend wirkungslos. Guardiola hatte überraschend das Talent Cristian Tello in die Startelf berufen. Der Champions-League-Sieger trifft bereits am Dienstag auf den FC Chelsea und will nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel noch den Einzug ins Endspiel am 19. Mai in München perfekt machen.