Sinnbild Gomez: Tore im Dutzend
München (dpa) - Er lauerte, und wartete, bis zur letzten Sekunde - dann schlug Mario Gomez zu. „Ich habe einfach gemacht, was ein Stürmer machen muss und den Staksen reingehalten“, schilderte der Nationalstürmer seine große Szene, die kurz vor dem Schlusspfiff die Allianz Arena zum Beben brachte.
Flach schlug Philipp Lahm den Ball in die Mitte - und der Tor-Produzent des FC Bayern erzielte gegen die „Angriffsmaschine“ von Real Madrid den 2:1-Siegtreffer. „Ich bin einfach blind durchgelaufen, weil ich mir dachte, der wird jetzt reinkommen. Ich weiß gar nicht, mit welchem Körperteil ich den reingemacht habe.“ Das Knie war's irgendwie.
In der Königsklasse bedeutete es das zwölfte Saisontor für den 26-Jährigen. Eine Zahl, die in der 1992 eingeführten Champions League bislang immer für den Gewinn der Torjägerkrone gereicht hatte und lange die Rekordmarke war. Ruud van Nistelrooy glückte 2003 für Manchester United ein Dutzend Treffer, Lionel Messi im Vorjahr für den FC Barcelona. In dieser Saison stand der Superstar der spanischen Übermannschaft vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Chelsea am Mittwochabend aber schon bei 14 Toren. Aber er sei ohnehin nicht so „verrückt“, sich mit dem Weltfußballer zu vergleichen, sagte Gomez.
Lange war der Bundesliga-Torschützenkönig gegen Real vergeblich angerannt. Mal scheiterte er am spanischen Torhüter Iker Casillas, mal an sich selbst, mal wurde er im letzten Moment hart attackiert. „In einigen Aktionen vorher hatte ich Pech, hätte schon ein Tor machen können, vielleicht müssen“, äußerte der Angreifer selbstkritisch. Aber der Mann mit den spanischen Wurzeln gab nie auf.
„Er hat über 90 Minuten unwahrscheinlich für die Mannschaft gearbeitet. Durch den Siegtreffer ist er auch dafür belohnt worden“, lobte Trainer Jupp Heynckes den Mann mit der herausragenden Quote von 40 Toren in 46 Pflichtspielen dieser Saison. Auch dafür haben die Münchner unlängst den Vertrag mit ihm bis 2016 verlängert - und auch Bundestrainer Joachim Löw setzt für die EM große Hoffnungen in Gomez.
Beim Sieg am Dienstagabend stand der Stürmer sinnbildlich für die von Heynckes geforderten Attribute „Leidenschaft“, „Gier“ und „Hunger“ auf Erfolg. Mehr und mehr kämpfte er sich in die heiße Partie hinein. „Gomez' Schmettern und Packen betäubt Real“, schrieb der „Daily Telegraph“ in England. „Ich habe bis zur letzten Sekunde daran geglaubt“, betonte der Modellathlet. Er verkörperte den Glauben an den Sieg. „Man hat den Willen gesehen, dass wir unbedingt ins Finale wollen.“ Mit so einer Tormaschine ist alles möglich.