Champions League Halbfinale Bayerns „Hunger“, Reals „DNA“: Europa schaut nach München
München (dpa) - Auf dieses Gigantentreffen schaut ganz Europa. Und Jupp Heynckes ist sich sicher, dass das Champions-League-Halbfinale zwischen Herausforderer FC Bayern München und Titelverteidiger Real Madrid am Abend in der ausverkauften Münchner Arena die Erwartungen erfüllen wird.
„Das wird sicher ein Genuss für den Fußballkonsumenten“, sagte der Bayern-Trainer voller Vorfreude. Und der deutsche Meister will im eigenen Stadion „den Grundstein legen, um ins Finale zu kommen“, wie Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng verkündete. Das Rückspiel findet am 1. Mai statt. „Wir müssen Maximales leisten gegen einen großen Gegner“, sagte Real-Coach Zinedine Zidane am Vorabend beim Warm-up in der Allianz Arena.
AUSGANGSLAGE: Jupp Heynckes geht mit einem „guten Gefühl“ in sein letztes internationales Heimspiel mit dem FC Bayern. Die Situation sei ähnlich wie 2013, als ebenfalls mit ihm der Triple-Gewinn gelang. Deutscher Meister sind die Bayern schon wieder. Das Pokalfinale am 19. Mai in Berlin gegen Eintracht Frankfurt mit dem künftigen Bayern-Coach Niko Kovac ist ebenfalls erreicht. Fehlt noch das Ticket zum Königsklassenfinale am 26. Mai in Kiew. „Wir sind sehr gut beieinander. Wir spielen eine überragende Saison. Und die wollen wir damit krönen, dass wir ins Finale einziehen“, sagte der 72-jährige Heynckes, der am Saisonende diesmal endgültig aufhören will.
GEGNER: Real Madrid ist die Mannschaft, die den wichtigsten Vereinswettbewerb in den letzten Jahren dominiert hat. 2014, 2016 und 2017 gewannen die Königlichen die Champions League. Zum achten Mal nacheinander stehen sie im Halbfinale. Die Königsklasse gehöre zur „DNA von Real Madrid“, erklärte Zidane. „Es ist für uns die letzte Möglichkeit, in dieser Saison einen Titel zu holen“, betonte der Ex-Münchner Toni Kroos. Es wäre die nächste historische Leistung. „Dreimal nacheinander die Champions League zu gewinnen, scheint eigentlich unmöglich“, sagte der 28-Jährige. Im Achtelfinale setzte sich Real gegen Paris Saint-Germain durch, im Viertelfinale mit viel Mühe im Rückspiel gegen Juventus Turin. Jetzt wartet der FC Bayern. „Wir gehen dieses Jahr nicht den einfachsten Weg“, meinte Kroos.
TORJÄGERDUELL: Cristiano Ronaldo ist der Schlüsselspieler bei Real Madrid. Im Vorjahr besiegte der Portugiese die Bayern fast im Alleingang im Viertelfinale. Fünf von sechs Real-Treffern erzielte der Portugiese. „Das ist ein Weltklassestürmer, der sehr schwer zu verteidigen ist“, sagte Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng. Ronaldo hat in dieser Saison schon wieder 15 Tore in zehn Spielen erzielt. Robert Lewandowski, Bayerns Tormaschine, steht bei fünf. Zum Schreckgespenst von Real aber ist auch der Pole schon geworden. Im Halbfinal-Hinspiel 2013 erzielte er beim 4:1 von Borussia Dortmund gegen die Königlichen alle vier BVB-Tore - eine Sternstunde.
WIEDERSEHEN: Für James Rodríguez ist es ein besonderer Abend. Der kolumbianische Nationalspieler, den die Bayern für zwei Jahre von Real mit einer Kaufoption ausgeliehen haben, will unbedingt gegen die Königlichen gewinnen. James ist unter Heynckes zu einem Spieler gereift, den die Bayern-Fans zu lieben beginnen. „Unsere Zuschauer sind entzückt, wenn sie ihn Fußball spielen sehen“, sagte Heynckes über den Mann mit dem brillanten linken Fuß. Mit dem 26 Jahre alten James haben sich auch Ecken und Freistöße zu einem Bayern-Trumpf entwickelt. James möchte Real-Trainer Zinedine Zidane beweisen, dass er von ihm in Madrid verkannt worden ist. „Ich habe nie Probleme mit James gehabt“, versicherte Zidane vor dem Wiedersehen in München: „Er wollte einfach mehr Spielpraxis haben.“ Darum der Wechsel zu Bayern.
STATISTIK: Keine Partie gab es im Europapokal häufiger: Bayern und Real treffen zum 25. Mal aufeinander. Es steht 11:11 nach Siegen. Die letzten vier Duelle aber gewannen immer die Königlichen. Zum fünften Mal kommt es zur Kraftprobe in einem Champions-League-Halbfinale: 2001 und 2012 kamen die Bayern weiter, 2000 und 2014 Real Madrid.
SCHIEDSRICHTER: Im Blickpunkt stehen wird auch Björn Kuipers. Denn beim Viertelfinal-K.o. vor einem Jahr gegen Real fühlten sich die Bayern von Schiedsrichter Viktor Kassai verpfiffen. Jupp Heynckes verzichtete aber bewusst darauf, das sensible Thema im Vorfeld verbal anzuheizen. Er kenne den 35-jährigen Niederländer sehr gut. „Ich habe vollstes Vertrauen in Kuipers“, sagte Heynckes.