Königsklasse Verhext „Ulle“ auch Ronaldo? - Spiel des Lebens für Ulreich

München (dpa) - Sven Ulreich gegen Weltstar Cristiano Ronaldo. Von dieser besonderen Herausforderung und einem so großen Fußballabend konnte der Torwart viele Jahre nur träumen. Jetzt wird „Ulles“ Traum wahr.

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Und es soll ja kein Alptraum werden.

Denn der 29 Jahre alte Schlussmann des FC Bayern will im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid das vollbringen, was selbst Welttorhüter Manuel Neuer vor einem Jahr nicht gelang: Cristiano Ronaldo am Toreschießen zu hindern. Fünf von sechs Real-Treffern erzielte die Tormaschine der Königlichen beim unglücklichen Bayern-Aus im Viertelfinale 2017.

Ulreich glaubt zu wissen, wie es gehen könnte: „Wenn wir so auftreten, haben wir auch gegen Real Chancen, weiterzukommen“, sagte der Torwart vor einer Woche nach dem 6:2 im Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen. Er selbst braucht am Mittwochabend nur genauso aufzutreten. Ulreich hatte im Leverkusener Stadion einmal mehr überragend gehalten, die Bayern mehrmals mit Paraden gerettet.

„Er ist da und macht Dinge, die nicht zum einfachen Torwart-ABC gehören“, lobte anschließend der dreifache Torschütze Thomas Müller. Die Lobeshymnen nehmen stetig zu. „Ulle“ für Deutschland lauten die Rufe. Stoppt er Ronaldo, ist er spätestens dann ein Mann für Joachim Löw. „Die WM wäre für mich eine riesen Ehre. Aber ich konzentriere mich auf den Job hier bei Bayern. Ich will meine Leistung bringen“, sagte Ulreich zum Thema Nationalelf und zur Auswahl des Bundestrainers.

Die Halbfinalspiele sind für Ulreich quasi WM-Partien. Viel mehr als eine Kraftprobe ums Endspiel gegen den Titelverteidiger mit Weltstars wie Ronaldo, Toni Kroos oder Sergio Ramos geht schließlich kaum. „Wenn mir das einer gesagt hätte als kleiner Junge: Champions-League-Halbfinale gegen Real. Das hätte ich nie gedacht.“

Natürlich wäre der seit Monaten verletzte Manuel Neuer, der Weltmeister und weltbeste Torwart, der größere Name im Bayern-Tor. Aber auch bis Madrid wird sich inzwischen herumgesprochen haben, dass da im Torwartland Deutschland ein neuer Top-Schlussmann herangereift ist. „Sven Ulreich hat sich durchgeboxt“, erklärte Heynckes.

Der Trainer, der Ulreich bei seinem Amtsantritt im Oktober 2017 sofort das Vertrauen aussprach, bescheinigt dem Ex-Stuttgarter eine „phänomenale Entwicklung“. Heynckes ernannte Ulreich sogar jüngst zum „zweitbesten deutschen Torwart in der Bundesliga“ - hinter Manuel Neuer, der nach seinem Mittelfußbruch auf sein Comeback hinarbeitet.

Als „Mann des Jahres“ ist Ulreich in München schon tituliert worden, etwa von Präsident Uli Hoeneß. „In Leipzig war er richtungweisend für die gesamte Saison“, erinnerte Heynckes vor dem Halbfinale gegen Real noch einmal an das weit zurückliegende Pokalspiel im Herbst 2017, das die Bayern im Elfmeterschießen gewannen. Ulreich hielt damals den entscheidenden Versuch von Leipzigs Nationalspieler Timo Werner.

Reals Elfmeterschütze Nummer 1 ist Ronaldo. Macht Ulreich gegen den Portugiesen womöglich das Spiel seines Lebens? Beim Abschlusstraining am Dienstagvormittag war dem Neuer-Vertreter keine Nervosität anzumerken. Das dürfte sich bis zum Anpfiff ändern. Es ist erst sein zwölftes Champions-League-Spiel. Um zu sehen, was in der Allianz Arena auf ihn zukommt, reicht ein Blick in die Statistik: 150 Spiele, 120 Tore - das ist die Königsklassenbilanz von Ronaldo.