BVB mit Frust statt Vorfreude nach St. Petersburg
Dortmund (dpa) - Tiefschlag in der Bundesliga, Sternstunde in der Champions League - für Borussia Dortmund soll sich Geschichte wiederholen. Wieder einmal will der Vorjahresfinalist das internationale Rampenlicht nutzen, um sich von einem Rückschlag auf nationaler Bühne zu erholen.
Nach dem bedenklichen 0:3 in Hamburg sinnen die BVB-Profis im Achtelfinal-Hinspiel bei Zenit St. Petersburg auf Rehabilitierung. „Wir müssen bereit sein. In Hamburg waren wir nur bedingt bereit. Ich erwarte eine Reaktion“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor dem Abflug.
Selbst die anhaltende Personalmisere konnte die Zuversicht nicht trüben. „Wir können mit breiter Brust ins Achtelfinale gehen. Daran ändert auch diese Niederlage gegen den HSV nichts“, sagte Nuri Sahin. Und Kapitän Sebastian Kehl: „Wir sind gewarnt, es besser zu machen als in Hamburg. Aber wir werden jetzt nicht alles schlechtreden.“
Ein Blick in die jüngste Vergangenheit macht Mut. Nur drei Tage nach der 0:3-Heimschlappe gegen den FC Bayern gelang im November ein 3:1 über den SSC Neapel. Auch nach dem 0:1 gegen Leverkusen Anfang Dezember legte das Team in der folgenden Partie den Schalter um und zog mit einem 2:1 bei Olympique Marseille in das Achtelfinale ein.
Kummer über personelle Probleme ist die Borussia mittlerweile gewohnt. Auch nach der unerfreulichen Nachricht, dass Nationalspieler Sven Bender wegen einer Schambeinentzündung zehn Wochen pausieren muss, war kein Wehklagen vernehmbar. BVB-Trainer Jürgen Klopp nahm es am Montag sogar mit Humor: „Es ist wie so oft im Leben. Geht die Waschmaschine kaputt, ist am nächsten Tag auch der Trockner am Arsch.“
Immerhin kehrte der von einer Erkältung genesene Torjäger Robert Lewandowski am Montagabend ins Training zurück. „Es sah heute schon wieder sehr gut aus. Ich gehe davon aus, dass er spielen kann“, sagte Klopp vor dem Abschlusstraining am Montagabend im Petrowski-Stadion. Die Reise nach Russland hat auch Mats Hummels angetreten. Ob der zuletzt am Fuß verletzte Innenverteidiger damit eine Option für die Startelf ist, ließ Klopp jedoch offen: „Wir sehen nach dem Abschlusstraining weiter.“
Immerhin bleibt der Borussia ein Kräftemessen in einer für diese Jahreszeit üblichen Eiseskälte erspart. Bei der Landung am Montagnachmittag in St. Petersburg herrschten Plusgrade. Zum Anstoß im nur rund 22 000 Zuschauer fassenden Petrowski-Stadion werden Temperaturen um den Gefrierpunkt erwartet.
Nicht nur deshalb erscheint die Aufgabe für den BVB lösbar. Lediglich sechs Punkte ebneten Zenit den Weg ins Achtelfinale - mit einer derart dürftigen Ausbeute gelang das in der Geschichte der Champions League bisher noch keinem anderen Team. Dennoch glaubt BVB-Sportdirektor Michael Zorc nicht, bei der Auslosung den leichtesten Gegnern erwischt zu haben: „Wir werden nicht den Fehler machen, die Russen zu unterschätzen.“
Ein echtes Handicap ist für den russischen Double-Sieger von 2010 die lange Winterpause in der Heimat. Seit dem peinlichen 1:4 bei Austria Wien im letzten Spiel der Gruppe G am 11. Dezember gab es keine echte Wettkampfpraxis. Trotz der schwierigen Vorbereitung auf die Partie sind die Russen guter Dinge: „Wir haben auch in der vorigen Saison einen guten Kaltstart hingelegt und Liverpool ausgeschaltet“, sagte Zenit-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer dem „Kicker“. Als Tribünengast in Hamburg an der Seite von Trainer Luciano Spalletti bekam Beiersdorfer Anregungen, wie man das gefürchtete Umschaltspiel der Borussia unterbinden kann.
Erst zum zweiten Mal steht Zenit in der K.o.-Runde der Champions League. Um die Chancen auf einen Verbleib im Wettbewerb zu erhöhen, rüstete man in der Winterpause nach. So wurde der Angreifer José Rondón vom Ligakonkurrenten Rubin Kasan für 18 Millionen Euro verpflichtet. Darüber hinaus stehen Stars wie der ehemalige Münchner Anatoli Timoschtschuk und der Brasilianer Hulk für hohe Qualität. Dennoch sieht Spalletti sein Team nur als Außenseiter: „Dortmund ist einer der schwersten Gegner, den man sich vorstellen kann.“
Voraussichtliche Aufstellungen
Zenit St. Petersburg: Lodygin - Smolnikow, Hubocan, Lombaerts, Criscito - Faisulin, Witsel - Hulk, Schatow, Arschawin - Rondon
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer - Kehl, Sahin - Aubameyang (Hofmann), Mchitarjan, Reus - Lewandowski
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)