BVB via 0:2 in Madrid nach Wembley

Madrid (dpa) - Mit leidenschaftlichem Kampf, viel Fortune und einem überragenden Roman Weidenfeller hat Borussia Dortmund trotz eines 0:2 (0:0) bei Real Madrid den Traum von Wembley wahr gemacht.

Dank der starken Vorstellung des Torhüters überstand der BVB den Sturmlauf von Real Madrid und ebnete trotz eines in der Schlussphase dramatischen Halbfinal-Rückspiels den Weg zum deutschen Traumfinale in London. Die zwei Tore von Karim Benzema (83. Minute) und Sergio Ramos (88.) kamen für Madrid zu spät und reichten dem spanischen Rekordmeister nicht zum Fußball-Wunder in der Champions League.

Die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp, die mit dem 4:1 im Hinspiel den Grundstein zum zweiten Finaleinzug gelegt hatte, bewegt sich damit auf den Spuren der Helden von 1997. In Wembley winkt am 25. Mai nun gar das erste deutsche Finale in der Königsklasse, so denn der FC Bayern München beim zweiten Akt der deutsch-spanischen Festspiele beim FC Barcelona sein 4:0-Polster nicht mehr verspielt.

„Das ist außergewöhnlich, großartig. Nach hinten raus wurde es ein bisschen eng, aber es gibt Borussia Dortmund nur All Inclusive. Da ist alles dabei. Die 97er sind glücklicher ins Endspiel gekommen. Wir haben insgesamt 4:3 gewonnen und sind deshalb verdient ins Finale gekommen“, sagte Klopp und Großkreutz ergänzte: „Real hat richtig Druck gemacht, es wurde ganz schön spannend. Aber wir haben so eine geile Truppe. Das ist so ein geiler Verein. Wir haben es einfach verdient. Das kann man genießen.“ Real-Startrainer Jose Mourinho war dagegen enttäuscht: „Ich muss die Mannschaft loben. Sie hat ein richtig gutes Spiel gemacht.“ Gleichzeitig kritisierte Mourinho, dass Mats Hummels wegen eines vermeintlichen Handspiels zwanzig Minuten vor dem Ende nicht vom Platz gestellt worden war.

Vor 69 429 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabéu, darunter 8000 Dortmunder Anhänger, musste der BVB aber einige brenzlige Situationen überstehen, ehe unter den Augen des spanischen Königs Juan Carlos und von Bundestrainer Joachim Löw auf der Ehrentribüne der Final-Einzug besiegelt war. Denn nach den späten Toren drehte Madrid noch einmal mächtig auf.

Seit Tagen hatten die „Königlichen“ ihre Fans eingeschworen und große Europacup-Schlachten aus den 70er- und 80er-Jahren in Erinnerung gerufen, als hohe Hinspiel-Niederlagen wie beim 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach im Dezember 1985 (Hinspiel: 1:5) noch umgebogen worden waren. Und entsprechend ging es auch los in der Fußball-Kathedrale von Madrid. Angefeuert von den heißblütigen Fans setzte die Mannschaft von Mourinho den angekündigten Sturmlauf in die Tat um.

Es waren keine vier Minuten gespielt, als Roman Weidenfeller gegen den freistehenden Gonzalo Higuain eine erste Großtat vollbringen musste. Nach sieben Minuten gab es schon den vierten Eckball für Real. Und nur der schwachen Chancenverwertung des Tabellenzweiten der Primera Division sowie dem bärenstarken Weidenfeller war es zu verdanken, dass bei weiteren Großchancen von Ronaldo (13.) und Mesut Özil (15.) immer noch die Null stand.

Der BVB fand zunächst überhaupt kein Rezept gegen das hohe Tempo und den Dauer-Druck der Spanier. Zudem machten sich die Westfalen durch viele Fehlpässe im Spielaufbau und Unkonzentriertheiten in der Defensive das Leben selbst schwer. Und es kam noch schlimmer: Jungstar Mario Götze musste bereits nach 14 Minuten wegen einer Oberschenkelverletzung vom Feld. Bei ihm besteht der Verdacht auf einen Faserriss, womit ihm eine mehrwöchige Verletzungspause droht. Traurig ging der Nationalspieler vom Platz und wurde von Klopp in den Arm genommen, für ihn kam Kevin Großkreutz ins Spiel.

Damit war die Stammformation, die in exakt gleicher Besetzung Real im Hinspiel vorgeführt hatte, gesprengt. Zuvor hatte sich Außenverteidiger Lukasz Piszczek (Adduktorenprobleme) rechtzeitig fit gemeldet. Bei Real hatte Mourinho erwartungsgemäß eine offensivere Variante gewählt, als Leidtragender rutschte Sami Khedira aus der Startelf und wurde erst später eingewechselt.

Nachdem die Dortmunder eher mit Glück denn Geschick die Drangphase überstanden hatten, konnten sie sich ab der 25. Minute ein wenig aus der Umklammerung lösen und das Geschehen vom eigenen Tor weghalten. Die Madrilenen begegneten dem BVB dabei mit teils unfairen Mitteln, insbesondere Sergio Ramos fiel mit einigen vom englischen Schiedsrichter Howard Webb nicht geahndeten Ellbogenstößen unangenehm auf. Mit den vorhandenen Räumen wusste der BVB aber in der ersten Halbzeit nichts anfangen, so dass Torchancen quasi ausblieben.

Auch wenn der Geräuschpegel im Bernabéu-Stadion von Minute zu Minute abnahm, stand BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Sessel neben Juan Carlos die Anspannung ins Gesicht geschrieben. „Der König hat meine Hand gehalten und mich beruhigt“, scherzte Watzke beim TV-Sender Sky. Noch beruhigender wäre aber es aber gewesen, hätten die Dortmunder ihre Chancen nach der Pause besser genutzt. Dreimal Lewandowski, einmal dabei mit einem Lattenschuss (50.), und Ilkay Gündogan vergaben zwischen der 49. und 64. Minute beste Gelegenheiten. Von Real kam aber immer weniger, es machte sich gar Resignation breit, ehe der eingewechselte Benzema und Ramos mit ihren Toren für eine fulminante Schlussphase sorgten.