Champions League Das verflixte siebte Mal lässt den BVB ums Weiterkommen bangen

In der Champions League gewinnt Titelverteidiger Real Madrid im siebten Anlauf zum ersten Mal bei Borussia Dortmund. Cristiano Ronaldo trifft doppelt.

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Dortmund. Manchmal machen schon fünf mickrige Buchstaben den großen Unterschied aus. National ist Borussia Dortmund zurzeit das Maß aller Dinge und führt die Tabelle in der Bundesliga nach überwiegend beeindruckenden Spielen an. International hingegen rennt der BVB der Musik hinterher und muss nach dem verdienten 1:3 (0:1) gegen Titelverteidiger Real Madrid ernsthaft um den Einzug in die K.o.-Runde der Champions League bangen. Nach zwei Spieltagen steht die Mannschaft von Peter Bosz ohne einen einzigen Punkt da, hat sich damit für die verbleibenden vier Begegnungen unter massiven Erfolgsdruck gesetzt.

Ein paar Hundert Meter entfernt in der Westfalenhalle machte Showkönigin Helene Fischer das Publikum atemlos, im Stadion selbst blieb mehr als 65000 erwartungsfrohen Zuschauern erst mal die Spucke weg. Weil schon die Anfangsphase mitreißend war. Den Königlichen, natürlich ganz in Weiß angetreten, war nichts von der Schwäche anzumerken, welche sie derzeit in der Primera Division begleitet, wo man bereits mit sieben Zählern hinter Spitzenreiter FC Barcelona her hechelt.

Im Gegenteil: Madrid deckte die national zwar nicht unbekannte, aber noch nicht wirklich bestrafte Anfälligkeit der gerne weit aufrückenden BVB-Abwehr zu Beginn mit Schnellangriffen so deutlich auf, dass einem Angst und Bange werden konnte. Hatte Roman Bürki gegen Dani Carvajal noch prima pariert (11.) und Lukasz Piszczek wenig später in höchster Not gerettet (12.), so war es wenig später geschehen. Feiner Pass aus dem Halbfeld von Carvajal - und der walisische Nationalspieler Gareth Bale schloss traumhaft zum 1:0 für die Gäste ab (17.). Ein tolles Tor, bei dem die Defensive ganz schlecht gestaffelt war.

Davor hatte es einen Aufreger auf der anderen Seite gegeben, als Maximilian Philipps Hereingabe am Arm von Sergio Ramos gelandet war (14.). Eine sehr unnatürliche Abwehrhaltung des spanischen Nationalspielers. Schiedsrichter Björn Kuipers, holländischer Landsmann von BVB-Trainer Peter Bosz, entschied aber: keine Absicht! Zumindest diskutabel.

Dortmund hatte sich im Laufe der ersten Hälfte befreit und eine deutlich bessere Balance gefunden. Ohne dabei aber ansatzweise so häufig in die gefährlichen Zonen zu kommen wie man es zuletzt gewohnt gewesen war. Nationale und internationale Unterschiede eben. Und wenn es dann noch gegen den amtierenden Titelträger geht...

"Glorreiche 7 oder verflixtes 7. Mal" hatte das Stadionmagazin der Schwarz-Gelben titelnd gefragt. Die Antwort: Im siebten Anlauf gewann Madrid nach vergeblichen Bemühungen in den Jahren 1998, 2003 2012, 2013, 2014 und 2016 zum ersten Mal in Dortmund.

Vor den Augen von Real-Ikone Raúl und Bundestrainer Jogi Löw startete die Borussia mit einer Großchance in Durchgang zwei. Der sehr umsichtige und spielfreudige Mario Götze steckte auf Andriy Jarmolenko durch, dessen Weiterleitung auf Pierre-Emerick Aubameyang in letzter Sekunde von Raphael Varane verhindert wurde (47.). Das hätte es sein können. Schon zwei Minuten später wurde der Gastgeber aus allen Träumen gerissen. Der starke Bale setzte Cristiano Ronaldo ein - sollte das 2:0 (48.) gleichbedeutend mit einem Schock und eine Vorentscheidung sein? Nein, jetzt ging das Spektakel erst richtig los. Es wurde sogar mitreißend, weil Aubameyang mit seinem 1:2 (54., Vorarbeit Gonzalo Castro) neue Hoffnung brachte.

"Herzbeben" heißt einer der aktuellen Songs von Helene Fischer. Auch die Herzen der BVB-Anhängerschaft bebten. Parallelwelten von Kultschlagern und europäischem Spitzenfußball auf engstem Raum. Sollte da noch etwas gehen?

Jedenfalls war es längst ein Klassespiel, bei dem alles möglich schien. Bei den Gästen gab Toni Kroos zunehmend den Takt vor und initiierte immer wieder blitzgescheite Konter. Beim BVB sollten die eingewechselten Mo Dahoud und Julian Weigl ein Übergewicht im Mittelfeld herstellen. Es ging hin und her. Ja, Herzbeben. Aber kein Happy-End für den BVB. Weil Cristiano Ronaldo in der 79. Minute mit dem 3:1 alles klar machte. Internationaler Fußball eben und ein schmerzhafter Lernprozess für Dortmund.