Das Wunder Abidal: Nach Tumor fit fürs Finale
Barcelona (dpa) - Im Operationssaal kämpften die Ärzte vor zwei Monaten noch verzweifelt um das Leben von Eric Abidal, am 28. Mai kehrt der Franzose auf die ganz große Fußball-Bühne zurück.
Im Finale der Champions League trifft er an der Seite von Lionel Messi, Andrés Iniesta & Co. mit dem FC Barcelona auf Manchester United. Ein krönender Moment wäre das Endspiel für den 31-Jährigen sowieso gewesen - nach Abidals schwerer Krebserkrankung gilt das aber umso mehr. „Ich habe noch nie eine so schreckliche Situation erlebt: Es ging um Leben und Tod“, sagt der französische Nationalspieler.
Jetzt ist Abidal wieder da, sogar „so fit wie vor der Operation“, wie Barça-Regisseur Xavi Hernandez betont, „einfach verblüffend“ sei das. „Es war ein langer Weg, ich war zwei Monate weg und jetzt habe ich die Chance, dort dabei zu sein“, sagt Abidal. Mitte März war beim Franzosen ein Lebertumor diagnostiziert worden - Abidal kam unters Messer, der Krebs musste in höchster Not herausgeschnitten werden.
Seine Zukunft war ungewiss. „Zum Glück ging alles gut und ich konnte zurückkehren“, meint er jetzt. Hart sei die Zeit nach dem Schicksalsschlag gewesen - und hart habe er gearbeitet, habe er arbeiten müssen. „Psychisch bin ich stark gewesen“, resümiert er.
Einen Satz erwähnt Abidal seither oft: Dass es wichtig sei zu kämpfen. Immer und in jeder Lage, sei sie auch noch so ausweglos. Für die Anhänger der Katalanen und seine Teamkollegen ist Abidal schon jetzt der Held der Saison, obwohl er die entscheidenden Spiele im Frühjahr im Krankenhaus verfolgte. „Er hat gezeigt, dass er ein Beispiel für die gesamte Menschheit ist“, äußerste der spanische Nationalspieler Xavi. „Er repräsentiert Wettbewerbsfähigkeit, Erholung, Überwindung und auch den Willen, zurückzukommen.“
Bis zur Krankheit war Abidal Leistungsträger seines Teams - die vierte Saison bei den Katalanen war seine bis dato beste gewesen. Der Verteidiger spielte in typischer Barça-Manier einerseits mit aller Gelassenheit, andererseits auch äußerst abgeklärt. Das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion ist das Highlight schlechthin in Abidals Karriere. 2009, als der Club letztmals bis ins Finale im Wettbewerb mit den besten europäischen Teams einzog, fehlte er gesperrt. Diesmal könnte er spielen, sofern Trainer Josep Guardiola ihm das zutraut.
Abidal selbst ist bereit. „Ich fühle das“, sagt er. In den letzten vier bedeutungslosen Barça-Partien in der Primera Division kam der 1,86 Meter große Schlaks schon jeweils zu Kurzeinsätzen, im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid wurde er Anfang des Monats in der Schlussminute eingewechselt und frenetisch gefeiert. Auch in London möchte er auflaufen, „ob von Anfang an oder nur für ein paar Minuten.“
Egal, ob und wie lange Abidal spielt: Nach dem Willen der Barça-Bosse soll er auf jeden Fall bleiben. Der spanische Meister bot ihm nach Medienangaben eine Vertragsverlängerung bis 2014 an. Der Abwehrmann soll bereits zugestimmt haben. Und auch die Rückkehr in die französische Nationalelf steht bevor: Nationaltrainer Laurent Blanc nominierte ihn für das EM-Qualifikationsspiel am 3. Juni in Weißrussland und für zwei weitere Testspiele.