Deutsches Finale beflügelt Transfer-Fantasien

Berlin (dpa) - Neymar und Wayne Rooney wechseln ganz sicher bald zum FC Bayern, der BVB hat den neuen Mario Götze schon in Amsterdam gefunden - und Lionel Messis Ex-Stellvertreter könnte doch den HSV schmücken.

Im Fußball-Rausch um die Champions-League-Finalisten aus München und Dortmund haben Spieleragenten und Transfer-Spekulanten die Bundesliga als Abenteuer-Spielplatz entdeckt. Gerüchte um die bevorstehende Ankunft neuer Topstars aus dem Ausland, die noch vor wenigen Monaten niemand ernst genommen hätte, klingen in diesen Tagen schwarz-rot-goldener Euphorie gar nicht mehr so abwegig.

„Man kommt mit dem Kommentieren der Gerüchte nicht hinterher, deswegen lassen wir das“, sagt Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc schon etwas gequält. Fast täglich werden den Westfalen neue Hochkaräter angedient, den üppigen Einnahmen aus Champions League und Götze-Transfer sei dank. Der Däne Christian Eriksen, der Brasilianer Bernard, Christian Benteke von Aston Villa oder Jackson Martinez vom FC Porto sind die heißesten Spekulationsobjekte.

Der FC Bayern sah sich ebenfalls gezwungen, den immer neuen Nachrichten von der Transferbörse Einhalt zu gebieten. Brasiliens Wunderjunge Neymar hat schon unterschrieben? „Stimmt vorne und hinten nicht“, sagt Mediendirektor Markus Hörwick. Rooney hat seinen Kollegen in Manchester schon vom Wechsel an die Isar erzählt? „Es gab keinen Kontakt“, beteuert Sportdirektor Matthias Sammer.

Angeheizt wird die Gerüchteküche von den Lobeshymnen aus berufenem Mund. „Die Bundesliga muss genau so weitermachen. Ich bin nicht sicher, ob es die beste Liga ist, aber sie gehört sicher zu den besten drei“, urteilt Bayerns 40-Millionen-Königstransfer Javi Martinez. „Der deutsche Fußball war lange nicht so stark wie jetzt“, stellt auch der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld fest.

Kein Wunder, dass die Bundesliga im Werben um Spitzenkräfte aus aller Welt wieder bessere Karten hat. Volle Stadien, solide Finanzen, pünktliche Gehaltszahlungen und die Arbeit mit gefeierten Trainern wie Pep Guardiola und Jürgen Klopp - Argumente für einen Abstecher nach Germany gibt es genug. Das meinen auch Wirtschaftsexperten. „Das Champions-League-Finale läutet ein Jahrzehnt deutscher Vorherrschaft im europäischen Fußball ein“, sagt Emmanuel Hembert von der Beraterfirma A.T. Kearney. Wer will da nicht dabei sein?

Doch auch wenn der Markt den Bundesligisten offener denn je stehen mag, ein Kaufrausch im obersten Preissegment ist auch nach dem großen Spiel in Wembley nicht zu erwarten. Selbst der BVB ist seit der Fast-Insolvenz vor einigen Jahren von Fantasie-Transfers geheilt, die Konkurrenz ab Tabellenplatz drei übt aus Vernunftgründen sowieso den Verzicht. So fühlt man sich beim Hamburger SV zwar geschmeichelt von den Wechselgerüchten um den einstigen Messi-Klon Bojan Krkic. Wegen der knappen Kassen sei eine solche Verpflichtung aber schwer möglich, konstatiert Vereinschef Carl-Edgar Jarchow.

Und so werden die Fußball-Zauberer mit den schillernden Namen wohl auch diesmal am Ende in anderen Ligen ihre Kunst vorführen. Englands Erstligisten haben durch ihre TV-Milliarden noch immer dicke Geldkoffer, die Scheich-Spielzeuge Manchester City und Paris Saint-Germain gieren nach neuen Stars. Und die spanische Sonne in Madrid und Barcelona ist auch künftig nicht zu verachten. Spätestens mit ihrem bewunderten Siegeszug durch Europa haben die Bayern und Dortmunder allerdings bewiesen, dass das Geschäftsmodell Bundesliga auch ohne Transfer-Wahnsinn bestens funktioniert.