Dortmund zittert sich ins Achtelfinale
Marseille (dpa) - Happy End für Borussia Dortmund! Kevin Großkreutz hat die Notelf von Jürgen Klopp nach langem Zittern ins Achtelfinale der Champions League geschossen.
Das Dortmunder Urgestein erzielte drei Minuten vor Schluss den Siegtreffer des BVB zum 2:1 (1:1) beim punktlosen Schlusslicht Olympique Marseille und bescherte dem BVB zum Abschluss der Gruppenphase gerade noch das Weiterkommen. Bei einem Unentschieden wäre alles aus gewesen, nun zieht der BVB gar als Gruppensieger vor dem FC Arsenal und dem SSC Neapel (alle 12 Punkte) ins Achtelfinale ein.
Doch der Auftritt der Schwarz-Gelben war nichts für schwache Nerven, erst recht als plötzlich der SSC Neapel im Parallelspiel gegen den FC Arsenal in Führung gegangen war. Damit hätte den Dortmundern ein Unentschieden nicht mehr zum Weiterkommen gereicht. Doch Großkreutz erlöste den Dortmunder Anhang mit seinem Tor.
„Das war ein geniales Gefühl. Wir wären raus gewesen. Das ist eine Riesensache. Das haben sich alle verdient. Dabei habe ich den Ball gar nicht richtig getroffen“, sagte Matchwinner Großkreutz und auch Klopp war völlig außer sich: „Das fühlt sich super gut an, einfach geil. Das war ein nervenaufreibendes Spiel. Wir waren alle 30 Sekunden im Strafraum, irgendwann darf auch mal ein Ball reingehen. Wir hatten ein paar weniger schöne Tage, heute ist ein schöner. Den nehmen wir gerne mit.“
Beeinträchtigt durch den Ausfall von fünf Stammspielern taten sich die Dortmunder sehr schwer. Die Führung durch Robert Lewandowski aus der vierten Minute glich Souleymane Diawara aus (14.), nachdem Weidenfeller bei einem Freistoß von Dimitri Payet daneben gegriffen hatte. Anschließend rannte Dortmund auf das OM-Tor an, wobei die Gastgeber 56 Minuten in Unterzahl agieren mussten. Payet hatte wegen einer vermeintlichen Schwalbe vom kroatischen Schiedsrichter Marijo Strahonja die Gelb-Rote Karte gesehen, was eine äußerst harte Entscheidung für die Franzosen war.
Trotz aller Widrigkeiten geht der Dortmunder Traum von weiteren Festtagen wie im Vorjahr damit weiter. Zugleich dürfen sich die Dortmunder auf Zusatzeinnahmen von 3,5 Millionen Euro freuen.
Bei Klopp war im Stade Velodrome mal wieder Improvisationskunst gefragt. Zwar meldete sich Nuri Sahin trotz eines Außenband-Teilrisses im Knöchel kurzfristig mit einem „Beton-Tape“ (Klopp) rechtzeitig fit, doch in Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer, Ilkay Gündogan und Sven Bender fehlten gleich fünf Stammkräfte. Da der kurzfristig verpflichtete Routinier Manuel Friedrich zudem nicht spielberechtigt war, kam der erst 18-Jährige Marian Sarr zu seinem Debüt in der Champions League.
Doch als hätte es all die Enttäuschungen und Rückschläge der letzten Wochen nicht gegeben, legte der BVB einen Traumstart hin. Nach nur 206 Sekunden traf Lewandowski nach einem feinen Steilpass von Erik Durm zur Führung. Die erhoffte Sicherheit stellte sich im Spiel der Gäste aber nicht ein. Wie so oft in dieser Saison kassierte der BVB ein Gegentor nach einem Standard. Und dabei machte ausgerechnet der seit Monaten so zuverlässige Weidenfeller den Fehler, als Saber Khelifa vor dem Keeper an den Ball kam und an die Latte köpfte. Den Abpraller musste Diawara nur über die Linie drücken. Allerdings stand der Verteidiger im Abseits, der Treffer hätte nicht zählen dürfen.
In der Folgezeit besaßen die Dortmunder zwar weitgehend die Spielkontrolle, doch die Präzision fehlte. Hinzu kam ein Gegner, der sich ehrenwert aus der Königsklasse verabschieden wollte. Erst am Wochenende hatte sich OM nach neun Niederlagen aus den letzten 13 Pflichtspielen von Trainer Elie Baup getrennt, stattdessen übernahm Manager José Anigo interimsweise die Verantwortung. Der schüttelte den Kopf, als Payet wegen einer vermeintlichen Schwalbe vom Platz gestellt wurde. Zwar hob der Franzose spektakulär ab, eine Berührung von Sahin hatte es beim Zweikampf aber gegeben. Der BVB hätte sich auch nicht über einen Elfmeterpfiff beschweren dürfen.
Im zweiten Durchgang erhöhten die Dortmunder das Tempo und hatten gleich die große Chance zur Führung. Doch das Zuspiel von Henrich Mchitarjan auf den völlig frei stehenden Lewandowski war zu ungenau (46.). Kurz darauf scheiterten Jakub Blaszczykowski mit einem Kopfball und Marco Reus mit einem Pfostenschuss (57.).
Doch die größte Chance ließ Lewandowski liegen, als er den Torhüter schon umspielt hatte, den Ball aber neben das Tor setzte (67.). Und auch Reus traf aus drei Metern nicht das Tor (69.). Doch dann schaffte Großkreutz doch noch den Siegtreffer.